Früherer Tour-de-France-Sieger Wiggins über Missbrauch »Der Radsport hat mir alles gegeben – und mir alles genommen«

Auf dem Rad war er ein Idol. Doch Bradley Wiggins hat unter seinem Sport gelitten. Der frühere Tour-de-France-Sieger wurde in der Jugend durch seinen Trainer missbraucht: »Es ging über Jahre.«
Bradley Wiggins im Gelben Trikot der Tour de France

Bradley Wiggins im Gelben Trikot der Tour de France

Foto: Laurent Rebours/ AP

Der ehemalige britische Radstar und Tour-de-France-Gewinner Bradley Wiggins hat erneut über Missbrauch durch einen Trainer gesprochen, dem er als Jugendlicher ausgesetzt gewesen war. »Das passierte über drei Jahre, und ich weiß nicht, wie oft«, sagte der Tour-Sieger von 2012 im Podcast »Happy Place«.

»Wir reden von kleineren Vorfällen bis hin zu Aktionen an der Grenze zu sexuellem Missbrauch oder Vergewaltigung, wie immer man es nennen mag«, führte Wiggins aus, der im vergangenen Jahr erstmals in einem Zeitungsinterview über die Geschehnisse gesprochen hatte: »Es war die größte Schande für mich, dass mir ein anderer Mann das angetan hat. Diese Abnormalität war im Alter von 13 Jahren nicht zu begreifen.«

»Ich konnte nie den Moment genießen«

Der 42 Jahre alte Olympiasieger und Toursieger von 2012 setzt sich heute aktiv für ein erhöhtes Bewusstsein für die Themen Kindesmissbrauch und mentale Gesundheit ein. »Ich muss mir zuliebe aufpassen, wie viel ich mich damit beschäftige, um anderen zu helfen. Es ist ein Lernprozess, der auch lange dauern wird«, sagte Wiggins.

Seine großen Erfolge im Bahn- und im Straßenradsport in den 2000er- und 2010er-Jahren hätten laut Wiggins vor allem darauf beruht, dass er vor den Problemen in seinem Leben geflohen sei. »Der Radsport hat mir alles gegeben – ohne ihn wäre ich nichts. Aber gleichzeitig hat er mir alles genommen. Ich habe inzwischen gelernt, dass ich immer von Angst getrieben war – rückblickend konnte ich in meiner Karriere nie den Moment genießen

Seinem Sport hat Wiggins inzwischen weitgehend abgeschworen, obwohl sein Sohn Ben eine vielversprechende Nachwuchskarriere im Radsport hinlegt. »Ich interessiere mich nicht mehr dafür, ich gucke es nicht mehr«, so der Brite: »Es war wie eine Religion für mich, und jetzt habe ich eben meinen Glauben verloren.«

aha/sid
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