Ex-Spieler ziehen vor Gericht NFL soll Ärzte bezahlt haben, um Ansprüche von invaliden Ex-Profis zu umgehen

Lamar Jackson von den Baltimore Ravens (u.) im Tackle mit Joey Bosa von den Los Angeles Chargers
Foto: Patrick Smith / Getty ImagesZehn pensionierte NFL-Spieler haben Klage bei einem US-Bundesgericht in Baltimore gegen die Football-Profiliga eingereicht. Sie werfen der Liga vor, ehemalige Spieler, die um berechtigte finanzielle Hilfe aufgrund von Sportinvalidität kämpfen, absichtlich abgewiesen zu haben, um Kosten zu sparen. Das berichtet die »Washington Post«. Demnach habe die NFL betroffene Ex-Spieler zur Untersuchung zu von der Liga bezahlten Ärzten geschickt. Diese hätten bei den Ex-Profis dann häufig keine Einschränkungen feststellen können.
Die Klage wurde einen Tag nach Veröffentlichungen der »Washington Post« eingereicht, in denen die Zeitung darüber berichtete, dass sich der Invaliditätsplan der NFL mehrfach vor einer fairen Prüfung der Fälle gedrückt habe. Demnach soll es wiederholt Fälle gegeben haben, in denen medizinische Beweise ignoriert und Anweisungen von Bundesrichtern missachtet wurden.
Die NFL wies die Vorwürfe der »Washington Post« in einer Erklärung zurück und behauptete, noch nie »unsachgemäß« über Invaliditätsansprüche entschieden zu haben. Dabei hatte die »Washington Post« bereits berichtet, dass Richter in sechs Prozessen entschieden hatten, dass Ansprüche zu Unrecht abgelehnt worden waren. In drei weiteren Fällen wurden Probleme bei der Prüfung von Ansprüchen festgestellt.
Die Kläger gehen mit ihren Vorwürfen drei Tage vor dem Super Bowl an die Öffentlichkeit, nach einer Saison, in der vor allem zwei Vorfälle, den Fokus auf die Sicherheit der Spieler lenkten: Im September erlitt der Quarterback der Miami Dolphins, Tua Tagovailoa, seine zweite mutmaßliche Gehirnerschütterung innerhalb von fünf Tagen. Die Liga verschärfte daraufhin die Protokolle für Gehirnerschütterungen. Und im Januar erlitt Buffalo Bills Safety Damar Hamlin einen Herzstillstand, ein Vorfall, der ein Montagabendspiel beendete und die gesamte Liga kurzzeitig zum Stillstand brachte.
Anwalt Seeger hat bereits erfolgreich gegen die NFL geklagt
Zu den Anwälten auf Klägerseite gehört Christopher Seeger, der bereits die ab 2012 von Tausenden ehemaligen Spielern eingereichte Sammelklage verantwortete, in der sie behaupteten, die Liga habe sie nicht ausreichend vor den Gefahren von Gehirnerschütterungen geschützt. Im Rahmen des laufenden Vergleichs wurde bereits mehr als eine Milliarde Dollar an NFL-Pensionäre gezahlt, die an Demenz und anderen Hirnerkrankungen leiden, die auf wiederholte Kopftraumata zurückzuführen sind.
Bekanntester Mitkläger des aktuellen Verfahrens ist der ehemalige Star-Running-Back Willis McGahee, der zehn Saisons unter anderem bei den Baltimore Ravens und den Denver Broncos spielte. Nach seinem Rücktritt 2014 hatte er 2016 dauerhafte Invaliditätszahlungen bei der Liga beantragt, weil er nach eigener Aussage unter anderem unter Symptomen litt, die durch Gehirnerschütterungen ausgelöst worden seien.
Er sei von mehreren Ärzten untersucht worden, die laut Anklage hohe Summen von der NFL kassiert hätten. Keiner von ihnen diagnostizierte Beeinträchtigungen bei ihm. Sein Antrag wurde im November schließlich abgelehnt.