Formel 1 Silberpfeile ganz vorn
Barcelona - Michael Schumacher hat bei seinem Höhenflug in Richtung erstem Weltmeistertitel mit Ferrari einen Rückschlag erlitten. Mit einem Doppelsieg wie im Vorjahr meldeten sich die McLaren-Mercedes beim Großen Preis von Spanien der Formel 1 eindrucksvoll zurück und machten das Titelrennen wieder spannend.
Silberpfeil-Pilot Mika Häkkinen gewann am Sonntag in Barcelona in 1:34:13,665 Stunden sein zweites Rennen der Saison und rächte sich beim fünften von 16 WM-Läufen für die Schmach von Monaco. Trotz einer verpatzten Start-Strategie kämpfte sich WM-Spitzenreiter Michael Schumacher in einer Aufholjagd auf Platz drei hinter David Coulthard und verteidigte nach 65 Runden (307,196 Kilometer) mit 30 Punkten Platz eins in der Fahrerwertung vor Häkkinen (24) und seinem Teamgefährten Eddie Irvine (21), der Rang vier belegte.
Vor 80.000 begeisterten Zuschauern fuhr Ralf Schumacher (Kerpen) als Fünfter erneut in die Punkte, während Heinz-Harald Frentzen (Mönchengladbach) in der 35. Runde wegen eines Differential-Defekts ausschied. Michael Schumacher durfte mit seinem Abschneiden durchaus zufrieden sein. Schon vor dem Rennen war der zweimalige Weltmeister wenig optimistisch und hatte den McLaren-Mercedes die weitaus besseren Chancen eingeräumt.
Die große Hoffnung auf Schützenhilfe seines Teamgefährten Irvine erfüllte sich für Michael Schumacher nicht. "Ich habe lieber Eddie vor mir als jemanden anderen. Da läßt sich bei der Strategie mehr machen", hatte der 30jährige angekündigt. Doch der Plan, der in Monaco vor zwei Wochen noch glänzend geklappt hatte, ging diesmal schief. Schlimmer noch: Der Ire blockte den zweifachen Weltmeister am Start aus, so daß nicht nur der neben ihm aus der zweiten Reihe gestartete David Coulthard, sondern auch Jacques Villeneuve an ihm vorbeiziehen konnte. Nach der ersten Kurve, in die beide Ferrari Seite an Seite einbogen, setzte sich Schumacher vor Irvine auf Position vier.
Während Häkkinen und Coulthard ihren Vorsprung ausbauten, wurden die Ferrari von Villeneuve aufgehalten. Nach zehn Runden hatten die beiden McLaren-Mercedes bereits einen Abstand von mehr als 16 Sekunden auf den Kerpener herausgefahren. Einen mäßigen Start legte Heinz-Harald Frentzen hin; er wurde von Ralf Schumacher überholt und ging auf Platz neun auf die 307,196 Kilometer lange Renndistanz. Nach 35 Runden war das Rennen für den 32jährigen aus Mönchengladbach zu Ende. Wegen eines technischen Defekts (Differential) mußte er seinen Jordan-Mugan-Honda auf dem Grünstreifen abstellen. "Ich bin natürlich enttäuscht. Aber es ist nicht ganz so schlimm, weil ich wohl nicht in die Punkte gekommen wäre", sagte Frentzen, der bislang mit einem zweiten, dritten und vierten Platz eine erfolgreiche Saison hingelegt hatte.
Bis unmittelbar vor Rennbeginn hatten die Ferrari-Mechaniker an Schumachers und Irvines Boliden geschraubt. Schon im Training hatte der Kerpener mit dem elektrohydraulischen Gaspedal zu kämpfen gehabt. Das Hauptproblem im Rennen war zunächst Ex-Weltmeister Villeneuve, der den Kerpener nicht vorbeiließ, so daß der Vorsprung der Silberpfeile nach 20 Runden auf weit mehr als 26 Sekunden anstieg.
Der erste Boxenstopp nach 24 Runden brachte die Wende. Schumacher beendete seinen Reifenwechsel nach 7,4 Sekunden, Villeneuve benötigte 1,8 Sekunden mehr. Platz drei hinter Häkkinen - der in 6,8 Sekunden am Schnellsten war - und Coulthard war der Lohn. Die Aufholjagd begann, und der zweifache Weltmeister legte sofort eine neue schnellste Runde (1:24,982 Minuten) hin. Und der komfortable Vorsprung Häkkinens, der nach knapp der Hälfte der Distanz 28,5 Sekunden betrug, schrumpfte langsam. Vor allem Coulthard spürte fortan Schumacher in seinem Rücken.
Die Hoffnung, durch einen schnellen Boxenstopp auch Coulthard ausbremsen zu können, erfüllte sich allerdings nicht. Obwohl Schumacher nach 43 Runden den schnellsten Tankstopp hinlegte (7,7 Sekunden), konnte er Spitzenreiter Häkkinen und auch Coulthard nicht verdrängen. Der Brite konnte sich nach der Ausfahrt aus der Boxengasse wenige Meter vor Schumacher setzen und den Vorsprung bis ins Ziel mehr oder minder sicher verteidigen.
Vor dem Start hatte der spanische König Juan Carlos Formel-1- Erfahrung gesammelt. Der Monarch raste zweimal im von McLaren- Mercedes gebauten Doppelsitzer-Silberpfeil, chauffiert vom Briten Martin Brundle, über die Strecke. In Rennoverall und Helm ließ es sich der sportbegeisterte König nicht nehmen, in der Boxengasse mit Teams und Fahrern zu fachsimpeln.