

Hamburg - Jenson Button reckte die Faust aus dem Auto, als er über die Ziellinie des Grand-Prix-Kurses von Interlagos rollte. Mit seinem fünften Platz beim Großen Preis von Brasilien hatte sich der 29-Jährige soeben den Fahrertitel der Formel-1-Saison 2009 gesichert.
Beim letzten Saisonrennen in Abu Dhabi am 1. November (14 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) kann der Brawn-Pilot, der nun 89 Punkte auf dem Konto hat, von seinem ärgsten Konkurrenten Sebastian Vettel nicht mehr eingeholt werden. Der Deutsche belegte im Red-Bull-Boliden Platz vier und verbesserte sich mit 74 Punkten auf den zweiten Gesamtrang. Buttons Team-Kollege Rubens Barrichello kam bei seinem Heimrennen auf den achten Rang und belegt den dritten Rang im Klassement (72).
"Das war das wichtigste Rennen, das ich je gefahren bin. Ich weiß gar nicht, wie viele Punkte ich jetzt Vorsprung habe, aber das Gefühl ist irre", sagte Button. "Dieses Rennen war der perfekte Weg, Weltmeister zu werden." "Es hat alles geklappt. Unglaublich, das muss jetzt alles erstmal sacken", so Teamchef Ross Brawn, dessen Rennstall sich auch den Konstrukteurstitel vorzeitig sicherte, nach dem Zieleinlauf.
"Glückwunsch an Jenson, er hat halt die meisten Punkte gesammelt. Für uns war es dennoch ein extrem positives Jahr, aber unterm Strich waren wir nicht konstant genug. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Das sind Dinge, die man lernen muss, wenn man auf dem Weg nach oben ist", sagte der enttäuschte Vettel.
Button, der nach einem chaotischen Qualifying nur von der 14. Position ins Rennen gegangen war, ist der 31. Weltmeister der Formel-1-Geschichte und der zehnte Brite, der in der Endabrechnung ganz vorne steht.
Hitziges Wortgefecht zwischen Sutil und Trulli
Das Rennen in Brasilien entschied Mark Webber für sich, der Red-Bull-Pilot verwies Robert Kubica (BMW) und den entthronten Weltmeister Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) auf die Plätze.
Schon die Eröffnungsrunde bot zahlreiche spektakuläre Szenen. Nach wenigen Kurven flogen Adrian Sutil (Force India) und Jarno Trulli (Toyota) von der Strecke - und lieferten sich danach noch an der Strecke ein hitziges Wortgefecht. Vor allem Trulli, der ein vermeintlich gefährliches Manöver seines Konkurrenten monierte, ließ sich fast zu Handgreiflichkeiten gegen den jungen Deutschen hinreißen. "Ich habe Trulli nicht gesehen. Er war hinterher etwas hysterisch. Ich habe ihm gesagt, er soll ruhig sein", kommentierte Sutil die Szene. Der Italiener wurde vom Internationalen Automobilverband Fia nach dem Rennen verwarnt und muss 10.000 Dollar Strafe zahlen.
Gefährliche Tankpanne bei McLaren - Verpuffung in der Boxengasse
Der Crash der beiden Piloten machte eine Safety-Car-Phase nötig, die Heikki Kovalainen und Kimi Raikkönen zum Boxenstopp nutzten. Durch einen Fehler der McLaren-Mercedes-Crew startete Kovalainen zu früh, riss die Tankanlage mit und besprühte den hinter ihm fahrenden Raikkönen mit einem Benzinfilm. An der heißen Auspuffanlage des Ferrari entzündete sich der Treibstoff, und es kam zu einer kurzen, aber heftigen Verpuffung an der Boxenmauer. Beide Fahrer konnten das Rennen fortsetzen, McLaren-Mercedes wurde von der Fia mit einer Strafe in Höhe von 50.000 Dollar belegt.
Durch weitere Ausfälle und Überholmanöver verbesserte sich Button nach dem Re-Start schnell auf den achten Rang, dicht gefolgt von Vettel - an der Spitze baute Barrichello seinen Vorsprung auf Webber und Kubica langsam aus.
Button im letzten Drittel ungefährdet auf WM-Kurs
Die ersten regulären Stopps sorgten dann für einen Führungswechsel. Webber war länger auf der Strecke geblieben als Barrichello, konnte so wichtige Sekunden gutmachen und rollte nach dem eigenen Boxenbesuch vor dem Brasilianer zurück auf die Piste.
Auch Button und Vettel arbeiteten sich immer weiter nach vorn, ab etwa der Hälfte der Renndistanz fuhr der Brite auf WM-Kurs, lag in Runde 45 bereits auf dem vierten Rang hinter Barrichello, der in der Schlussphase wegen eines Reifenschadens noch weiter zurückfiel.
Nach dem turbulenten ersten Renndrittel verlief die Schlussphase des Rennens vergleichsweise unspektakulär. Button spulte die letzten Runden souverän ab, und rollte ungefährdet dem Titel entgegen.
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