Formel-1-Krise
Ecclestone hilft Williams mit Millionenspritze
Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone hat den Rennstall Williams mit einem Vorschuss von mehr als 15 Millionen Euro aus der Klemme geholfen. Das Team von Nico Rosberg hat nach dem Ausstieg diverser Sponsoren schwere wirtschaftliche Probleme, sogar das Aus drohte.
Laut einem Bericht der "Financial Times" soll der traditionsreiche Williams-Rennstall, für den der Deutsche Nico Rosberg startet, in den vergangenen beiden Jahren mehr als 50 Millionen Euro verloren haben, weil Sponsoren wie der Computerhersteller Lenovo oder der Ölproduzent Petrobras ihr Engagement wegen der schlechten wirtschaftlichen Aussichten beendet haben.
Williams-Pilot Rosberg: Finanziell ins Schlingern geraten
Foto: AP
Wegen der bedrohlichen Lage für das englische Team hat Bernie Ecclestone Williams nun einen Vorschuss von 15 Millionen Euro gewährt. Bei einem geschätzten jährlichen Etat von 100 bis 120 Millionen Euro soll das Geld entstandene Lücken schließen, um den Rennbetrieb für 2009 und 2010 zu garantieren. Der wäre sonst laut dem Sport-Informationsdienst gefährdet gewesen.
Uneigennützig dürfte der 78-jährige Formel-1-Chefvermarkter Ecclestone dabei allerdings nicht gehandelt haben, denn die Finanzspritze stammt aus dem Topf für das geplante neue Concorde Agreement. In dieser bislang von den Teams nicht unterschriebenen Vereinbarung werden die Teilnahmebedingungen an der Formel 1 und die Verteilung der Fernseh- und Werbeeinnahmen der Formel 1 geregelt. Das alte Agreement lief 2007 aus und war insbesondere von den Rennställen immer wieder heftig kritisiert worden.
Für die geplante neue Vereinbarung haben Ecclestone und die Investmentgesellschaft CVC als Rechteinhaber rund 138 Millionen Euro zurückgestellt, die bei Unterzeichnung des Vertrages an die Formel-1-Teams fließen sollen. Williams wird angesichts der Vorauszahlung wenig anderes übrig bleiben, als das Agreement zu unterzeichnen - zumal sich die wirtschaftliche Situation wohl nicht so schnell verbessern wird und das Team keine weiteren Kredite aufnehmen will.
"Wir müssen eingestehen, dass ein Punkt erreicht ist, an dem ein weiteres Ausleihen von Geld für den Vorstand des Unternehmens nicht länger akzeptabel ist", sagte Williams-Geschäftsführer Adam Parr in der "Financial Times". Teambesitzer Frank Williams betonte: "Wir müssen jedes Jahr Gewinn machen. In den vergangenen zwei, drei Jahren haben wir Verluste gemacht, aber ich denke, dass wir genug Reserven und Einnahmen haben, um zu bestehen."
Allerdings ist Williams, das seit 1969 in der Formel 1 antritt, nach der Trennung von Motorenpartner BMW im Jahre 2005 gezwungen, zwei Drittel des Etats aus Sponsoreneinnahmen zu bestreiten. Das könnte fatale Auswirkungen haben, denn immer mehr Geldgeber
verlassen die Formel 1, doch im Gegenzug steigen so gut wie keine neuen Sponsoren ein. Zudem plagen Williams auch sportliche Probleme. Der Rennstall belegte in der Konstrukteurs-Wertung 2008
den enttäuschenden achten Rang, nur das
inzwischen aus finanziellen Gründen ausgestiegene Honda-Team und Force India holten weniger WM-Punkte.