Bobby sei Dank
Der neue Schachweltmeister Garri Kasparow, 22, flog vergangene Woche nicht, wie sowjetische Funktionäre wünschten und viele Fans hofften, mit »Aeroflot« in die Schweiz, sondern mit »Cobra Mk III« in den Weltraum, den Treibstoff für sieben Lichtjahre an Bord.
Der Sieger des Moskauer Titelkampfes, einer Weltmeisterschaft der Superlative (siehe Kasten Seite 223), überläßt es dem Verlierer Anatolij Karpow, 34, bei der Mannschaftsweltmeisterschaft in Luzern für die Sowjet-Union am ersten Brett zu spielen.
Kasparow ist aus Moskau in seine Heimatstadt Baku am Kaspischen Meer zurückgekehrt und entspannt sich dort unter anderem an seinem englischen Heimcomputer Acorn bei dem Weltraumspiel »Elite«, dessen Regeln man in etwa einer Woche lernt und das auch nach einem Jahr noch immer nicht zu Ende ist.
Bei dem Computerspiel, das seine Erfinder - die englischen Studenten David Braben und Ian Bell - zu Millionären machte, geht es darum, ein Raumschiff (laut »Flughandbuch« für »Handel, Kampf und Vergnügen gleichermaßen geeignet") durch acht Galaxien zu steuern, gegen Piraten und Banditen zu verteidigen und beim Handel auf 2000 Planeten, die angeflogen werden können, »ein Vermögen zu machen«.
Eine Diskette mit diesem Spiel schickte der Hamburger Schach- und Computerexperte Frederic Friedel dem angehenden Weltmeister vor knapp einem Jahr nach Baku. Als Kasparow Ende Mai/Anfang Juni in Hamburg Gast des SPIEGEL war und seinen Freund Friedel besuchte, erwies er sich zwar an dessen Computer als »Elite«-Fan, zugleich aber noch immer als Anfänger.
Zwischen den beiden WM-Matchs, dem im Februar abgebrochenen und dem zweiten, das Anfang September begann und vorletzten Sonnabend zu Ende ging, vergnügte sich das Schachgenie zwar oft für ein bis zwei Stunden bei einem seiner zwei Dutzend Computerspiele; aber meist ließ Kasparow auf dem Bildschirm nur Frösche über belebte Straßen hüpfen oder Meteoriten im Weltall zerknallen. »Elite« als das anspruchsvollste und zeitraubendste Spiel stellte er bis nach der Weltmeisterschaft zurück.
Ob sich Kasparow wie Friedel, wie dessen Sohn Martin, 10, und wie bislang nur einige hundert von etwa 180 000 Käufern des Spiels in die höchste Stufe emporspielt und ins »Elite«-Korps aufgenommen wird, steht dahin.
Denn der jüngste Weltmeister der Schachgeschichte hat dafür wahrscheinlich zu wenig Zeit. Er will ein Vermögen machen, aber nicht in einem fiktiven Weltraum und in »Credits«, der Währungseinheit beim »Elite«-Spiel, sondern in den harten Währungen dieser Welt.
Schon sein Vorgänger Karpow brachte es zum Rubel- und sogar zum Devisenmillionär, und Kasparow wird ihn vermutlich auch auf diesem Feld binnen kurzem übertrumpfen.
Denn Kasparow ist nicht nur der »Boris Becker des Schachs«, wie etliche Zeitungen nach seinem Titelgewinn schrieben; er ist zugleich auch sein eigener Tiriac.
Als erste erfuhren dies die Hamburger Redakteure des Dritten Fernsehprogramms, die während des Moskauer Titelkampfes allwöchentlich eine Sendung »Schach dem Weltmeister« produzierten. Für ein Interview unmittelbar nach der WM vereinbarte Kasparow mit ihnen schon im Mai ein Honorar von 5000 _(Im Juni 1985 in Friedels Wohnung in ) _(Hollenstedt bei Hamburg. )
Mark, falls er verliere, und von 10 000 Mark, falls er gewinne.
