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"Prachtvolle Katastrophe" Das Bauwunder von Montreal

aus DER SPIEGEL 29/1976

Noch im Februar schlug der Quebecer Minister Dr. Victor Goldbloom, seit November 1975 verantwortlich für die Olympiabauten, dem 100 eine Verschiebung der Olympischen Schwimmwettbewerbe vor. Doch dann wurden alle Stadien schon Mitte »Juni dem Organisationskomitee übergeben. Revolutionäre Bautechniken und ein kühnes Konzept ermöglichten das Bauwunder von Montreal.

Der Schlüssel für die Überraschung, daß Montreal doch noch fertig wurde, war ein in diesem Umfang einzigartiges Bauverfahren mit Fertigteilen: Von den 400 000 Tonnen Beton, die allein im Olympiastadion verbaut wurden, ging etwa die Hälfte für die Herstellung von 11 690 Fertigteilen drauf. Die Hauptelemente wogen zwischen 19 und 180 Tonnen.

Bestimmt waren sie vor allem für die Dachkonstruktion des Stadions. Sie besteht aus 34 frei tragenden, vorgespannten Rippen oder Bögen. je 62 bis 82 m lang und aus 13 bis 34 vorgefertigten, epoxygeleimten, offenen, kastenähnlichen Wölbsteinen hergestellt.

Diese 34 Bögen sind im Scheitel durch einen innen hohlen Ring verbunden. Er ist 5,5 m hoch und 3,7 m breit und erhebt sieh etwa 50 Meter über der Arena. In ihm werden Flutlichtlampen, Fernsehkameras und technisches Personal untergebracht.

Für die Herstellung der Fertigteile baute die Firma »Shokbeton« (die gleich im Anschluß an die Fertigstellung der Olympiabauten den Konkurs anmeldete) eigens zu diesem Zweck die mit Abstand größte Anlage ihrer Art in der Welt. Sie ist 152 m lang. 30 m breit und 12 m hoch.

Die Anlage produzierte insgesamt etwa 5000 Fertigteile verschiedener Form und Größe. Die Formen wurden unter Verwendung justierbarer Wannen präzisionsgegossen, so daß selbst eine Differenz von einem halben Millimeter noch korrigiert werden konnte.

Ein weiterer Unterlieferant stellte die 68 Spannbeton-Radialbalken zur Stützung der Zuschauertribüne her. Sie sind 18,3 m lang und wiegen pro Stück 120 Tonnen.

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