Dopingaufklärer Werner Franke ist tot

Werner Franke kämpfte jahrzehntelang gegen Doping und dessen Drahtzieher. 2004 erhielt er für seinen Einsatz das Bundesverdienstkreuz am Bande. Nun ist der Biologe im Alter von 82 Jahren gestorben.
Werner Franke

Werner Franke

Foto: Rainer Jensen/ picture alliance / dpa

Werner Franke ist tot. Der Dopingaufklärer starb nach übereinstimmenden Informationen des SPIEGEL und des ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt im Alter von 82 Jahren.

»Mir wurde gerade von seinem Sohn mitgeteilt, dass Professor Werner Franke im Alter von 82 Jahren verstorben ist. Franke war der Pionier der Dopingaufklärung in Deutschland. Er hat große Verdienste. Möge er in Frieden ruhen«, schrieb Seppelt am Dienstagnachmittag auf Twitter.

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Gemeinsam mit seiner Gattin Brigitte Berendonk hatte Franke Anfang der Neunzigerjahre das systematische Zwangsdoping im DDR-Sport aufgedeckt. Im Zuge des Skandals um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes beschuldigte er später den Radsportler Jan Ullrich des Dopings.

Der weltweit geachtete Krebsforscher sah den Anti-Doping-Kampf, der ihn berühmt machte, als eine Art notwendiges Übel, das sein ausgeprägter Hang zu Gerechtigkeit ihm abverlange. Er sei »ein Getriebener und werde es immer bleiben«, sagte er einmal.

Staatsdoping der DDR aufgedeckt

Ihr Meisterstück lieferten Franke und seine Frau kurz nach der Wiedervereinigung. Das Paar schleuste hochbrisante Dokumente aus dem Tresorraum der Nationalen Volksarmee in Bad Saarow, bevor die Papiere im Reißwolf landeten.

Die »vertraulichen Verschlusssachen« in den Händen der »ehrenwerten und gewissenhaften Quälgeister« (FAZ) brachten das Staatsdoping der DDR ans Licht, 1991 aufgeschlüsselt in dem weltweit beachteten Buch »Doping-Dokumente«.

Die DDR-Spitzenfunktionäre Manfred Ewald und Manfred Höppner erhielten in den Berliner Prozessen 1999/2000 Geldbußen und Bewährungsstrafen, Berendonk/Franke mussten sich allein in dieser Zeit in insgesamt zwölf Zivil- und zehn Strafprozessen zur Wehr setzen. Franke gewann später auch einen vierjährigen Prozessmarathon gegen Radprofi Jan Ullrich, dessen tiefen Fall er maßgeblich beschleunigte.

Bundesverdienstkreuz für Kampf gegen Doping

Die mangelnde Aufarbeitung des Dopingsystems in Westdeutschland von Sport und Politik erboste ihn: »Da ist nichts! Im Gegenteil, da ist immer noch Verhinderung. Bis heute will niemand was wissen, niemand will es wahrhaben.«

Der Biologe erhielt 2004 das Bundesverdienstkreuz für seinen Kampf gegen Doping, trotz immenser Widerstände aus dem Sport. Später beriet Franke, der auch zahlreichen zu Unrecht angeklagten Athleten zur Seite stand, unter anderem den Dopingopfer-Hilfe-Verein (DOH), dem er auch sein akribisch geführtes Archiv zur Verfügung stellte.

Eklat bei einer Presserunde

Später ging er auf Distanz. Er warf den DOH-Verantwortlichen unter anderem vor, ehemalige Sportler trotz unzureichender Nachweisverfahren als Dopingopfer anzuerkennen. Die Auseinandersetzung eskalierte 2019, als Franke vor einer Presserunde des Vereins in Berlin der Zutritt verwehrt wurde. »Es tut mir in der Seele weh. Werner Franke hat viel für den Verein getan«, sagte danach der DOH-Vorsitzende und Sportrechtsexperte Michael Lehner.

Franke hat ein Vermächtnis hinterlassen, nicht nur im Anti-Doping-Kampf. »Wenn ich in der Grube liege, und das ist ja gar nicht mehr so weit hin, tragen immer noch Proteine und Gene, die ich entdeckt habe, den Namen, den ich ihnen geben durfte«, sagte Franke vor Jahren: »Das stellt mich zufrieden.«

mfu/sid
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