Basketball Schiedsrichter Barth offenbar wegen seines Barts diskriminiert

Weil Benjamin Barth sich weigert, seinen Bart abzurasieren, soll er keine Spiele in der Basketball-Euroleague mehr zugeteilt bekommen haben. Er drohte der Liga, den Vorfall öffentlich zu machen – die entschuldigte sich daraufhin bei Barth.
Schiedsrichter Barth

Schiedsrichter Barth

Foto: Hafner / Nordphoto / IMAGO

Der deutsche Basketball-Schiedsrichter Benjamin Barth sagt, er habe in der Euroleague ab einem gewissen Zeitpunkt keine Spiele mehr zugeteilt bekommen, weil er seinen Bart nicht abrasiert hat. Dies erzählte der 43-Jährige der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, die Diskussion mit der Liga dokumentierte er unter anderen mit Chatprotokollen aus dem Herbst 2021. »Stokes erklärte mir, dass Headcoaches und Sportdirektoren Bärte nicht mögen und sich darüber beschweren würden«, sagte Barth mit Bezug auf Richard Stokes, den Schiedsrichter-Chef der Euroleague.

Der deutsche Referee weigerte sich demnach auch nach mehrmaliger Aufforderung, seinen Bart abzurasieren. »Ich verstehe nicht, was das soll. Was für einen Unterschied macht es, ob ich mich rasiere oder nicht? Das ist eine Form von Diskriminierung. So gern ich Euroleague pfeifen würde, das kann ich nicht akzeptieren«, begründete der Münchner seine Entscheidung. Nach einem Handy-Chat mit Stokes, den man dem Wortlaut nach noch als Frotzelei gegen Barth hätte interpretieren können, habe der Schiedsrichter-Chef in einem Telefonat nachgelegt. Bei dem Gespräch, das Barth über die Freisprecheinrichtung im Auto führte, saß ein Journalist als Zeuge neben ihm. Demnach habe Stokes gesagt, dass Headcoaches und Sportdirektoren Bärte nicht mögen und dann gedroht: »Es wäre schade, wenn du die Euroleague deshalb verlassen müsstest.« In Europas höchster Basketball-Klubliga kam er fortan nicht mehr zum Einsatz.

Barth, der als einer der Schiedsrichter beim Bundesliga-Finalturnier im Juni 2020 pfiff, mit dem die von der Pandemie unterbrochene Spielzeit 2019/2020 abschloss, schaltete fortan Juristen ein und drohte der Liga, an die Öffentlichkeit zu gehen. Der Deutsche sagt, ihm gehe es nun nicht mehr um sich selbst, sondern dass es solche Vorfälle in Zukunft nicht mehr gebe. »Ob sich die Organisation wirklich ändert, muss man sehen. Aber es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit von diesem Vorgang weiß«, schilderte Barth, der in der Bundesliga mehr als 500 Partien geleitet hat.

Euroleague und Stokes entschuldigen sich

Nachdem Barth mit Öffentlichkeit gedroht hatte, hätten sich die Verantwortlichen der Euroleague in einem Brief geäußert, der der »FAZ« vorliege. Darin bezeichnen sie Stokes' Vorgehen demnach als »fehlgeleitet« und inakzeptabel. Barth bitten sie in dem Schreiben um Entschuldigung und bezeichnen seinen Bart als »gut gepflegt«. Ferner versicherten sie, dass fortan kein Schiedsrichter mehr vollrasiert bei einem Spiel erscheinen müsse. Ein Sieg für Barth auf ganzer Linie. Im selben Schreiben bittet Stokes für sein Vorgehen »aufrichtig um Entschuldigung«, es tue ihm »sehr leid«. Er wolle sich mit Barth treffen und nochmals »persönlich« bei Barth um Verzeihung bitten.

vgl/dpa
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