Herrmann bei Vendée Globe vor Zieleinfahrt
»Jetzt habe ich wirklich die Nase voll«
Wenige Tage vor der Zieleinfahrt in den französischen Hafen Les Sables-d'Olonne liegt Boris Herrmann an dritter Position – doch an der Spitze ist es eng. Der deutsche Weltumsegler kann die Ankunft kaum erwarten.
Der deutsche Segler Boris Herrmann Anfang Januar auf der »Seaexplorer«
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Boris Herrmann / dpa
Boris Herrmann sehnt das Ende der Vendée Globe herbei. »Das Rennen stand für mich unter einem guten Stern. Aber es war deutlich härter als gedacht«, sagte der 39-Jährige der »Bild am Sonntag«. »Ich bin normalerweise glücklich auf See. Doch jetzt habe ich wirklich die Nase voll. Und bin froh, bald wieder zurück zu sein.«
Bei seiner Premiere der legendären Non-Stop-Regatta für Einhandsegler rund um die Welt kämpft Herrmann mit seiner Jacht »Seaexplorer« weiter um den Sieg. Kurz vor dem Ziel liegt der Hamburger am Sonntagmorgen als Dritter hinter den führenden Franzosen Louis Burton (rund 45 Seemeilen Rückstand) und Charlie Dalin (+40). Die Positionskarte finden Sie hier. Für die Rettungsaktion für Kevin Escoffier Anfang Dezember erhält Herrmann als einer von drei Seglern zudem eine Zeitgutschrift, in seinem Fall von sechs Stunden.
»Ich bin im Moment positiv überrascht und stehe nach jetzigem Stand auf dem Podium. Das ist natürlich noch nicht sicher. Es ist in der Spitze sehr eng«, sagte Herrmann: »Da kann auch noch ein siebter Platz dabei rumkommen. Meine Erwartung ist, solide ins Ziel zu fahren.«
Die Führenden werden Mitte nächster Woche im französischen Zielhafen Les Sables-d'Olonne erwartet. Die neunte Auflage der Regatta hatte dort auch am 8. November begonnen. Von dort ging es allein und nonstop über den Atlantik rund um die Antarktis, durch Stürme entlang der Treibeisgrenze. Von den 33 Startern mussten bislang acht die Regatta aufgeben.
Erst drei deutsche Segler und Seglerinnen umrundeten nonstop die Welt
Am 77. Tag seiner Solo-Weltumseglung kreuzte Herrmann die eigene Kurslinie vom Rennauftakt. Damit hat er die Welt als erst dritter deutscher Segler nach Wilfried Erdmann (1984/85 und 2000/2001) und Susanne Huber-Curphey (2018/2019) und als erster Regatta-Teilnehmer allein und nonstop umrundet.
Nach den Strapazen auf hoher See, den starken Wellen, der Kälte und der Einsamkeit freut sich Herrmann auf seine Frau und seinen Alltag: »Erst einmal bleiben wir ein paar Tage an der Küste. Und dann geht es zurück nach Deutschland. Wieder in Hamburg zu sein – die Rückkehr in den Alltag –, das wird schön. Es gibt so viel kleine Dinge wiederzuentdecken«, sagte er: »Alles ist wieder neu. Der Supermarkt, die Umgebung, der Duft des Kaffees zu Hause. Darauf freue ich mich.«