Weltmeister Deutschland Die heimlichen Sieger
Warum sind zahlreiche mittelständische Unternehmen aus Deutschland so erfolgreich? Was macht ihre Stärke aus? Viele dieser Firmen haben frühzeitig den Blick auf einen weltweiten Markt gerichtet, sie sind Gewinner der Globalisierung.
Dabei konzentrieren sich die meisten auf eine bestimmte Branche, auf eine Nische, die sie beherrschen wollen. Nach Ansicht von Unternehmensberatern wie Hermann Simon (Autor: "Hidden Champions des 21. Jahrhunderts") ist für viele Betriebe von Vorteil, dass sie in Familienbesitz sind. Familienunternehmen planen meist langfristig und sind nicht nur an kurzfristiger Rendite orientiert.
Eigentümer wie Angestellte verbindet ein besonderes Vertrauensverhältnis. Gutausgebildete Mitarbeiter mit großem Fachwissen, oft Ingenieure, werden langfristig an das Unternehmen gebunden. Durch intensive Kontakte zu ihren Kunden gelingt es den Firmen zudem, sowohl in der Entwicklung neuer Produkte als auch beim Service besonders innovativ zu sein.
3B Scientific
Stan heißt der Klassiker unter den Skeletten, die Hamburger Firma liefert ihn seit mehr als 50 Jahren an Krankenhäuser, Universitäten, Schulen. Heute hat das Unternehmen für anatomische Modelle mit seinen rund 600 Mitarbeitern, 400 davon im Ausland, rund 10.000 Artikel im Angebot, vom menschlichen Fußgelenk bis zum computergesteuerten Geburtssimulator. Der Umsatz liegt bei rund 40 Millionen Euro im Jahr, der Export macht 90 Prozent aus. Ziel des Familienunternehmens: "Wir wollen weltweit die Nummer eins sein und bleiben."
INGENIEURBÜRO STENGEL
Rauf und runter, durch Loopings und über Kopf - Achterbahnen sind die Attraktion in vielen Freizeitparks. Und egal, wo auf der Welt sie stehen, entwickelt wurden die meisten von dem kleinen Münchner Ingenieurbüro mit seinen zehn festen und einigen freien Mitarbeitern. Seit den sechziger Jahren haben die Techniker über 500 Achterbahnen und über 600 weitere Fahrgeschäfte geplant - für Disney World genauso wie für Phantasialand. Eines der aktuellen Modelle: die neue Holzachterbahn "Mammut" im Erlebnispark Tripsdrill (Foto). Zurzeit arbeitet die Firma an mehreren Bahnen für Parks in Dubai.
FLIGHT DESIGN
Anfang der neunziger Jahre fing Firmenchef Matthias Betsch an, sich Gedanken über ein neues Ultraleichtflugzeug zu machen, 1997 kam die Maschine dann mit der Bezeichnung CT 97 auf den europäischen Markt (im Bild die aktuelle Version CTLS). Heute liefert der ehemalige Drachenflieger mit 400 Mitarbeitern über 300 Flugzeuge im Jahr aus - und die Produktion soll sich in den nächsten zehn Jahren vervierfachen. Das Unternehmen beherrscht vom Leichtflugzeugmarkt weltweit 10, in den USA und Deutschland 20 Prozent. Als Absatzländer der Zukunft sollen Indien und China erobert werden. Der Firmensitz liegt bei Stuttgart, gefertigt wird teilweise in der Ukraine, Endmontage ist in der Nähe von Berlin.
RATIONAL AG
SelfCooking Center nennen die Marktstrategen der Rational AG ihren neuesten Ofen für die Großküche. Das Gerät soll auf Knopfdruck alles perfekt garen und kochen: ob Hähnchenbrust, Hering, Brokkoli oder Soufflés und Biskuits. Die bis zu 30 000 Euro teuren, hochtechnisierten Garmaschinen aus Landsberg am Lech finden sich in den Top-Hotels der Welt, in Kantinen, beim Militär, auf Kreuzfahrtschiffen, in Sterne-Restaurants. 2007 machte das Unternehmen mit seinen 1000 Mitarbeitern einen Umsatz von 337 Millionen Euro - 16 Prozent davon in Deutschland, 55 in Europa (ohne Deutschland), 14 in Amerika und 10 Prozent in Asien. Der Marktanteil der Rational AG liegt bei über 50 Prozent.