Das Interview sollte in der vorigen Woche geführt und gesendet werden. Es kam dann aber doch nicht zustande, weil dem TV-Schachmatador Helmut Pfleger und seinem Team die Visa für Moskau verweigert wurden.
Das war die zweite unverschuldete Panne in der Reihe »Schach dem Weltmeister«. Eine Woche zuvor hatte Bundespräsident Richard von Weizsäcker nach der Lektüre eines SPIEGEL-Artikels (Heft 44/1985) einen Auftritt abgesagt. Der Grund, nicht offiziell genannt, aber aus dem Präsidialamt zu hören: Dem Staatsoberhaupt war es zu genant, mit dem in dem Artikel erwähnten Photomodell Brigitta Cimarolli in derselben Sendereihe aufzutreten, weil die österreichische Schöne für Werbephotos nackt am Schachbrett posiert und sich in einem »Zeit«-Interview den Weltmeister Karpow ins Bett gewünscht hatte ("Mein Gott, wenn ich einmal mit ihm schlafen könnte").
Ähnlich wie die NDR-Redakteure wird es fortan jeder, der mit dem neuen Weltmeister Kasparow verhandelt, mit einem cleveren Geschäftsmann zu tun haben.
Das werden als nächste wahrscheinlich die Funktionäre des Weltschachbundes (Fide) und des sowjetischen Schachverbandes sein, wenn es darum geht, unter welchen Bedingungen im Frühjahr 1986 der Revanchekampf um die Weltmeisterschaft gespielt wird.
Denn das gerade beendete 24-Partien-Match hat Kasparow und Karpow nicht soviel eingebracht, wie ihnen nach dem Reglement zustand:
Die Fide und der sowjetische Schachverband, der die WM veranstaltete und finanzierte, kürzten das Preisgeld von 1,6 Millionen Schweizer Franken um 24 Prozent gleich 384 000 Franken, die an einen Fide-Fonds für Entwicklungshilfe gezahlt wurden. Außerdem überwies der sowjetische Verband den beiden Spielern statt der 1,2 Millionen Franken, die ihnen auf dem Papier blieben (696 000 für den Sieger Kasparow, 520 000 für den Verlierer Karpow) nur Rubel auf ihre Konten.
Mehr Geld als bei den offiziellen Wettkämpfen kann und will Kasparow bei privaten Veranstaltungen und in der Werbung verdienen, und er ist entschlossen, sich so teuer wie möglich zu verkaufen. Seines Marktwertes ist er sich bewußt, den er vielleicht über-, aber gewiß nicht unterschätzt.
Dieser Marktwert wird nicht nur durch die genialen Partien, die er spielt, und den Titel bestimmt, der ihn schmückt.
Kasparow ist der erste Weltmeister, der öffentliche Auftritte nicht scheut, sondern genießt. Er lebt auf, wenn Kameras klicken oder surren und wenn Mikrophone aufgestellt werden. Überall strahlt er jenes leicht übersteigerte Selbstbewußtsein aus, das in jedem Showgeschäft zum Star gehört.
Das zeigte sich während seines knapp zweiwöchigen Hamburg-Aufenthalts, als er mit Prominenten smalltalkte und mit einem Schachpsychologen druckreif fachsimpelte, mit Computerfreaks stundenlang Erfahrungen austauschte, vor Fernsehkameras Statements so präzise abgab wie ein Politiker und unmittelbar nach mehrstündigem Simultanspiel gegen 32 Computer deren Schwächen brillant analysierte.
Und noch deutlicher führte er seine Starqualitäten in Moskau vor, als sich der Wettkampf dem Ende näherte und sein Sieg abzusehen war.
Als die 19. Partie nach fünf Stunden vertagt wurde, steckte Kasparow seinen nächsten Zug nicht nur - wie üblich - in einen Umschlag, sondern führte ihn auch mit großer Geste dem Publikum vor: Er reckte seine Dame hoch, bevor er sie zum tödlichen Schach niedersetzte. Kein Popstar, kein Operntenor hätte sein Publikum zu größerem Beifallssturm hinreißen können.
