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Formel 1 in Monza: Starker Bulle, großer Deal

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Formel 1 in Monza Räikkönen vor Rückkehr zu Ferrari

Fernando Alonso ist bei Ferrari-Chef Luca di Montezemolo in Ungnade gefallen. Deshalb soll ihm mit Kimi Räikkönen ein Top-Fahrer an die Seite gestellt werden. Der Deal scheint beschlossen zu sein - auch dank der Hilfe eines spendablen Ferrari-Sponsors.

"Il Presidente" liebt die großen Auftritte. Beim Heimrennen in Monza noch mehr als sonst. Als Ferrari-Boss Luca di Montezemolo am Samstagabend Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko erblickte, rief er ihm hinterher. Der Österreicher blieb stehen. Montezemolo redete auf Marko ein, wild gestikulierend und wohlwollend in Kauf nehmend, dass Kameras und Fotografen das Duo sofort umzingelten.

Marko blieb gelassen, mit einem Dauergrinsen auf dem Gesicht. Später sagte er: "Er hat sich schnell wieder beruhigt. Wir kennen uns ja schließlich schon seit Jahren!" Über das Thema des Gesprächs wollte Marko nichts preisgeben. Aber er dementierte nicht, dass es um Fernando Alonsos Bemühungen bei den Rennen in Ungarn und Belgien ging, 2014 einen Platz im Red Bull zu ergattern. Montezemolo war sauer, dass der Vorstoß des Spaniers an die Öffentlichkeit gelangte.

Der Auftritt Montezemolos zeigt das Dilemma, in dem sich Ferrari und Landgraf Montezemolo befinden. Die Italiener haben mit Alonso einen der besten Piloten der Welt, der, wie beim Rennen in Monza, fähig ist, einen Ferrari auf den zweiten Platz zu steuern, obwohl mit Red Bull und Mercedes mindestens vier Autos schneller sind.

Di Montezemolo will zeigen, wer bei Ferrari das Sagen hat

Der aber, leider, eine Diva ist, die bei den spanischen Landsleuten erzählt: "Wenn ich gewinne, bin ich es. Wenn ich verliere, ist es Ferrari." Das ist zu viel für jemanden wie di Montezemolo, der sich als Erbe von Namensgeber Enzo Ferrari fühlt. Und den hat Niki Lauda einmal so gekennzeichnet: "Enzo war der Meinung, dass es eine Ehre war, für Ferrari zu fahren. Im Notfall auch ohne Geld."

Alonso hat gegen dieses eherne Gesetz verstoßen und es gewagt, Ferrari in der Öffentlichkeit der Lächerlichkeit preiszugeben. Indem er sich bei Red Bull angeboten hat, indem er sich über Funk und in Interviews immer wieder über die Leistungsfähigkeit der "heiligen italienischen Kuh" auf vier Rädern lustig gemacht hat.

Deshalb hat sich di Montezemolos Einstellung in den vergangenen Wochen geändert. Er wollte einen Weg finden, Alonso zu zeigen, wer bei Ferrari das Sagen hat. Sein einziges Problem dabei, Kimi Räikkönen zu verpflichten, war, so erzählen Ferrari-Insider, die eigene Vergangenheit: "Wie sollte di Montezemolo erklären, dass er jemanden zurückholt, dem er Ende 2009 17 Millionen Euro zahlte, damit er nicht fährt?"

Die Vorgeschichte geht folgendermaßen: 2010 wollte di Montezemolo unbedingt Alonso engagieren, hatte aber mit dem Brasilianer Felipe Massa und Räikkönen noch zwei Fahrer unter Vertrag. Spaniens Großsponsor Santander soll für Hilfe gesorgt und Räikkönen das Geld für die Vertragsauflösung gezahlt haben, um Alonso beim Mythos-Rennstall unterzubringen. Jetzt hilft nach Informationen von SPIEGEL ONLINE Ferrari-Großsponsor Shell aus. Die circa 20 Millionen Euro Grundgehalt sollen vom Mineralölkonzern bezahlt werden. Damit wäre Montezemolo intern aus dem Schneider.

"Räikkönens Verpflichtung ist eine erzieherische Maßnahme"

Noch ist nichts offiziell, aber der "Deal is done" wie Englands-Formel-1-Experte Eddie Jordan schwört. Der irische Ex-Teamchef hat sich in seiner zweiten Karriere als BBC-Experte den Spitznamen "Orakel" erarbeitet. Er war der Erste, der über Michael Schumachers Comeback 2010 bei Mercedes sprach. Er war der Erste, der verkündete, dass Lewis Hamilton vor dieser Saison von McLaren zum Mercedes-Werksteam wechseln würde. "Ferrari lässt sich nicht alles gefallen. Alonso hat übertrieben, und die Verpflichtung Räikkönens ist eine Art erzieherische Maßnahme für ihn."

Am Mittwoch, so erfuhr SPIEGEL ONLINE, wird di Montezemolo Massa mitteilen, dass seine Zeit bei Ferrari nach acht Jahren abgelaufen ist. Am selben Tag will er Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali mitteilen, dass er dessen Wunschkandidat Räikkönen zustimmen wird. Die offizielle Verlautbarung soll kurz danach folgen. Noch redet di Montezemolo kryptisch, gibt aber zu: "Räikkönen steht bei uns auf der Liste."

Räikkönens Manager Steve Robertson wird nach eigenen Aussagen am Montag zu seinem erkrankten Vater in die USA reisen und "ihm eine gute Nachricht mitteilen können". Vater David hatte Räikkönen als 20-Jährigen in den Wäldern Finnlands entdeckt und das Jahrhunderttalent 2001 nach nur 13 Autorennen einen Vertrag beim Sauber-Rennstall besorgt. Jetzt steht Räikkönen vor der Rückkehr zu jenem Rennstall, in dessen Wagen er 2007 zum Weltmeistertitel fuhr.

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