TRUMPF
Rund zwei Milliarden Euro Umsatz macht die Firmengruppe Trumpf pro Jahr, etwa 70 Prozent davon im Geschäft mit Lasern - vor allem um Metall zu schneiden, zu schweißen, zu markieren. Geführt wird das Unternehmen von Nicola Leibinger-Kammüller, 48: "Wir sind in den vergangenen 50 Jahren um durchschnittlich 15 Prozent pro Jahr gewachsen. Das soll sich auch in Zukunft so fortsetzen." Das schwäbische Unternehmen mit Hauptsitz in Ditzingen beschäftigt rund 8000 Mitarbeiter, 4500 davon in Deutschland, in 26 Ländern ist die Firma mit 51 Tochterunternehmen aktiv.
ORGELBAU KLAIS
Im Jahr 1882 gründete Johannes Klais seine eigene Orgelwerkstatt, heute wird der Familienbetrieb in vierter Generation von Philipp Klais geführt. Ihre Instrumente sind auf der ganzen Welt berühmt, sie werden gespielt im Kölner Dom genauso wie in Moskau, Peking, London, Singapur, Athen, Kyoto oder Caracas. Seit 100 Jahren beschäftigt die Firma gut 60 Mitarbeiter, wobei ein Teil von ihnen oft Monate irgendwo auf der Welt eine Orgel baut oder renoviert. Jedes einzelne Teil eines Instruments wird in der eigenen Werkstatt in Bonn hergestellt, über Generationen erworbenes Wissen und Können sind die Grundlagen des Erfolgs.
SCHWAN-STABILO
Die Unternehmensgruppe Schwan-Stabilo mit ihrer Zentrale in Heroldsberg bei Nürnberg hat sich ganz und gar der Welt der Stifte verschrieben. So ist etwa der 1971 eingeführte Leuchtmarker "Stabilo Boss" der meistverkaufte Markierstift weltweit. Insgesamt erwirtschaftet der Konzern, in fünfter Generation in Familienbesitz, rund 340 Millionen Euro Umsatz mit 3300 Angestellten, rund 1750 davon in Deutschland. Heute sind allerdings noch vor den Schreibstiften Kosmetikstifte der wichtigste Umsatzbringer: Knapp die Hälfte aller Eyeliner und Lipliner weltweit stammen vom Tochterunternehmen Schwan-Stabilo Cosmetics.
DEMAG CRANES AG / MERCK
Über 80 Prozent seines Umsatzes von etwa einer Milliarde Euro macht der Düsseldorfer Anbieter von Kran- und Hafentechnologie im Ausland, rund die Hälfte der knapp 6000 Mitarbeiter hat ihren Sitz dementsprechend außerhalb Deutschlands. Bei mobilen Hafenkränen ist das Unternehmen Weltmarktführer, zukunftsweisend bietet es auch vollautomatische Containertransportfahrzeuge. Wachsen will die Aktiengesellschaft in den nächsten Jahren vor allem in Indien, China, Russland und Brasilien.
MERCK
Mit seiner über 300-jährigen Geschichte bezeichnet sich die Darmstädter Firma als das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt. Heute beschäftigt es rund 31 000 Mitarbeiter in circa 60 Ländern. Neben Arzneimitteln stellt Merck auch Spezialchemikalien her, darunter Flüssigkristalle, die für Bildschirme von Fernsehern, PC-Monitoren, Mobiltelefonen oder Kameras benötigt werden. Kommen die digitalen Geräte selbst auch aus Fernost, bei den benötigten Flüssigkristallen erzielt Merck einen Weltmarktanteil von mehr als 50 Prozent. In seiner Sparte "Liquid Crystals" erreichte das Unternehmen eine sensationelle Umsatzrendite von 53,1 Prozent.