Als der Sieg in der allerletzten Partie und damit der Titelgewinn sicher war, genügte ein triumphierender Blickwechsel zwischen Sohn Garri auf der Bühne und Mutter Klara im Saal, um »Garri, Garri«-Ovationen noch vor Karpows letztem Zug auszulösen. Stehend applaudierten die Zuschauer minutenlang dem neuen Meister - Szenen, wie sie sich in Moskau bis dahin nur im Bolschoi-Theater und - weniger spontan - im Obersten Sowjet abgespielt hatten.
Wer Kasparow kennt, hält es auch nicht für einen Zufall, daß gerade rechtzeitig vor seinem großen Triumph der Name einer Frau an seiner Seite bekannt wurde und in die Zeitungen kam. Es ist die Schauspielerin Marina Nejolowa, die im Moskauer »Sowremennik«-Theater insbesondere in großen Tschechow-Rollen auftritt und auch schon einige Male vor der Filmkamera stand.
Der Reporter der Londoner »Financial Times« nannte die beiden überschwenglich »das bezauberndste Paar Moskaus«, und der Korrespondent der »Stuttgarter Zeitung«, der Kasparows Freundin als »einigermaßen überkandidelt, aber wunderbar begabt und sehr attraktiv« beschreibt, sieht in der Verbindung für den jungen Weltmeister aus dem fernen Baku »einen Adelsbrief und die Einbürgerung in die Kulturelite der Hauptstadt«.
Der neue Weltmeister hat gute Chancen, seinen Titel 10, 15 oder sogar 20 Jahre zu behalten und in dieser Zeit zum mehrfachen Millionär zu werden. Das beste Schachalter wird gemeinhin erst mit 30 Jahren erreicht und geht mit 40 Jahren zu Ende.
Derzeit besitzt nur der von ihm entthronte Karpow seine Spielstärke, doch es ist - wie die Schachgeschichte lehrt - nicht sicher, daß er sie nach dem verlorenen Titelmatch behält.
Zwar konnte der erste Nachkriegs-Weltmeister Michail Botwinnik seinen _(SPIEGEL-Titel 32/1972. )
Titel zweimal zurückgewinnen, aber seither ist keinem der weiteren fünf Weltmeister vor Karpow ein Comeback gelungen, so sehr sie sich auch - abgesehen von Bobby Fischer - jahrzehntelang darum bemühten.
Der Titel eines Weltmeisters bringt sechsstellige Jahreseinnahmen, der Verlust reduziert sie mindestens um die Hälfte. Schon deshalb ist der Titel so umkämpft, als gehe es um Leben und Tod, und ungehört verhallten Mahnungen wie zuletzt diejenige der Moskauer Zeitung »Sowjetskaja Rossija«, Kasparow und Karpow sollten bedenken, Schach sei »ein Bestandteil der Kultur und kein Kriegsspiel«.
Daß heutzutage Spitzenspieler gut und Weltmeister üppig verdienen, verdanken sie nicht nur der eigenen Tüchtigkeit. Den Gedanken, daß auch Schachprofis für ihre Leistungen angemessen honoriert werden müssen, setzte das Jahrhundertgenie Bobby Fischer in Forderungen um, die seinerzeit horrend erschienen.
1972 machte das Honorar von 250 000 Dollar Schlagzeilen, das Fischer und Spasski für ihren Titelkampf im isländischen Reykjavik erhielten. Nie zuvor war eine auch nur annähernd so hohe Summe für irgendein Schachmatch gezahlt worden.
Damals stiegen die Honorare auch für Turnier- und Simultanveranstaltungen sprunghaft an, und der Trend setzte sich nach Fischers Rückzug aus dem Schachleben fort.
Vor Fischers großer Zeit bekam zum Beispiel der Weltmeister Spasski für eine Simultanveranstaltung 400 Dollar, heute kassiert Karpow fast das Zehnfache.
Fischer träumte bis zu seinem Sieg in Reykjavik vom großen Geld: Wie ein Schachturm solle das Schloß aussehen, das er sich vom besten Architekten der Welt bauen lasse; nur im Frack oder Smoking dürfe der Schachklub betreten werden, den er einrichte; gigantisch würden die Honorare sein, die er überall auf der Welt verlangen könne.
