
Deutschland bei der Basketball-WM: "Das ist großer Mist"
Basketball-Aus Die Gründe für Deutschlands WM-Blamage
"Wir haben das beste Team, das Deutschland je hatte", hatte Bundestrainer Henrik Rödl seine Mannschaft vor der WM in China gelobt . Doch nach einer schwachen Leistung gegen Frankreich (74:78) und einem blamablen Auftritt gegen die Dominikanische Republik (68:70) ist diese vermeintlich beste deutsche Basketball-Nationalmannschaft der Geschichte bereits in der Vorrunde ausgeschieden.
Für den deutschen Basketball ist das auf zwei Ebenen ein schwerer Rückschlag. Da ist die sportliche Komponente: Der Mannschaft waren sogar Außenseiterchancen auf eine Medaille eingeräumt worden. Mindestens sollte das Turnier aber als eine Art Startrampe für die Heim-EM 2021 dienen, bei der Edelmetall geholt werden soll. Die WM-Leistungen dürften diesen Hoffnungen einen Schlag versetzt haben.
Die Video-Highlights zur Niederlage gegen die Dominikanische Republik:
Dazu kommt die Komponente für den Sport an sich. So wird es sicher keinen Basketball-Boom bis zur EM geben, diese Mannschaft konnte nicht so begeistern wie zuletzt die Handballer (Platz vier) oder Eishockey-Spieler (Platz sechs) bei ihren jeweiligen Weltmeisterschaften im Jahr 2019. Auch medial wurde womöglich eine große Chance nach dem starken sechsten Platz bei der EM 2017 vertan. Wie groß das Zuschauerinteresse an der WM nach dem deutschen Aus noch sein wird, ist fraglich.
Doch wie kam es zu diesem Debakel?
1. Die Verteidigung
Eigentlich sollte die Verteidigung der Trumpf sein. Tatsächlich aber wurden viele Fehler gemacht, die man von Spielern dieser Qualität eigentlich nicht erwarten würde. Zum einen blieb Dennis Schröder zu oft an gegnerischen Blocks hängen und ließ sich im Eins-gegen-eins ausspielen, wodurch die komplette Defensive zusammenbrach. Zum anderen gab es sowohl für die Franzosen als auch die Dominikaner zu viel Raum in Korbnähe. Eloy Vargas etwa schenkte dem DBB-Team von dort 14 seiner 16 Punkte ein.
Diese Schwäche hatte sich bereits vor dem Turnier angedeutet: "Wir müssen noch ein bisschen aggressiver und physischer in der Defense werden. Dort müssen wir uns noch steigern, um unsere Identität zu finden", hatte Danilo Barthel vor dem letzten Testspiel gegen Australien gesagt.
2. Die statische Offensive
Im Angriff war klar, dass sich alles um Schröder drehen würde. Er ist der einzige Spieler im Kader, der auf internationalem Niveau Abschlüsse für sich selbst kreieren kann. Das macht das deutsche Spiel natürlich leicht durchschaubar, wenn Schröder nicht das richtige Maß zwischen eigenem Abschluss und Pässen zu den Mitspielern findet. Einige seiner guten Anspiele wurden von seinen Teamkollegen allerdings verschwendet, so vergab der unglücklich agierende Paul Zipser einen wichtigen Korbleger gegen die Dominikanische Republik.
Und auch Schröders eigene Entscheidungsfindung war fragwürdig. Gegen die Dominikaner ging in der Schlussphase erst ein riskanter Alley-Oop-Pass auf Daniel Theis schief, kurz darauf rannte sich Schröder in zwei Gegenspielern fest.
Die Schuld liegt aber nicht allein beim 25-Jährigen. Der Ball wurde insgesamt zu selten bewegt, pro Angriff bekamen ihn meist nur zwei Spieler in die Hände, ehe der Abschluss gesucht wurde. Das gute und variable Passspiel aus der Vorbereitung war in China nur selten sichtbar. Auch von NBA-Profi Maximilian Kleber kam zu wenig. Gegen Frankreich traf er nur zwei seiner zehn Würfe, gegen die Dominikaner versuchte er es dann gar nicht mehr. Das Selbstvertrauen, das er in der vergangenen Saison bei den Dallas Mavericks gezeigt hatte, war weg.

Deutschland bei der Basketball-WM: "Das ist großer Mist"
3. Die Einstellung
In beiden Partien fehlte den Deutschen insbesondere zu Spielbeginn die nötige Intensität: Frankreich führte 14:0, die Dominikanische Republik 8:0 ehe Deutschland die ersten Punkte erzielte.
Besonders deutlich wurde dieses Manko gegen das Team aus der Karibik, einem krassen Außenseiter. Die Dominikaner holten trotz physischer Unterlegenheit mehr Offensivrebounds, jede gelungene Aktion wurde frenetisch bejubelt, von Minute zu Minute wurden sie sicherer. Währenddessen diskutierten die Deutschen teilweise eher mit dem Schiedsrichter als zurück in die Verteidigung zu sprinten. "Wir haben nicht genug gemacht, nicht genügend investiert", sagte Kapitän Robin Benzing nach dem zweiten Spiel "basketball.de": "Wir sollten uns schämen, dass wir heute nicht hungriger waren als sie."
Immerhin ist noch etwas Schadensbegrenzung möglich. In den Spielen um die Plätze 17 bis 32 geht es für Deutschland noch darum, sich die Teilnahme an einem der olympischen Qualifikationsturniere zu erspielen, um zumindest eine kleine Chance auf Tokio 2020 zu haben. Dafür sind nun Siege gegen Jordanien am Donnerstag (10.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL; TV: MagentaSport) und gegen Kanada und Senegal nötig. Nach den bisherigen Leistungen eine große Herausforderung.