Fotostrecke

USA bei der Basketball-WM: Die Stars sitzen draußen

Foto: Saeed Khan/ AFP

USA bei der Basketball-WM Die Welt ist nicht genug

Bei der Basketball-WM in China sind die USA ausnahmsweise verwundbar, das zeigte die erste Niederlage seit 13 Jahren. Dem Team fehlt es an Superstars, weil denen Olympia wichtiger ist.

Die Basketballnationalmannschaft der USA ist kein Dream Team. Sie ist keine Auswahl von Superstars wie 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona, als Ikonen wie Michael Jordan und Magic Johnson die Konkurrenz dominierten und Gegenspielern Autogramme geben mussten. Bei der Weltmeisterschaft, die derzeit in China ausgetragen wird, tritt die US-Auswahl unter anderen Voraussetzungen an.

Das Team besteht zwar weiterhin aus exzellenten Spielern und ist Titelkandidat, doch MVP-Kandidaten wie James Harden und Anthony Davis sagten ab, Spieler wie Bradley Beal und Tobias Harris zogen ihre Zusagen wieder zurück. In der Vorbereitung gegen Australien gab es die erste Niederlage seit 13 Jahren. Am Nachmittag kommt es zum Duell mit der Türkei (14.30 Uhr).

Der Kader weckt Erinnerungen an Turniere, bei denen das US-Team weniger dominant war, etwa bei der Heim-WM 2002 in Indianapolis. Dort scheiterten die Gastgeber im Viertelfinale an Jugoslawien und wurden Sechster - die schlechteste Platzierung der amerikanischen WM-Historie. Die Leistungsträger waren Profis wie Reggie Miller, damals 37 Jahre alt, Jermaine O'Neal und Paul Pierce - Stars, aber nicht die absolute Elite.

Olympia ist wichtiger

Was sind die Gründe für die unverhältnismäßig vielen Absagen? Am Trainerstab dürfte es nicht liegen. Die größten Stars stehen bei den USA an der Seitenlinie. Gregg Popovich (San Antonio Spurs) und Steve Kerr (Golden State Warriors) zählen zu den erfolgreichsten Coaches seit der Jahrtausendwende.

Neben Verletzungen spielten für einige Spieler auch private Gründe eine Rolle, Bradley Beal etwa sagte wegen der bevorstehenden Geburt seines Kindes ab. Für andere wie Harden und Davis, die als Führungsspieler vorgesehen waren, ist die Erholung von der vergangenen und die Vorbereitung auf die kommende NBA-Saison wichtiger. Sogar das 20 Jahre alte Talent Marvin Bagley III. von den Sacramento Kings zog es vor, sich auf die Saisonvorbereitung zu konzentrieren. Kurios wirkte die Absage seines Teamkollegen De'Aaron Fox, der sich im letzten Moment gegen eine Teilnahme entschied, nur knapp zehn Stunden bevor das Flugzeug der US-Mannschaft zu einem Testspiel nach Australien abhob.

Fotostrecke

USA bei der Basketball-WM: Die Stars sitzen draußen

Foto: Saeed Khan/ AFP

Dass der WM-Kader der USA nicht die Qualität des Olympia-Teams hat, hat Tradition. Die Goldmedaille der Olympischen Spiele ist prestigeträchtiger, als "World Champions" bezeichnen die Amerikaner umgangssprachlich schon den NBA-Meister. Bei Weltmeisterschaften kommen traditionell eher Jungstars zum Einsatz, die auf dem Sprung zur Elite sind und nicht bei Titelanwärtern spielen. Heutige Superstars wie Kevin Durant (2010) und Stephen Curry (2014) nahmen vor ihrem endgültigen Durchbruch in der NBA an Weltmeisterschaften teil.

Doch auch vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Auswahl schwächer als bei den Turnieren 2010 und 2014. Mit Kemba Walker und Khris Middleton fahren nur zwei Spieler mit nach China, die vergangene Saison als NBA-Allstars ausgezeichnet wurden. Zum Vergleich: Bei der WM vor fünf Jahren waren es fünf, darunter Curry und Harden.

"Warum sollten sie kommen wollen?"

Trotz des relativ schwachen Kaders ist es gut möglich, dass die USA zum dritten Mal in Folge den Titel holen. Athletisch sind sie jedem Team überlegen und in der Breite haben sie nach wie vor die höchste Qualität. Zuletzt schied das US-Team bei der WM 2006 in Japan vorzeitig aus, damals gab es eine Halbfinal-Niederlage gegen Griechenland und Platz drei. Seitdem holten die USA zwei WM-Titel (2010 und 2014) und dreimal Olympiagold (2008, 2012 und 2016) - ohne ein Spiel zu verlieren.

Die Konkurrenz weiß, dass die US-Basketballer nur in voller Stärke anreisen, wenn sie müssen. "Warum sollten sie sich sorgen? Warum sollten sie kommen wollen?", sagte der französische Nationalspieler Evan Fournier "L'Équipe": "Solange wir sie nicht fertigmachen, werden sie nicht motiviert sein." Dieses Szenario ist durchaus realistisch, so verwundbar wie jetzt waren die USA seit langer Zeit nicht mehr.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren