
Großer Preis von China Alonso siegt überlegen, Vettel verzockt sich
- • Großer Preis von China: Vettel startet nur von Platz neun
- • Dauerzoff bei Red Bull: Vettel macht Webber klein
Hamburg - Die Kommunikation neun Runden vor Schluss war bezeichnend: "Push nicht so", wurde Ferrari-Pilot Fernando Alonso via Funk von seinem Team aufgefordert. Gemeint war, der in Führung liegende Spanier solle nicht so aufs Gaspedal drücken, dafür Motor und Reifen schonen. Alonsos Antwort: "Ich pushe überhaupt nicht."
Der Ferrari des Spaniers war beim Großen Preis von China einfach so schnell, dass kein anderer Wagen mithalten konnte. Alonso gewann das Rennen auf dem Shanghai International Circuit souverän, hatte im Ziel mehr als zehn Sekunden Vorsprung auf Kimi Räikkönen im Lotus. Dritter wurde Qualifying-Sieger Lewis Hamilton im Mercedes, der rund zwölf Sekunden hinter Alonso lag.
Und Sebastian Vettel? Dessen geplante Aufholjagd glückte zumindest teilweise. Als Neunter war der Titelverteidiger ins Rennen gegangen, hatte dabei als einer der wenigen Piloten auf eine härtere Reifenmischung gesetzt, die länger hält. So wollte er zunächst länger auf der Strecke bleiben und Plätze gutmachen, bevor er zum ersten Reifenwechsel kommen musste. Der Plan ging auf, Vettel fuhr lange um die Podestplätze mit und wurde am Ende Vierter.
Webber verliert einen Hinterreifen und scheidet aus
Nur Vierter, muss man dennoch wohl sagen. Denn Vettel hatte sich vier Runden vor Schluss noch einmal neue Reifen geholt. Und mit diesen holte er pro Runde mehrere Sekunden auf Hamilton auf. Im Ziel betrug sein Rückstand auf den Dritten, und damit aufs Podest, gerade einmal 0,2 Sekunden. Hätte sich der Deutsche zwei, drei Runden früher neue Reifen geholt, er wäre wohl problemlos an Hamilton vorbeigezogen. So gesehen hatte er sich mit dem späten Wechsel verzockt.
"Im Nachhinein ist man immer schlauer. Es hat aber nicht viel mit Rennfahren zu tun, wenn man das ganze Rennen praktisch nur auf die Reifen auslegt", meckerte Vettel. Deutlich zufriedener war Alonso: "Ein phantastisches Rennen von uns. Die Reifen haben besser funktioniert als gedacht. Aber wir haben noch mehr Potential."
Vettels Teamkollege und mittlerweile Intimfeind Mark Webber war zu dem Zeitpunkt, als es um die Podestplätze ging, schon längst ausgeschieden. Er war in Runde 18 mit einem Auto zusammengekracht, auf dem der Red-Bull-Schriftzug prangte. Für einen flüchtigen Moment sah es so aus, als wären da Vettel und Webber kollidiert, was nach den vergangenen drei Wochen, in denen der Stallorder-Vorfall von Malaysia hoch- und runterdiskutiert wurde, eine irre Geschichte gewesen wäre. Es war dann aber doch nur Jean-Eric Vergne im Toro Rosso, dem Schwesterteam von Red Bull, mit dem Webber zusammenstieß.
Der Australier besorgte sich an der Box anschließend eine neue Nase, allerdings zog einer der Red-Bull-Mechaniker eine Schraube offenbar nicht fest genug. Webber jedenfalls verlor in der folgenden Runde einen Hinterreifen, womit das Rennen für ihn endgültig beendet war. Für die Kollision mit Verne wurde er von den Rennkommissaren für den nächsten Grand Prix in einer Woche in Bahrain um drei Startplätze strafversetzt. "Das komplettiert ein tolles Wochenende für mich", sagte Webber.
Fünf Runden später war auch für Vorjahressieger Nico Rosberg Schluss. "Es war heute sehr komisch, das Auto zu fahren", sagte der Mercedes-Pilot nach seinem Aus und vermutete, dass ein Stabilisator am Heck des Wagens kaputtgegangen war. Rosberg musste seinen Boliden vorzeitig an der Box abstellen. Zuvor war bereits Adrian Sutil im Force India ausgeschieden, nachdem er in der sechsten Runde mit Sauber-Pilot Esteban Gutiérrez kollidiert war. Der Mexikaner wurde für den Auffahrunfall bestraft: Er verliert in Bahrain fünf Startplätze. Gutiérrez' Teamkollege Nico Hülkenberg fuhr auf Platz zehn.
In der WM-Wertung führt Vettel (52 Punkte) trotz des verpassten Podests weiter vor Räikkönen (49). Alonso (43) rückte auf Platz drei vor, Hamilton (40) ist Vierter vor Ferrari-Pilot Felipe Massa (30). Das nächste Rennen findet am kommenden Sonntag (14 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE; TV: RTL und Sky) statt, wenn der Große Preis von Bahrain gestartet wird.
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Den großen Schluck aus der Champagner-Flasche hat sich Fernando Alonso redlich verdient. Beim Großen Preis von China in Shanghai dominierte der Spanier in seinem Ferrari und feierte seinen ersten Saisonsieg.
Guter Start für die Ferraris: Schon zu Beginn des Rennens überzeugten die Italiener. Am Start fuhren Alonso und Teamkollege Felipe Massa auf die Plätze zwei und drei vor. Die Pole-Position nutzte Lewis Hamilton (vorne) und blieb in Führung. Sebastian Vettel, der als Neunter in den Grand Prix ging, konnte zunächst keine Plätze gutmachen.
Schon nach wenigen Runden führte Alonso (vorne) vor Teamkollege Massa (l.), Hamiltons Reifen hatten deutlich stärker abgebaut.
Ein schwarzes Rennwochenende erlebte Vettels Teamkollege Mark Webber. Erst hatte der Australier aus der Box starten müssen, dann verschuldete er eine Kollision mit Jean-Eric Vergne von Red Bulls Schwesterteam Toro Rosso. Kurz darauf war Webbers Rennen beendet, weil das Team einen Reifen nicht richtig festgeschraubt hatte und dieser sich während der Fahrt löste.
Enttäuschend verlief der Grand Prix auch für Nico Rosberg. Der Mercedes-Pilot musste seinen Boliden wegen eines technischen Defekts früh abstellen. Im vergangenen Jahr hatte er in Shanghai noch gewonnen.
Unterdessen startete Vettel eine Aufholjagd und arbeitete sich dank einer cleveren Boxenstopp-Strategie nach vorne.
So kam es kurzzeitig zu einer deutschen Doppel-Führung. Nico Hülkenberg im Sauber hielt Vettel einige Runden hinter sich, musste dann jedoch in die Box zum Reifenwechsel.
An Alonso führte in China jedoch kein Weg vorbei. Der Spanier flog förmlich mit Top-Zeiten um den Kurs und ließ der Konkurrenz keine Chance.
Die anderen Top-Favoriten kämpften noch um die Plätze: Vettel, Räikkönen und Hamilton stritten sich um die Ränge zwei und drei. Der Deutsche hatte letztlich das Nachsehen, weil er später als die Konkurrenten zum dritten Boxenstopp kam. Räikkönen sicherte sich vor Hamilton und Vettel 18 WM-Punkte.
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