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WELTMEISTERSCHAFT Bier in der Pause

aus DER SPIEGEL 18/1964

Was Fußball für Brasilien und Judo für Japan, Baseball für die USA und Kricket für England, das bedeutet Badminton für Dänemark. »Badminton -Stars sind für die Dänen wichtigster Exportartikel neben Butter und Eiern«, erklärte der Trainer im westdeutschen Federball-Verband Willy Suhrbier.

Auf ihrer langen Siegesliste fehlt Dänemarks Badminton-Spielern nur noch ein Erfolg im Thomas Cup, der im Mai 1964 in Tokio ausgetragen wird. »Unsere Chance war noch nie so groß«, behauptete der fünfmalige dänische Weltmeister Erland Kops.

Der Thomas Cup für Nationalmannschaften ist ebenso wie die Internationalen Meisterschaften von England für die Einzel- und Doppelwettbewerbe im Badminton ranggleich mit Weltmeisterschaften.

Seit 1958 verdrängten Dänen die bis dahin führenden Malaien und Indonesier. Von 21 möglichen Weltmeisterschaften gewannen die Dänen seither 17 im Herren-Einzel, Herren-Doppel und Gemischten Doppel.

Im Land selbst wurde Badminton zum Volkssport. Den 35 000 eingeschriebenen Spielern stehen fast überall vereinseigene Badminton-Hallen zur Verfügung, in Kopenhagen allein 25.

Schon Kinder im Alter unter zehn Jahren tragen besondere »Puslinge« -Meisterschaften aus. »Vierzehnjährige Dänen sind vielfach technisch perfekter als die besten deutschen Spieler«, staunte Verbandstrainer Willy Suhrbier.

Weltmeister Erland Kops, 27, und Finn Kobberö, 27, siebenfacher Weltmeister im Doppel, trainieren seit 20 Jahren Sie behaupten sich gegen die Weltklasse, obwohl sie modernes Konditionstraining mit Gewichten und Bleiwesten ablehnen.

Nicht einmal während des Turniers verzichten sie auf Zigaretten und Bier. Kops: »Ich schätze trotz Leistungssport die Freuden des Lebens.« Kobberö trinkt in den Spielpausen bis zu fünf Flaschen Bier.

Einzig um den erstmals 1949 ausgespielten und im Dreijahres-Rhythmus ausgetragenen Thomas Cup bemühten sich die dänischen Weltmeister bisher vergebens.

Dazu fehlte es ihnen weniger an Spielstärke als an klimatischer Anpassungsfähigkeit. Der Gewinner (seit 1949 Malaya und Indonesien) darf den Cup im eigenen Lande verteidigen. So scheiterten die Dänen im malaiischen Kuala Lumpur und in Singapur ebenso wie 1961 in der indonesischen Hauptstadt Djakarta an dem ihnen ungewohnten Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit und tropischer Hitze. »Malaya ist die reine Hölle«, klagte Kobberö.

Doch für 1964 trat Indonesien wegen des politischen Zwistes mit dem neugegründeten Staat Malaysia sein Austragungsrecht an Tokio ab. Dort erreicht die Durchschnittstemperatur im Mai höchstens 21,5 Grad. In Djakarta hätten die Dänen mit 30,5 Grad Hitze und

neun Prozent höherer Luftfeuchtigkeit rechnen müssen.

Triumphiert Kobberö: »Diesmal werden wir den Cup bekommen. Und dann behalten wir ihn auch!«

Badminton-Weltmeister Kobberö Dänen gespannt

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