
Formel 1 in Monaco: Am Tag, als der Regen kam
Formel 1 in Monaco Wo waren die Reifen?
Die Ausgangslage: Erstmals in dieser Saison startete ein Fahrer von der Poleposition, der nicht in einem Mercedes saß: Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo hatte sich im Qualifying vor Nico Rosberg und Weltmeister Lewis Hamilton durchgesetzt. Der erste Startplatz ist gerade in Monaco ein enormer Vorteil, weil es auf der engen Strecke durch die Stadt nur wenige gute Gelegenheiten zum Überholen gibt.
Ergebnis des Rennens: Hamilton feierte seinen ersten Erfolg nach acht sieglosen Rennen. Er setzte sich vor Daniel Ricciardo und Sergio Pérez durch und verkürzte den Rückstand auf Rosberg auf 24 Punkte. Hier geht's zur Rennmeldung.
Wolkenbruch des Rennens: Schon vor dem Start gab es heftige Regenfälle. Dadurch war ein normaler Start nicht möglich (siehe Startphase).
Die Startphase: Kann Ricciardo die Mercedes-Piloten hinter sich lassen? Oder schießen sich Rosberg und Hamilton eh wieder gegenseitig von der Strecke? Die Antworten auf diese Fragen wurden vertagt. Denn wegen des Regens fuhr zunächst nicht Ricciardo vornweg, sondern Bernd Mayländer im Safety Car. Sieben Runden lang blieb der Wagen auf der Strecke, nach einem kleineren Unfall gab es anschließend nochmals Überholverbot, ab Runde zehn ging es richtig los.
Noch 75 Runden, dann hat Bernd Mayländer gewonnen. #MonacoGP
— Michael 📯📯 (@Weatherby2378) May 29, 2016
Stallorder des Rennens: In Barcelona haben Rosberg und Hamilton erneut bewiesen, dass sich die Teamkollegen nichts schenken. Das ging auch in der Anfangsphase in Monaco wieder so. Rosberg fuhr deutlich langsamer, weil er Probleme mit der Bremstemperatur hatte. Hamilton fuhr aggressiv, kam aber nicht vorbei - bis in der 17. Runde die Mercedes-Ansage kam, dass Rosberg Hamilton vorbeilassen solle. Einem Duell zwischen Hamilton und Ricciardo stand nichts beziehungsweise niemand mehr im Weg.
Reifentaktik: Der Regen setzte schon früh im Rennen aus. Die Strecke trocknete zunehmend. Lewis Hamilton zögerte seinen Boxenstopp deshalb sehr lange heraus. Erst nach 31 Runden ging er rein und wechselte direkt auf die ultrasoften Reifen, die erstmals in dieser Saison eingesetzt wurden. Ein mutiger Schritt: Sie bedeuten zwar mehr Grip, bauen aber auch am schnellsten ab. Ricciardo entschied sich für die etwas länger haltbaren supersoften Reifen.
Fehler des Rennens: Taktik hin oder her - wenn sich ein Team für einen Reifensatz entscheidet, dann sollte dieser auch bereit stehen. Aber wo waren die Reifen? Ob es ein Missverständnis zwischen Team und Fahrer war oder die Crew ihre Arbeit schlichtweg verschlief? Als Ricciardo in der Box ankam, standen seine neue Reifen jedenfalls einfach nicht bereit. Der Australier verlor eine Menge Zeit und ordnete sich deshalb erst unmittelbar hinter Hamilton wieder ein. Eine Entschuldigung wollte er nicht hören: "Spart es euch. Das macht es jetzt nicht besser", kommentierte Ricciardo via Boxenfunk nach dem Rennen in Richtung seines Teams.
Keine Reifen für den Stop bei Ricciardo... wie blöööööd! #F1Sky
— Sascha (@phornic) May 29, 2016
Zweikampf des Rennens: Das Duell zwischen Hamilton und Ricciardo hatte neben dem Taktieren in den Boxengassen auch auf der Strecke einen Höhepunkt. Nach den Reifenwechseln startete der Red-Bull-Pilot in Runde 38 eine Attacke, der Brite machte die Tür aggressiv zu, Ricciardo gestikulierte wütend in Richtung des Weltmeisters. Zuvor hatte Hamilton eine Schikane abgekürzt, er entging aber einer Strafe.
Mercedes-Kopie des Rennens: Einmal wie die Großen sein, das dachten sich wohl die Sauber-Fahrer Felipe Nasr und Marcus Ericsson. Nasr bekam die Anweisung, den Teamkollegen vorbeizulassen. Bei Ericssons unmöglichem Überholmanöver in einer engen Kurve fuhren die Boliden ineinander und mussten beide in die Box.
Enttäuschungen des Rennens: Davon gab es in Monaco reichlich, und zwar für alle Top-Teams. Nur zwölf Punkte für Ferrari, weil Kimi Räikkönen früh ausschied und Sebastian Vettel mit Platz vier ebenfalls das Podest verpasste. Kein zweiter Sieg für Red Bull durch das Boxenstopp-Chaos bei Ricciardo. Dazu fiel Max Verstappen, Sensationssieger aus Barcelona, nach zunächst starker Aufholjagd ebenfalls aus. Und auch Nico Rosberg, WM-Führender im Mercedes, wird von Rang zwei startend mehr als Platz sechs erwartet haben.
Erkenntnisse des Rennens: Die ultrasoften Reifen halten deutlich länger als erwartet. Hamilton ist zurück im Titelrennen.