Vor Amateur-WM Serbische Grenzbeamte verbieten Boxern aus Kosovo die Einreise

Weil sie Trainingsanzüge mit Staatsemblemen trugen, wurden Sportler aus Kosovo an der Grenze zu Serbien abgewiesen. Nur ohne die Symbole ihres Landes hätten sie passieren dürfen, hieß es.
Frankreichs Wahid Hambli holt bei der Box-EM 2020 zum Schlag gegen Patriot Behrami aus. Die Einreise zur WM wurde Sportlern aus Kosovo verwehrt

Frankreichs Wahid Hambli holt bei der Box-EM 2020 zum Schlag gegen Patriot Behrami aus. Die Einreise zur WM wurde Sportlern aus Kosovo verwehrt

Foto:

James Chance / Getty Images

Serbien hat den Boxern aus dem Kosovo die Einreise zur Weltmeisterschaft des Amateur-Weltverbands Aiba in Belgrad verwehrt. Die kosovarische Außenministerin Donika Gërvalla-Schwarz und Sportminister Hajrullah Çeku bestätigten in einem Brief an den Verband den Vorfall, wie Medien in Pristina am späten Samstagabend berichteten.

Die Sportler seien an der Grenze von den serbischen Behörden abgewiesen worden, weil sie Trainingsanzüge mit den kosovarischen Staatssymbolen trugen. »Uns wurde gesagt, dass wir die Grenze passieren können, aber nur ohne die Symbole des Kosovo«, sagte Latif Demolli, Chef des kosovarischen Boxverbandes, dem Sport-Informations-Dienst zufolge.

Das heute fast ausschließlich von Albanerinnen und Albanern bewohnte Kosovo hatte früher zu Serbien gehört. Nach einem bewaffneten Aufstand der Kosovo-Albaner und einer Nato-Intervention 1999 wurde das Land zunächst von den Vereinten Nationen (Uno) verwaltet, ehe es sich 2008 für unabhängig erklärte.

Serbien ist bis heute nicht bereit, Kosovo als eigenen Staat anzuerkennen und verlangt die Rückgabe des kosovarischen Staatsgebietes. In den vergangenen Monaten haben sich die Spannungen zwischen den Balkannachbarn verschärft, unter anderem, weil Serbien die kosovarischen Kfz-Kennzeichen nicht anerkennen will.

Verbrieftes Teilnahmerecht

In ihrem Brief an die Aiba schrieben die kosovarische Ministerin und ihr Kollege: »Wir bringen unsere große Besorgnis wegen der Diskriminierung unserer Box-Auswahl zum Ausdruck.« Als Mitglied des Weltverbands seit 2014 habe die kosovarische Mannschaft ein verbrieftes Recht, an der Weltmeisterschaft teilzunehmen. Die WM der Männer findet noch bis zum 6. November in Belgrad statt.

In einer Erklärung  zu dem Vorfall hielt der Weltverband fest: »Die Aiba erwartet, dass die Abordnung des Kosovo-Boxverbands in keiner Weise anders behandelt wird als die jedes anderen Aiba-Mitglieds.« Man habe den serbischen Verband kontaktiert, um eine Lösung herbeizuführen. Serbien gab zunächst keine Stellungnahme ab.

Das IOC kritisierte den Boxweltverband. »Offenbar hat die Aiba vor der Vergabe dieses Turniers an Belgrad nicht die erforderliche Sorgfalt walten lassen, obwohl das IOC die internationalen Verbände wiederholt auf die Notwendigkeit einer solchen Sorgfalt hingewiesen hat. Dieser Vorfall, der für die Athleten des Kosovo von Nachteil ist, verstärkt die ernsten Bedenken, die das IOC in Bezug auf die Führung dieses suspendierten internationalen Verbandes hat.« Das IOC hatte die Aiba im Mai 2019 wegen Mängeln in Verbandsführung, Finanz- und Kampfrichterwesen suspendiert.

sak/ara/dpa/sid
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten