USA bei der Basketball-WM Einer aus 54

Derrick White ist der einzige Spieler im WM-Aufgebot der USA, der auch in der Qualifikation zum Einsatz gekommen war
Foto: WU HONG/EPA-EFE/REXFür die Nationalmannschaft zu spielen ist eine ehrenvolle Aufgabe. Es ins Team USA zu schaffen, ist für US-Basketballer die ultimative Auszeichnung. Doch für Dutzende US-Profis hatte eine Nominierung in den vergangenen eineinhalb Jahren einen gewaltigen Haken, denn sie bekamen eine undankbare Aufgabe: die WM-Qualifikation spielen, obwohl schon feststand, dass sie selbst nicht für das Turnier nominiert werden.
Denn für die Weltmeisterschaft vertrauen die US-Amerikaner nur ihren etablierten NBA-Profis. Und so sind 53 der 54 Spieler, die in der Qualifikation zum Einsatz gekommen waren, am Mittwoch zum Zuschauen verdammt, wenn es für Titelverteidiger USA im Viertelfinale gegen Frankreich geht (13 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE; TV und Stream: MagentaSport). Aus dem WM-Kader war einzig Derrick White auch in der Qualifikation im Einsatz. Allerdings nur, weil er von seinem NBA-Klub für zwei Partien abgestellt worden war.
Schuld daran ist auch der Weltverband Fiba, der vor der WM den Qualifikationsmodus grundlegend reformierte. Es wurden Länderspiel-Fenster geschaffen, wie sie unter anderem aus dem Fußball bekannt sind. Die nationalen Ligen müssen für die Partien ihre Saison unterbrechen, die beiden besten Ligen der Welt, die NBA und die Euroleague, machen nicht mit. Und so blieben die besten Spieler bei ihren Klubs, während die zweite oder dritte Garde der Top-Nationen in der Qualifikation ranmusste. Die USA sind dabei noch gut weggekommen, Europameister Slowenien qualifizierte sich ohne seine NBA-Stars erst gar nicht für die WM.
Deutsches Team ebenfalls betroffen
Auch bei der deutschen Mannschaft kam es zu Härtefällen. Bastian Doreth und Karsten Tadda liefen zwar in allen zwölf Qualifikationsspielen auf, trotzdem wurden sie nicht einmal für den vorläufigen Kader nominiert. "Es war nicht unsere Idee, dass der Modus so sein würde", sagte Bundestrainer Henrik Rödl dem SPIEGEL vor der WM. Allen Spielern sei vorher mitgeteilt worden, dass eine solche Situation eintreten könne. "Gespräche mit Spielern zu führen, die dann nicht dabei sind, ist ein Teil meiner Arbeit, der nicht besonders schön ist."

Bastian Doreth (r.) in der Qualifikation gegen Griechenland
Foto: picture alliance/ DPADas bestätigt auch Doreth, der schon vor der EM 2017 als letzter Spieler gestrichen worden war, dem SPIEGEL. "Es war ein sehr kurzes Gespräch. Ich hatte damit schon ein wenig gerechnet und habe das dann so hingenommen", sagte der Profi vom Medi Bayreuth. "Auch, weil ich gemerkt habe, dass das dem Bundestrainer nicht leichtgefallen ist." Natürlich wäre es schön gewesen, zumindest im vorläufigen Kader dabei zu sein. "Letztlich war es aber fair vom Bundestrainer zu sagen, dass er ältere Spieler nicht einlädt, wenn er schon weiß, dass es nicht reicht."
Warum der 30 Jahre alte zweifache Familienvater trotz dieser möglichen Situation in allen zwölf Qualifikationsspielen dabei war? "Als Sportler tritt man an, weil man von sich überzeugt ist. Und ich habe mir am Anfang der Qualifikation gesagt, ich will bei der WM dabei sein." Tatsächlich spielte Doreth in der Qualifikation eine große Rolle, war Co-Kapitän der Nationalmannschaft und Leistungsträger. "Deshalb empfinde ich mich auch als wichtigen Teil, damit das Team überhaupt in China dabei sein konnte."
Die Qualifikation als mögliches NBA-Sprungbrett
Bei den US-Amerikanern waren es andere Gründe, warum sie sich an die undankbare Aufgabe machten. Sie sahen die Qualifikationsspiele auch als Chance, sich profilieren zu können. Dennoch sei es nicht einfach gewesen, Spieler zu rekrutieren, sagte der Trainer des Qualifikationsteams, Jeff van Gundy: "Sie müssen eben entscheiden, was am besten für ihre Karrieren ist." Für einige war das Team USA tatsächlich ein Sprungbrett in die NBA, wirklich etablieren konnte sich aber kein Spieler.
Eine Lösung für die Situation ist indes nicht in Sicht. NBA und Euroleague wollen auch weiterhin keine Spieler abstellen, die Fiba hält an den Länderspiel-Fenstern fest. Und so werden auch bei künftigen Qualifikationsspielen wieder Profis aus der zweiten Reihe angefragt werden.
Für Deutschland ergibt sich dabei eine besondere Situation, als Ausrichter ist man sicher bei der EM 2021 dabei, in der Qualifikation tritt das Team dennoch außer Konkurrenz an. Keine reizvolle Aufgabe für einen Routinier. Wäre er dennoch wieder dabei, wenn sich der Bundestrainer bei ihm melden würde? "Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt", so Doreth. Ausschließen will er es zumindest nicht. Zu groß ist der Reiz, das Nationaltrikot zu tragen.