Vattenfall enthielt bei Netzverkauf offenbar Informationen vor
Der Energiekonzern Vattenfall hat dem Hamburger SPD-Senat offenbar wichtige Informationen vorenthalten. Interne Dokumente legen den Verdacht nahe, dass die Stadt kaum in der Lage war zu beurteilen, ob der an Vattenfall gezahlte Kaufpreis von mehr als 460 Millionen Euro für 25,1 Prozent des Strom- und Fernwärme-Netzes gerechtfertigt war. Als Beamte der Finanz- und der Stadtentwicklungsbehörde im Herbst 2011 im Datenraum der Vattenfall-Zentrale Unterlagen einsehen wollten, standen in den Regalen 28 Aktenordner. Üblich ist bei Geschäften dieser Größenordnung das Zehnfache und mehr. Zentrale Dokumente wie Jahresberichte fehlten, andere waren geschwärzt. Die Prüfer der Finanzbehörde urteilten für den Bereich Fernwärme: "Anlagenzustand lässt sich aus vorhandenem Material schwer ableiten. Keine Angaben zu Investitionen und Instandhaltung, allerdings lassen 117 Schäden im Netz in 2010 auf notwendige Instandhaltungsmaßnahmen schließen." Die Experten der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt bekräftigten das Votum ihrer Kollegen: "Die Informationen sind schwer, kaum oder gar nicht verwertbar." Doch die politische Spitze wischte die Bedenken beiseite. In einer Vorlage der Finanzbehörde aus dem November 2011 war von Mängeln nicht mehr die Rede. Man habe lediglich "Stichproben" geprüft, und dabei hätten sich "keine Anhaltspunkte" ergeben, misstrauisch zu sein. Vattenfall teilte mit, es habe "neben dem physischen Datenraum" einen "intensiven Konsultationsprozess" gegeben, in dem "alle erforderlichen Daten zur Verfügung gestellt wurden". Ein Sprecher der Finanzbehörde sekundiert: "Zum Zeitpunkt der Entscheidung lagen alle erforderlichen Unterlagen vor."