Grand Prix der USA Schumachers Triumphfahrt durch den Regen

In einem der spannendsten Rennen der vergangenen Jahre hatte Michael Schumacher die Nerven am besten im Griff. Dem Weltmeister fehlt nach dem Sieg in der Regenschlacht von Indianapolis nur noch ein Punkt zur Titelverteidigung. Für Juan Pablo Montoya ist der Traum vom WM-Gewinn hingegen vorbei.

Indianapolis - Michael Schumacher gewann am Sonntagnachmittag (Ortszeit) nach 73 Runden den Großen Preis der USA vor dem Finnen Kimi Räikkönen. Mit seinem sechsten Saisonsieg baute der Ferrari-Pilot (92 Punkte) seinen Vorsprung in der Fahrerwertung auf neun Zähler auf Räikkönnen (83) aus, der von der Pole Position ins Rennen gegangen war.

Der McLaren-Mercedes-Fahrer ist der einzige Pilot, der Schumacher den sechsten WM-Titel, mit dem er den Argentinier Juan Manuel Fangio überrunden würde, noch streitig machen kann. Einen Sieg Räikkönens im letzten Saisonrennen am 12. Oktober beim Grand Prix von Japan vorausgesetzt, reicht Schumacher bereits ein achter Platz, um erneut zu triumphieren. Bei Punktgleichheit würde die Anzahl der Saisonsiege (6:1) den Ausschlag zugunsten des Deutschen geben, der am Sonntag 18,2 Sekunden Vorsprung auf Räikkönen hatte.

Publikumsliebling Juan Pablo Montoya ist hingegen aus dem WM-Rennen. Der Kolumbianer kam in Indianapolis vor knapp 150.000 Zuschauern nicht über den sechsten Platz hinaus. Mit 82 Punkten kann der BMW-Williams-Fahrer Schumacher, der seinen insgesamt 70. Grand-Prix-Sieg feierte, nicht mehr einholen.

"Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition", sagte Schumacher, "aber man weiß nie, was passiert. Erst muss ich ins Ziel kommen." Die Weltmeisterschaft wird zum 14. Mal in einem Zweikampf entschieden. Zuletzt stritten Eddie Irvine und Mika Häkkinen 1999 um den Titel. Michael Schumacher war bei drei Finals dabei und zog zweimal den Kürzeren. Nur 1994 nicht, als er Damon Hill hinter sich ließ.

Montoyas Teamkollege Ralf Schumacher, der von der rutschigen Fahrbahn abkam, schied ebenso aus wie Rubens Barrichello im zweiten Ferrari. Montoya hatte Vorjahressieger Barrichello ("Ich dachte, ich hätte ihm genug Platz gelassen") beim Überholversuch ins Kiesbett gedrückt. Dafür wurde er von den Rennkommissaren dafür mit einer Drive-Through-Strafe belegt: Mit maximal 80 Kilometern pro Stunde musste Montoya durch die Boxengasse fahren und fiel weit zurück. Das schwache Abschneiden des deutsch-britischen Rennstalls machte sich auch in der Konstrukteurswertung bemerkbar: Mit 147 Punkten liegt Ferrari nun drei Zähler vor BMW-Williams.

"Es war ein schöner und wichtiger Sieg", sagte Michael Schumacher, "ich bin sehr glücklich und danke allen Mitgliedern meines Teams." Für den 34-Jährigen waren die Bridgestone-Reifen der siegbringende Faktor: "Sie haben unter diesen Bedingungen fantastisch funktioniert. Wir wussten schon vorher, dass unsere Regenreifen die besseren sind."

Der Start hätte Michael Schumacher ("Wir sind unserem Ziel ein großes Stück näher gekommen") kaum besser gelingen können. Während er sich von Platz sieben auf vier verbesserte, fiel Montoya vom vierten auf den siebten Rang zurück. Räikkönen baute von der Pole Position seine Führung zunächst kontinuierlich aus. Für Schumacher den fünfmaligen Weltmeister lief aber dennoch nicht alles nach Plan. Der einsetzende Regen machte ihm zu schaffen und ließ ihn in der sechsten Runde von Rang drei auf sechs zurückfallen. Bis zu zwölf Sekunden betrug bisweilen der Rückstand auf Räikkönen.

Hinzu kam eine Fehlentscheidung des Ferrari-Teams, die das Rennen schon früh hätte entscheiden können. Als Michael Schumacher in der 20. Runde an die Box fuhr, wurde darauf verzichtet, Regenreifen aufzuziehen. Nur wenig später begann es jedoch abermals zu regnen, Schumacher musste in der 21. Runde nochmals Kurs Richtung Box nehmen.

Der Titelverteidiger startete die Verfolgung, die in Runde 27 mit dem Überholen von Räikkönen einen ersten Höhepunkt hatte. Mit dem Überrunden des bestraften Montoya auf Platz zehn setzte sich der Erfolgsweg nur fünf Kilometer später fort. Nach der Hälfte der Distanz war Michael Schumacher - zumindest theoretisch - am Ziel seiner Träume. Da setzte er sich an die Spitze, Räikkönen war in Runde 37 Vierter und Montoya Neunter.

Einen denkwürdigen Zwischenstand gab es in der 48. Runde, als drei Deutsche - Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Nick Heidfeld - in Führung lagen. Räikkönen hat den Titelkampf trotz seiner Niederlage noch nicht aufgegeben. "Vielleicht wird das Rennen schwierig, dann kann alles passieren, aber meine Chancen sind schon sehr gering." So sah es auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der dennoch versprach: "Wir kämpfen weiter."

Für eine Überraschung sorgte Heinz-Harald Frentzen. Der 36-Jährige, der der zwischenzeitlich als erster Sauber-Fahrer überhaupt einen Grand Prix anführte, belegte einen hervorragenden dritten Platz. Auch Nick Heidfeld wusste beim 15. von 16 WM-Rennen zu überzeugen. Frentzens Teamkollege wurde hinter dem italienischen Renault-Fahrer Jarno Trulli Fünfter.

Trotz der guten Platzierungen ist das Aus der beiden Deutschen beim Schweizer Team beschlossene Sache. "Wir hatten eine schwierige Saison. Heute waren perfekte Bedingungen für uns", freute sich Frentzen, der nur ein Mal in die Box musste und damit zu den wenigen Gewinnern der Regenlotterie zählte.

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