Box-WM vor mehr als 60.000 Fans Usyk besiegt Joshua und ist neuer Weltmeister im Schwergewicht

Überraschung in London: Anthony Joshua musste sich dem Ukrainer Oleksandr Usyk einstimmig nach Punkten geschlagen geben. Damit ist der bereits geplante Traumkampf zwischen Joshua und Fury vorerst geplatzt.
Neuer Weltmeister Usyk: 19. Sieg im 19. Profikampf

Neuer Weltmeister Usyk: 19. Sieg im 19. Profikampf

Foto: Julian Finney / Getty Images

Er hatte es angekündigt und hat Wort gehalten: Oleksandr Usyk ist neuer Boxweltmeister im Schwergewicht nach Version der IBF, WBA und WBO. Der Ukrainer besiegte Lokalmatador Anthony Joshua vor mehr als 60.000 Zuschauern im Tottenham Hotspur Stadium einstimmig nach Punkten. Nach zwölf Runden werteten die drei Punktrichter Viktor Fesechko (117:112), Howard Foster (115:113) und Steve Weisfeld (116:112) den Kampf für Usyk.

Weltmeister Usyk: Schnell, beweglich, taktisch clever

Weltmeister Usyk: Schnell, beweglich, taktisch clever

Foto: Julian Finney / Getty Images

Der ukrainische Herausforderer zeigte sich von Beginn an sehr beweglich, machte viele schnelle kleine Schritte und pendelte permanent mit dem Oberkörper, um Joshua möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Dabei schlug der Ukrainer in den ersten Runden zwar nicht viel, brachte aber die eine oder andere linke Gerade ins Ziel. Joshua startete sehr vorsichtig, überließ seinem Herausforderer die Ringmitte und landete zunächst kaum klare Treffer.

Je länger der Kampf dauerte, desto selbstbewusster wurde Usyk. In der dritten Runde kam er mit sehenswerten Kombinationen durch, die Joshua zum ersten Mal ins Wackeln brachten. Nach der folgenden Pause schien der Brite fast schon Hilfe suchend zum Himmel zu schauen. Ab der fünften Runde fand Joshua etwas besser in den Kampf, brachte häufiger seinen Jab und die rechte Schlaghand ins Ziel. Usyk zeigte sich davon aber unbeeindruckt.

Usyks Amateurerfahrung zahlt sich aus

In der Folge wurde Joshua mutiger und suchte gezielt nach Lücken in der Deckung seines Herausforderers. Dabei vernachlässigte er aber die eigene Defensive und wurde dafür von Usyk bestraft. In der siebten Runde landete der Ukrainer eine linke Gerade, die Joshua deutlich ins Wackeln brachte.

Der Brite riskierte danach nicht mehr allzu viel. Stattdessen entwickelte sich ein taktischer Kampf, in dem Usyk von seiner deutlich größeren Erfahrung profitierte. Der Ukrainer hatte vor seiner Profikarriere 350 Amateurkämpfe bestritten, von denen er nur 15 verlor. Joshua landete zwar immer wieder einzelne Treffer, die Cuts unter Usyks rechtem Auge und auf seiner Stirn öffneten. Die leichten Verletzungen beeinträchtigten den Ukrainer aber nicht. Auch Joshua kam nicht ohne Blessuren davon, das rechte Auge des Briten schwoll ab der zehnten Runde zu.

Promoter Eddie Hearn: »AJ will seine Gürtel zurück«

Promoter Eddie Hearn: »AJ will seine Gürtel zurück«

Foto: Julian Finney / Getty Images

Kurz vor Ende der zwölften Runde stand Usyk sogar kurz vor einem K.-o.-Erfolg. Mit einer Serie von klaren Treffern drängte er Joshua in die Seile und brachte ihn in arge Bedrängnis, doch der Gong rettete den Briten vor einer vorzeitigen Niederlage.

Durch den Sieg des Ukrainers ist der vermeintliche Traumkampf zwischen Joshua und WBC-Weltmeister Tyson Fury vorerst geplatzt. Eigentlich hätten die beiden Briten schon im August zu einer lang ersehnten Titelvereinigung aufeinandertreffen sollen. Stattdessen muss Fury seinen WM-Gürtel am 9. Oktober in Las Vegas gegen Ex-Champion Deontay Wilder verteidigen. Joshua wird mit großer Wahrscheinlichkeit seine Rückkampfklausel ziehen und erneut gegen Usyk boxen. Das bestätigte Promoter Eddie Hearn direkt nach dem Duell: »AJ will seine Gürtel zurück. Er spricht jetzt schon von nichts anderem, während die Ärzte ihn noch checken.« Da beide Boxer bei Hearn unter Vertrag stehen, sollte der Neuauflage nichts im Weg stehen.

Für Usyk war es der 19. Sieg im 19. Profikampf. Von 2014 bis 2018 war er bereits Weltmeister im Cruisergewicht gewesen. Nun hat er seinen Aufstieg in die Königsklasse mit einem Erfolg über Joshua gekrönt. Der Brite musste in seinem 26. Profikampf bereits die zweite Niederlage hinnehmen. 2019 hatte er seine WM-Titel überraschend gegen den US-Amerikaner Andy Ruiz verloren, sich im Rematch aber umgehend zurückgeholt.

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