Aber der Amerikaner verteidigte seinen Titel nicht und überließ ihn kampflos seinem Nachfolger Karpow, er spielte öffentlich keine einzige Partie mehr und verschenkte und verbrauchte sein gesamtes Vermögen. Er verschwand im Untergrund, nach Gerüchten lebt er seit Jahren von den Almosen mitleidiger Witwen.
In den letzten Jahren machte der neue Star Kasparow dem Weltmeister Karpow bereits Konkurrenz. Seine Bücher verkauften sich besser, weil seine Partien mehr Angriffe, Kombinationen und Opfer bieten und deshalb viel öfter nachgespielt werden als die für Karpow typischen Partien, bei denen er sich Zug für Zug minimale Vorteile verschafft und sich auf dem Brett fast nichts ereignet.
Zur großen Wende aber wird es erst in den nächsten Monaten kommen. Denn für Veranstalter von Turnieren, für Hersteller von Schachcomputern und für Verleger von Schachbüchern ist der Erste weit attraktiver als der Zweite, mögen sie sich in der Spielstärke auch kaum unterscheiden.
»Würde ich mit dem Ex-Weltmeister werben«, meint ein Fabrikant von Schachcomputern, »so würden die Leute doch denken, auch mein Produkt sei von gestern.«
Wer einen Weltmeister für ein Turnier verpflichten will, muß ihm zusätzlich zum hohen Siegpreis ein weit höheres Startgeld bieten als anderen Spielern der Weltspitze.
Geht es um Simultanveranstaltungen, so werden künftig für Karpow ohnehin nur Angebote übrigbleiben, die der neue Weltmeister ablehnt. Denn Karpow hat noch nie gegen mehr als 20 Gegner gespielt, Kasparow noch nie gegen weniger als 30. Und der junge Champion würde wahrscheinlich auch 40 oder 50 Gegner akzeptieren.
Zudem will sich Kasparow noch weitere Einnahmequellen erschließen.
Zwar überschätzte er sich, als er Anfang Juni in der Hamburger »Zeit«-Redaktion mehr bieten wollte als irgendein Schachspieler vor ihm. Er spielte »blind«, also ohne irgendein Brett zu sehen, gegen zehn Gegner und gestand sich selbst (das sollte das Novum sein) für alle Partien nur eine Bedenkzeit von insgesamt zwei Stunden (etwa 15 Sekunden pro Zug) zu. Doch er brauchte weit mehr Zeit, einige Uhren mußten zurückgestellt werden.
Mit seinen Blindsimultanvorstellungen nimmt er eine Tradition wieder auf, die zuletzt von dem Weltmeister Aljechin - einem russischen Emigranten - gepflegt wurde. Berühmt wurde eine Veranstaltung in Chicago 1933, als Aljechin gegen 32 starke Gegner spielte und, ohne irgendein Brett oder irgendeine Figur zu sehen, nur vier Partien verlor.
Überdies will Kasparow, der an seinem Computer in Baku nicht nur spielt, sondern auch viele Stunden lernt und arbeitet, ins Computergeschäft einsteigen.
Bislang hat er nur einen Vertrag mit der Hongkonger Firma Scisys, die Schachcomputer herstellt. Verkaufsschlager soll ein Zusatzmodul »Kasparow« werden, das es Schachcomputern angeblich ermöglicht, Eröffnungen im Stil des Champions zu spielen. Aber Kasparow läßt sich nur seinen Namen bezahlen, er hat die Scisys-Computer weder programmiert noch hält er sie für besser als die Geräte anderer Firmen.
Dem neuen Weltmeister schwebt vor, eine Datenbank für Klubspieler zu erarbeiten. Auf einem Dutzend Disketten könnten Zehntausende von Partien und Stellungen gespeichert werden, und sie wären auf Heimcomputern viel griffiger zu handhaben als in Schachbüchern und -zeitschriften.
