Formel-1-Krise Hilfeschrei der Teams, Ultimatum an die Fia
Hamburg - "Wir hatten zahlreiche Treffen mit Fia-Repräsentanten und waren nicht in der Lage, irgendeinen substantiellen Fortschritt zu erzielen", hieß es in dem Brief der Vereinigung der Formel-1-Teams (Fota). Mit diesem Hilfeschrei haben die von Ferrari angeführten acht Fota-Rennställe die höchsten Gremien des Automobil-Weltverbandes Fia zum Einschreiten und zur Lösung der völlig festgefahrenen Situation aufgefordert.

Ferrari (vorn) und Red Bull: Keine bedingungslose Teilnahme
Foto: Daniel Leiva/ APAlle Fota-Teams seien zutiefst besorgt über die Krise, der sich die Formel 1 ausgesetzt sehe, erklärte die Fota in dem Schreiben. In "einem letzten Versuch", die Krise zu beenden, seien in den kommenden sieben Tagen weitere Meetings angesetzt. "Wir möchten Sie dringend um ihre Unterstützung bitten, um einen Ausgang dieser Treffen sicherzustellen", der es den engagierten Wettbewerbern erlaube, weiter in der Formel 1 zu bleiben, hieß es in dem Brief.
Statt der erhofften gemeinsamen Lösung kam es am Freitag zum totalen Chaos. Die Fia ignorierte auf ihrer Starterliste die Bedingungen, an die Ferrari, Red Bull und Toro Rosso ihre Teilnahme für die nächsten Saison geknüpft hatten. Die Fia hatte das Trio ohne jeden Vorbehalt als Starter für 2010 präsentiert. Nicht so die fünf weiteren in der Fota zusammenstehenden Rennställe McLaren-Mercedes, BMW-Sauber, Renault, Toyota und Brawn. Mit dem Quintett sollen weitere Gespräche geführt werden, eine Entscheidung bis kommenden Freitag (19. Juni) fallen. Die "Deadline" wurde damit um eine Woche verschoben.
Die Reaktion von Ferrari auf die Fia-Mitteilung ließ nicht lange auf sich warten. "Um jeden Zweifel zu vermeiden, bestätigt Ferrari noch einmal, dass es nicht unter den Regeln fahren wird, die von der Fia entgegen Ferrari-Rechten und einer schriftlichen Vereinbarung mit der Fia beschlossen wurden", hieß es in einer Mitteilung. Und kurz darauf widersprachen auch Red Bull und Toro Rosso, beide im Besitz des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz, der Fia-Darstellung, einer Teilnahme an der Saison 2010 ohne Bedingungen zugestimmt zu haben.
Fia-Liste für Saison 2010
Brawn GP |
Red Bull Racing |
Toyota |
Ferrari |
McLaren-Mercedes |
Williams |
Renault |
BMW Sauber |
Toro Rosso |
Force India |
Campos (neu) |
Manor (neu) |
US F1 (neu) |
In dem dreiseitigen Fota-Schreiben an die Mitglieder der beiden Fia-Gremien Motorsport-Weltrat und Fia-Senat erklärten die Teams abermals ihre Bereitschaft zu weiteren Kostensenkungen in der Königsklasse. Doch selbst angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise seien die Fia-Maßnahmen "zu radikal". Dem Weltrat gehören insgesamt 26 Mitglieder an, unter ihnen Fia-Boss Max Mosley, Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und Fia-Vizepräsident Hermann Tomczyk.
Die Teams wehrten sich erneut mit Nachdruck gegen eine Zweiklassen-Gesellschaft, der bei den bisher vorgesehenen Regeln für 2010 Tür und Tor geöffnet wäre. Denn diejenigen Teams, die sich an das Ausgabenlimit von 45 Millionen Euro halten, sollen mit gravierenden Vorteilen vor allem im Motoren- und Aerodynamikbereich belohnt werden. Daher zählte ein einheitliches Reglement für nächstes Jahr neben einem neuen Concorde Agreement, das insbesondere die Verteilung der Gelder regelt, zu den beiden Bedingungen, unter denen sich die acht Fota-Teams eingeschrieben hatten.
"Alle Teams sind vereint in ihrer Sorge über die gegenwärtige Situation", hieß es in dem Schreiben. Dabei erscheine die Krise hausgemacht, fügten die Verantwortlichen der acht Teams an, denen Williams und Force India vorerst nicht mehr angehören. Die beiden Rennställe hatten ihre Bewerbung für 2010 ohne Bedingungen abgegeben und damit den gemeinsamen Weg der Fota verlassen.
Die neuen Formel-1-Teams für die Saison 2010
Unterstützung erhielt die Fota vom Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA), dessen Vorstand neue Fia-Strukturen forderte. "Die Vorstandsmitglieder der ACEA sind zu dem Schluss gekommen, dass das aktuelle Führungssystem nicht fortgesetzt werden kann", teilte die Organisation mit: "Die Fia braucht ein modernisiertes und transparentes Führungssystem, einschließlich einer Revision ihres Aufbaus, damit die Stimmen ihrer Mitglieder, weltweiter Motorsportler und Autofahrer, richtig widergespiegelt werden."