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Es weltmeistert sehr

aus DER SPIEGEL 6/1947

Der Februar als beständigster Winterwettermonat bringt eine Fülle internationaler Wintersport-Veranstaltungen. Die Europameisterschaft im Eiskunstlauf hatte noch Ende Januar stattgefunden. In Davos.

Man spürte schon die Invasion. Ein 18jähriges Fräulein, Barbara Ann Scott aus Ottawa in Kanada, bereits Eiskunstlaufmeisterin von Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika, übertrumpfte in der Notenzahl sogar ihre nicht

nur an Punkten sagenhaft reiche Vorgängerin Sonja Henie, sie kam auf Note 6 mit 2756,8 Punkten.

Das starke Geschlecht ließ den Titel in Europa bleiben. Die Schweiz wurde als Gastgeber durch Hans Gerswiler mit der Ehre bedacht.

Die schönste Harmonie und Präzision in der Eis-Zweisamkeit wohnt in Belgien. Mademoiselle Lannoy und Monsieur Baugniet aus Antwerpen gewannen die Europameisterschaft im Paarlauf vor der Familie Silverthorne aus England und ihren Landsleuten Disqueve-Verbustel aus Brüssel.

Das Treffen von Davos wird in den nächsten Tagen in Stockholm wiederholt, diesmal unter dem Titel: Weltmeisterschaft im Eiskunstlauf. Ausgesprochene Favoriten gibt es bei den Frauen nicht, nachdem Cecilia Colledge, London die man als Nachfolgerin des »Häseken«, Sonja Henie, ansah, als Berufssportlerin nicht mehr starten kann. Von einem Londoner Variete bekommt »Ceci«, Gewinnerin von drei Europa- und sechs britischen Meisterschaften, hundert Pfund Wochengage. In einigen Monaten wird sich ihr Studium, das ihren Vater 8000 Pfund kostete, bezahlt machen. Englands Meisterläuferin, Daphne Walker, Shirley Adams und die erst 17jährige Jill Lenz gehören mit zu den größten britischen Hoffnungen.

»Sie mögen mich alle gern«, sagt Barbara Ann Scott, die wie Gretchen Merill seit längerer Zeit in Europa ist, um sich ihre Konkurrentinnen genau anzusehen. Schweden hat mit Gun Ericson und Ann Marl Sjoberg zwei Eisen »auf dem Eis«, denen man mit Maja Hug und Lotti Hoenen aus der Schweiz sichere Chancen einräumt.

Bei den Männern stehen unbestritten Europameister 1947 Gerswiler und Henry Graham Sharp, letzter Weltmeister, an der Spitze. Felix Kasper (Oesterreich) kann nicht teilnehmen, da die Aufnahme in den Internationalen Eislaufverband erst nach den Titelkämpfen auf dem Kongreß stattfindet. Gespannt ist man auf das Abschneiden der russischen Vertreter, deren Antrag auf Aufnahme in den Internationalen Schlittschuhverband gerade eingelaufen ist.

Im Paarlaufen werden Micheline Lannoy-Pierre Baugniet, Europameister 1947, sich vermutlich auch die Weltmeisterschaft sichern.

Von Antwerpen nach Davos - Pierre Baugniet und Micheline Lannoy beim Training

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