
Formel 1: Am Start fällt die Entscheidung
Hamiltons Sieg in Japan Alles wie immer - nur die TV-Bilder nicht
Alles wieder normal in der Formel 1: Nach dem Ausrutscher von Singapur lieferte Mercedes in Suzuka wieder den gewohnt dominanten Auftritt ab, Lewis Hamilton und Nico Rosberg feierten vor Sebastian Vettel den achten Doppelsieg in dieser Saison. Wobei Rosberg danach überhaupt nicht zum Feiern zumute war: Er hatte aus der Poleposition heraus wieder einmal seinen Start verpatzt. Hamilton und auch Vettel und Valtteri Bottas zogen an Rosberg vorbei.
Nicht normal war hingegen die TV-Übertragung des Rennens. Die führenden Mercedes waren kaum zu sehen - dafür aber viele Zweikämpfe im Mittelfeld.
Die Bildauswahl im Fernsehen wird heutzutage nicht mehr von dem jeweiligen nationalen Fernsehsender des Landes bestimmt, in dem das Rennen stattfindet, sondern von der FOM-Weltregie. Also bestimmt letztlich Bernie Ecclestones Vermarktungsagentur, was auf den Bildschirmen weltweit zu sehen ist. Die übertragenden Fernsehsender entschuldigten sich zum Teil bei ihren Zuschauern während des Rennens für die nicht in ihren Händen liegende Bildauswahl. Weder sie noch der Automobil-Weltverband Fia haben einen Einfluss darauf, welche Szenen gezeigt werden.
Bei Mercedes selbst war natürlich zur Kenntnis genommen worden, dass Hamilton und Rosberg kaum im Bild waren - begeistert war niemand. Teamchef Toto Wolff versuchte es mit Galgenhumor: "Ich habe unsere Autos eine Stunde lang nicht gesehen. Ich weiß gar nicht, wie das Rennen ausgegangen ist."
Der Fall Red Bull: Ecclestone ist sauer auf Mercedes
Hinter den Kulissen wird vermutet, es könne sich um eine "Strafaktion" von Ecclestone handeln. Denn der Formel-1-Boss ist sauer auf die Mercedes-Bosse, weil die sich nach zunächst positiven Tendenzen nun doch weigern, Red Bull im nächsten Jahr mit Motoren zu beliefern. Auch der zweite Red-Bull-Verhandlungspartner Ferrari hat einen Rückzieher gemacht und will nur noch Vorjahrestriebwerke zur Verfügung stellen, obwohl Ferrari-Boss Sergio Marchionne mündlich bereits die aktuellen zugesagt hatte.
Vorjahresmaterial ist für Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz jedoch nicht akzeptabel. Und durch die aktuellen Ereignisse hat sich auch ein Einstieg von VW bei Red Bull endgültig zerschlagen. Ein Ausstieg aus der Formel 1 wird damit immer wahrscheinlicher - mit Red Bull und Toro Rosso wären dann gleich zwei Teams weg.
Fernsehboykott als Druckmittel gegen Mercedes?
Für Ecclestone ist der Ausstieg ein Horrorszenario. War deshalb der "Fernsehboykott" ein letzter Versuch, Mercedes zum Umdenken zu bewegen? Teamchef Wolff zeigte sich ahnungslos und sagte: "Ich weiß auch nicht, wo wir Bernie Ecclestone auf die Zehen getreten sind."
Mercedes-F1-Aufsichtsratschef Niki Lauda wollte den Verdacht eines Boykotts offiziell nicht bestätigen: "Dazu kann ich nichts sagen. Es war nur witzig, dass man selbst beim Reifenwechsel vom Führenden Lewis Hamilton erst auf das Auto geschaltet hat, als er die Box verlassen hat. Man hat nicht mal gesehen, wie die Reifen gewechselt wurden. Das war schon interessant." Er wolle aber nachfragen, was da bei denen schieflief, "die für die Auswahl der Aufnahmen zuständig sind. Ich will Bernie nächste Woche sowieso treffen und fragen, was da los war oder ob die Kamera vielleicht nur ein Problem hatte", sagte Lauda.
Die Verantwortlichen äußern sich bisher nicht zu der Fernsehübertragung. Wahrscheinlich wird es bald eine Erklärung der FOM geben. Und diese wird dann wohl so lauten, dass die Zweikämpfe im Mittelfeld eben interessanter gewesen seien, als ein einsam an der Spitze fahrender Hamilton.
Dennoch wird sich der Verdacht, dass es sich um eine Strafaktion handelte, nicht so schnell verflüchtigen. Schon einmal hatte es einen ähnlichen Fall gegeben. Beim Grand Prix in Bahrain 2012 hatte sich Force India während der Unruhen dort geweigert, am zweiten Training teilzunehmen, um den Weg ins Hotel noch bei Tageslicht antreten zu können. Prompt waren die Autos das ganze Wochenende über nicht mehr im Fernsehen zu sehen.