BBL-Saison wird fortgesetzt Basketball geht ins Risiko

Bayern gegen Alba - das war das Endspiel im Vorjahr unter "normalen" Umständen
Foto: Matthias Balk / DPAIn diesen Wochen haben die Kinder am meisten von Alba Berlin mitbekommen. Der Basketball-Bundesligist hat mit seiner digitalen Sportstunde dafür Sorge getragen, dass Kitakinder und Grundschüler auch in der Cornona-bedingten schulfreien Zeit kleine Fitnessübungen machen können, das Angebot bei YouTube hat teilweise sechsstellige Zugriffszahlen. Viele haben zugeguckt und daheim vor dem Computer mitgemacht.
Ob es auch ein solches Erfolgsmodell wird, wenn die Liga ihre Saison in Kürze fortsetzen will, ist dagegen noch offen. Zumindest will sie es probieren - in einer abgespeckten und ungewöhnlichen Version. Fünf Stunden berieten die 17 Erstligisten, bis die Entscheidung feststand: Zehn Klubs wollen weitermachen und den Meister 2020 ausspielen, für sieben Vereine ist die Spielzeit mit sofortiger Wirkung beendet, Absteiger gibt es in dieser Saison nicht. Bundesliga light.
Mit München, Ludwigsburg, Crailsheim, Berlin, Oldenburg, Vechta, Bamberg, Göttingen und Ulm sind neun der ersten Zehn der aktuellen Tabelle für den Rest der Spielzeit dabei, der Tabellenachte aus Würzburg verzichtet aufs Weiterspielen. Für die Würzburger springt Frankfurt ein - die Frankfurter gehörten schon im Vorfeld zu denen, die massiv eine Fortsetzung der Saison verlangt hatten. Geschäftsführer Gunnar Wöbke hatte sogar von einer "Riesenchance" gesprochen.
Mehr öffentliche Aufmerksamkeit wäre sicher
Dass nun die besten Teams der Liga ihren Meister ausspielen "erhöht natürlich den sportlichen Wert", sagt Ludwigsburgs Sprecher Lukas Robert dem SPIEGEL. Die Argumente der Teams, die weitermachen wollten, lagen auf der Hand: Die Spiele werden naturgemäß zwar ohne Publikum stattfinden, aber die Ausschüttung des TV-Geldes durch den übertragenden Rechteinhaber, die Telekom, sowie die Unterstützung des Ligasponsors ist damit erst einmal weiter gewährleistet.
Dass man dann womöglich neben dem Fußball die einzige Disziplin ist, die aktuellen Sport bietet, garantiert dem deutschen Basketball zudem eine gesteigerte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit - auch das kann sich mittelfristig auf das Sponsoring auswirken.
"Zunächst einmal sind wir sehr zufrieden, dass sich die Klubs für dieses sehr mutige Konsensmodell ausgesprochen haben", reagierte Bayern Münchens Geschäftsführer Marko Pesic in seiner Stellungnahme . Auch die Bayern hatten sich im Vorfeld vehement fürs Weiterspielen ausgesprochen, was aus der Perspektive eines Tabellenführers auch nachvollziehbar ist, was ihnen aber nicht nur Freunde geschaffen hatte. Andere Klubs argwöhnten bereits, hier werde an einer Lex Bayern gearbeitet.
Davon war am Montagabend allerdings nicht mehr die Rede, selbst die Vereine, für die Spielzeit jetzt vorbei ist, äußerten sich im Sinne der allgemein nach außen getragenen Harmonie. "Für uns bedeutet das heutige Saisonende zumindest eine gewisse Planungssicherheit und die gibt uns Optimismus, nun die Saison 2020/2021 anzugehen", sagte Martin Geissler, Geschäftsführer des MBC aus Weißenfels. Bei einigen der Vereine, die jetzt verzichten, laufen die Spielerverträge schon im Mai aus, sie hätten ohnehin kaum gewusst, wie sie den Spielbetrieb im Juni dann noch hätten aufrechterhalten können.
Politik trifft die Entscheidung
Ob es dazu tatsächlich kommen wird, dass weitergespielt wird, all das steht allerdings noch in den Sternen - denn letztlich entscheidet das nicht die Liga, sondern die Politik. Die BBL wird analog zum Fußball in den nächsten Tagen ein umfassendes Sicherheits- und Hygienekonzept vorstellen, daran wird, so Ludwigsburgs Sprecher Robert, bereits seit Längerem intensiv gearbeitet. Dadurch, dass Basketball in der Halle und nicht unter freiem Himmel gespielt wird, müssten die Anforderungen eines solchen Konzepts noch strenger sein als im Fußball.
Ohnehin sind viele Details noch offen und müssen jetzt erst erarbeitet werden: Wann kann es genau losgehen? Was ist mit den ausländischen Spielern, vor allem den zahlreichen US-Amerikanern, die seit Wochen in ihrer Heimat sind und bei ihrer Rückkehr nach Deutschland erst einmal in Quarantäne gehen müssten? Wie groß sind die Gesundheitsrisiken für die Spieler, die sich auf dem Feld naturgemäß extrem nahe kommen? All die Fragen, die beim Fußball Bedenken auslösen, stellen sich beim Basketball schließlich in ähnlicher Form auch. Da ist noch vieles offen, der Beschluss vom heutigen Montag hat insofern erst einmal nur Grundsatzcharakter.
Bisher sind die Planungen so, dass die Saison an einem einzigen Standort ausgespielt werden soll. Welcher das ist, das soll am kommenden Montag festgelegt werden. Gespielt werden soll in zwei Fünfergruppen, danach folgen Viertel- und Halbfinals, bevor der Meister im Endspiel ermittelt wird.
Anders als im Handball kein Streit
Die Basketballer gehen damit einen anderen Weg als zum Beispiel der Handball: Dort wurde die Saison abgebrochen und Tabellenführer THW Kiel zum Meister erklärt. Was nicht zuletzt deswegen auch für Unmut sorgte, weil in der Handball-Bundesliga der Frauen anders verfahren wurde: Hier wurden die führenden Dortmunderinnen nicht zum Meister gemacht, sondern die Saison annulliert.
Eine solche Ungleichbehandlung gibt es zwar auch beim Basketball, Streit ist deswegen aber auszuschließen. Die Basketballerinnen hatten bereits am 30. März die Saison vorzeitig für beendet erklärt - es war klar und Konsens, dass es keine Meisterin geben solle, unabhängig von der Entscheidung bei den Männern.
"Es könnte einen Push geben, die Scheinwerfer sind auf uns gerichtet", hatte Liga-Geschäftsführer Stefan Holz schon vor der Entscheidung gesagt. Die BBL "könnte zeigen, was für eine coole Liga sie ist". Betonung auf: könnte.