Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe Massenrücktritt in Kanadas Eishockeyverband

Scott Smith war nur drei Monate Geschäftsführer von Hockey Canada, im Verband tätig ist er schon seit rund drei Jahrzehnten
Foto:Sean Kilpatrick / AP
Im Zuge eines Skandals um mehrere Vorwürfe sexueller Gewalt ist der Vorstand des kanadischen Eishockey-Verbandes Hockey Canada um Geschäftsführer Scott Smith nach heftiger Kritik zurückgetreten. Dies gab der Dachverband bekannt.
Die Entscheidung folgte auf mehrere Enthüllungen. So soll der Verband etwa Gelder aus einer geheimen Kasse zur Bezahlung von mutmaßlichen Opfern sexuellen Missbrauchs verwendet haben.
In Folge der Vorkommnisse war bereits der frühere Vorstandsvorsitzende Michael Brind'Amour im August zurückgetreten, die Interimsvorsitzende Andrea Skinner folgte am Samstag, nachdem Politiker, darunter Premierminister Justin Trudeau, einen Führungswechsel gefordert hatten und Sponsoren abgesprungen waren. Trudeau hatte zudem gedroht, den Verband aufzulösen. Die Regierung hatte Zuschüsse wegen des Umgangs mit dem Fall gekürzt.
Nun soll ein Komitee die Organisation leiten, bis im Dezember ein neuer Vorstand gewählt wird.
Der Premier drohte dem Verband mit Auflösung
Pascale St-Onge, Bundesministerin für Sport, bezeichnete die am Dienstag vorgenommenen Änderungen als »einen Schritt zur Wiederherstellung des Vertrauens der Kanadier in die Organisation«. Die Aufgabe des Verbandes bestehe nicht nur darin, Menschen zu außergewöhnlichen Sportlern zu entwickeln, sondern auch zu Bürgern, die Frauen, die Gesellschaft und das Gesetz respektierten. Eishockey ist in Kanada nach wie vor eine der beliebtesten Sportarten.
Here is my statement on the resignation of the leaders of Hockey Canada: pic.twitter.com/aaOu4GqN1g
— Pascale St-Onge (@PascaleStOnge_) October 11, 2022
Im Mai war bekannt geworden, dass der kanadische Verband die Millionenklage einer Frau beigelegt hatte, die nach ihren Angaben vor vier Jahren von acht Männern sexuell belästigt wurde. Darunter sollen Spieler der Junioren-Nationalmannschaft gewesen sein. Im Frühjahr hatte der Verband eine finanzielle Einigung mit der heute 24-jährigen Frau erreicht. Die Polizei in London erklärte später, sie werde die Ermittlungen zu dem Vorfall von 2018 wieder aufnehmen.
Mitarbeiter von Hockey Canada hatten im Juli schließlich vor einem parlamentarischen Ausschuss ausgesagt, dass die Organisation in den vergangenen drei Jahrzehnten Millionen von Dollar an fast zwei Dutzend Personen mit Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens gezahlt hatte. Dieses Geld soll Medienberichten zufolge aus einem geheimen Fonds beglichen worden sein. Der Fonds soll sich auch aus Mitgliedsbeiträgen gespeist haben.