Später könnten Schachkurse folgen, und Kasparow erwägt auch, nach jeder Weltmeisterschaft die Partien mit seinen Kommentaren und Analysen auf Disketten zu veröffentlichen.
Ließen sich solche Ideen verwirklichen, so würde sich für die Hersteller von Heimcomputern ein neuer Markt entwickeln. Allein in der Bundesrepublik würden 83 000, in der westlichen Welt insgesamt Hunderttausende von Klubspielern zu potentiellen Käufern ihrer Geräte.
Um erste Kontakte mit einschlägigen Firmen soll sich der Hamburger Friedel, mit dem Kasparow seine Pläne erörterte, in den nächsten Wochen bemühen. Ende Dezember will der neue Weltmeister mit _(Bei der Schachweltmeisterschaft im ) _(Moskauer Tschaikowski-Konzertsaal. )
Friedel in Hamburg schon Details besprechen.
Die Perspektive, im Westen Geschäfte zu machen und überwiegend in der Sowjet-Union zu leben, wird Kasparow kaum vor Probleme stellen. Zu den Privilegien der sowjetischen Schachprofis im allgemeinen und des jeweiligen Weltmeisters im besonderen gehört, daß ihnen die Finanz- und Zollbehörden bei ihren Geschäften im Ausland viel Freiheit lassen.
An den Grenzen wird ihnen nicht in die Taschen und Koffer geschaut, und es wird auch nicht intensiv nachgeforscht, ob sie womöglich im Westen mehr verdienen, als sie nach Hause bringen.
Auch ihre West-Einnahmen, die sie bei den Behörden daheim anmelden, werden kulant behandelt. Sie werden entweder einem Devisenkonto gutgeschrieben oder aber in »Rubelzertifikate« eingewechselt, mit denen westliche und andere knappe Waren in Sonderläden gekauft werden können.
1000 Dollar werden offiziell in 3000 Rubelzertifikate (russisch: »Tscheki") umgetauscht, und inoffiziell ist ein Rubelzertifikat soviel wert wie zwei normale Rubel. Mit anderen Worten: 1000 Dollar, die Mindesteinnahme eines Weltmeisters an einem Arbeitstag im Westen, entsprechen 6000 Rubel und mithin etwa drei Jahresverdiensten eines russischen Facharbeiters.
Lange Zeit haben die sowjetischen Schachfunktionäre den Weltmeister Karpow - aktives KP-Mitglied und Sohn russischer Eltern - verhätschelt und dessen Rivalen Kasparow - nominelles KP-Mitglied und Sohn eines deutschstämmigen Juden und einer Armenierin - behindert.
Vor dem zweiten WM-Match drohte der Konflikt sogar zu eskalieren, als Kasparow in einem SPIEGEL-Gespräch (Heft 23/1985) die Funktionäre der Fide und des sowjetischen Schachverbandes beschuldigte, durch den Abbruch des ersten Matchs ihn um seine Chancen betrogen zu haben.
Damals wurde im sowjetischen Schachverband eine zweijährige Auslandssperre für Kasparow erwogen, schließlich aber doch verworfen.
Über den Grund für diesen Meinungswechsel gibt es in Moskau zwei Versionen: Nach der einen verzichteten die Funktionäre aus eigener Einsicht auf die Strafaktion, nach der anderen griff Politbüromitglied Gejdar Alijew ein. Alijew stammt aus Baku und ist mit Kasparow gut bekannt.
Neuerdings braucht Kasparow nicht mehr zu fürchten, daß ihn sowjetische Schachfunktionäre schikanieren. Davor bewahrt ihn nicht nur sein neuer Titel. Die Parteispitzen haben sich mit den Schach-Kontroversen befaßt, und das für Ideologie zuständige Politbüromitglied Jegor Ligatschow hat den künftigen Kurs festgelegt: Der Partei, so Ligatschow, ist es egal, ob der Weltmeister Karpow oder Kasparow heißt.
Im Juni 1985 in Friedels Wohnung in Hollenstedt bei Hamburg.SPIEGEL-Titel 32/1972.Bei der Schachweltmeisterschaft im MoskauerTschaikowski-Konzertsaal.