Reifen-Affäre in Formel 1
Mercedes kommt mit milder Strafe davon
Keine Geldstrafe, kein Punktabzug: Im Streit über Testfahrten mit Pirelli-Reifen in der Formel 1 ist Mercedes glimpflich davon gekommen. Ein Tribunal des Automobil-Weltverbandes Fia sprach lediglich eine Verwarnung aus.
Hamburg - Mercedes kann sich über ein mildes Urteil in der Formel-1-Affäre um die geheimen Testfahrten freuen. Das Internationale Tribunal des Weltverbandes Fia sprach gegen den Rennstall und Reifenhersteller Pirelli eine Rüge aus. Zudem darf Mercedes an dem Young Driver Test im kommenden Monat in Silverstone nicht teilnehmen.
Das Gericht in Paris entschied auch, dass die Prozesskosten jeweils zu einem Drittel vom Rennstall, von Pirelli und von der Fia selbst getragen werden. Alle weiteren Anklagepunkte ließ das Tribunal fallen. Mercedes hat die Entscheidung bereits akzeptiert.
Als strafmildernd wurde bewertet, dass Mercedes eine Aussage von Fia-Renndirektor Charlie Whiting als "qualifizierte Erlaubnis missverstanden" habe. Das Werksteam hatte Whiting telefonisch kontaktiert. "Wir haben ihn zweimal angerufen. Er hat zugestimmt", hatte Mercedes-Anwalt Paul Harris in seinem Schlussplädoyer gesagt.
Der Young Driver Test findet vom 17. bis 19. Juli in Silverstone nun ohne Mercedes statt, damit wählte das Tribunal exakt die Strafe, die Anwalt Harris im Schlussplädoyer als akzeptabel genannt hatte. In jeder Saison gilt für diese Tests mit Nachwuchsfahrern eine Ausnahme des allgemeinen Testverbots.
"Das ist keine besondere Strafe"
Die Konkurrenten dürften mit der Entscheidung nicht zufrieden sein. Schon vor dem Urteil hatte Sebastian Vettels Red-Bull-Teamchef Christian Horner bei Sky Sports News HD gesagt: "Sie sind ihre Nachwuchsfahrer-Tests sowieso bereits eher mit Senioren gefahren. Dort verbannt zu werden, ist keine besondere Strafe."
Bereits am Donnerstag hatten die Parteien stundenlang gestritten. Mercedes-Anwalt Harris argumentierte, die Tests seien von Reifenhersteller Pirelli durchgeführt worden, der Rennstall habe lediglich Fahrer und Autos zur Verfügung gestellt. "Das war kein Mercedes-Test", sagte Harris.
Mercedes hatte vom 15. bis 17. Mai auf dem Circuit de Catalunya nahe Barcelona Testfahrten von insgesamt 1000 Kilometern absolviert - auf Einladung von Pirelli, dem Reifenlieferanten aller Formel-1-Teams. Dabei seien laut Pirelli zu 90 Prozent Reifen für die kommende Saison zum Einsatz gekommen, der Rest soll im Laufe dieses Jahres eingeführt werden. Mercedes testete in Barcelona mit seinem aktuellen Auto.
Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda hatte den Prozess verhindern wollen. "Red Bull, das mit Ferrari gegen uns den Protest eingelegt hat, war wie Bernie Ecclestone mit einem außergerichtlichen Deal einverstanden. Dazu hätte es einen Brief von Mercedes an Fia-Boss Jean Todt gebraucht. Doch unsere Chefs Toto Wolff und Ross Brawn lehnten ihn ab, jetzt müssen sie eben damit leben", sagte der Österreicher der Zeitung "Blick".