Protest aus Italien und Betriebsrat Schumacher muss sich für Comeback rechtfertigen

Hamburg - Michael Schumacher erlebt kurz nach seiner Rückkehr in die Königsklasse des Motorsports erstmals heftigen Gegenwind.
Zahlreiche italienische Zeitungen rechneten am Heiligen Abend mit dem ehemaligen Ferrari-Idol ab. "Ein Tiefschlag für Ferrari. Schumi kehrt zurück, um alle zu schlagen", schreibt der "Corriere dello Sport". Die Zeitung "Il Manifesto" fasst die Stimmung der italienischen F1-Fans mit den Worten "Ein Comeback, das stinkt" zusammen. "La Repubblica" geht sogar noch weiter: "Ferrari ist stinksauer: Ab heute ist Schumi ein Gegner."
Schumacher warb bei den Millionen Ferrari-Fans mit einem offenen Brief um Verständnis. "14 Jahre lang war ich ein Teil von Ferrari, 14 Jahre lang war Ferrari ein Teil von mir. Ein großes Stück Ferrari wird in meinem Herzen bleiben", schrieb der 40-Jährige in einem von zahlreichen italienischen Zeitungen veröffentlichten Brief. "Ich wäre glücklich, wenn ihr neben den beiden Ferrari-Piloten auch mir weiterhin ein kleines Stück eurer unendlichen Sympathie schenken würdet."
Die Zeitung "Tuttosport" kommentierte den Brief hämisch: "Schumi entschuldigt sich in einem Brief an die Fans, dass er wieder Deutscher wird."
Rückendeckung von Ehefrau Corinna
Unterstützung erhält Schumacher dagegen von Freunden und der Familie. "Dass Michael nun wieder Formel-1-Rennen fährt, stellt zugegebenermaßen unser Familienleben sehr unerwartet auf den Kopf", schrieb Schumachers Ehefrau Corinna Schumacher am Donnerstag auf der Internetseite ihres Mannes. Aber dessen Leidenschaft für das Rennfahren sei nun mal riesig.
"Ohne diese tiefe Leidenschaft wäre das alles nicht möglich gewesen; diese Leidenschaft hat ihn zu dem gemacht, der er ist", schrieb die Schumacher-Gattin: "Er weiß genau, was er macht, und er weiß, dass ich immer hinter ihm stehe. Er braucht seine Herausforderungen, so ist Michael nun mal."
Auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone begrüßt Schumachers Entscheidung - was bei dem PR-Schub für die von ihm vermarktete Sportart wenig wundert. Auf die Frage auf der offiziellen Formel-1-Homepage formula1.com, ob er den künftigen Mercedes-Grand-Prix-Piloten Schumacher auf der Rechnung habe, Rennen zu gewinnen, entgegnete der Brite: "Vergessen Sie Rennsiege - ich habe ihn auf der Rechnung für den Sieg in der Weltmeisterschaft."
"Kosten stehen in keiner Relation zum Ertrag"
Der Millionenvertrag mit Mercedes hat in der Belegschaft des Autobauers Unverständnis ausgelöst. "Das ist den Leuten schwer zu vermitteln", hatte der Bremer Betriebsratschef Uwe Werner der "Frankfurter Rundschau" gesagt. Der siebenmalige Weltmeister soll angeblich sieben Millionen Euro pro Jahr kassieren. Die Begründung des Daimler-Vorstands für das verstärkte Engagement im Rennsport sei wenig überzeugend: "Uns wird das als Zukunftsinvestition verkauft", sagte Werner. Der tatsächliche Nutzen für Image und Absatz sei allerdings fraglich. "Die Belegschaft hätte es eher verstanden, wenn Mercedes aus dem teuren Formel-1-Geschäft ausgestiegen wäre", so der Arbeitnehmervertreter.
Auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen sieht die Investition kritisch: Er könne sich nicht vorstellen, dass Mercedes wegen der Formel 1 mehr Fahrzeuge verkaufen werde, sagte Dudenhöffer im Bayerischen Rundfunk. "Gerade Mercedes ist ein Unternehmen, bei dem die Sportlichkeit nicht der erste Markenwert ist, sondern da ist man eher mit Sicherheit unterwegs, mit Qualität unterwegs. Warum sollte der Mercedes-Fahrer sich ausgerechnet wegen der Formel 1 für den Kauf eines Mercedes entscheiden? Das kann man kaum nachvollziehen."
Somit würden "Kosten für das Unternehmen aufgebaut, die in keiner Relation zu möglichen Erträgen stehen". Letztlich müssten die Autofahrer diese Kosten bezahlen, sagte Dudenhöffer: "Jedes Fahrzeug muss um 200 bis 300 Euro teurer verkauft werden, um die Formel 1 für Mercedes zu finanzieren."
Norbert Haug hat dieses Kritiken zurückgewiesen. Im ZDF-"heute-journal" rechtfertigte der Mercedes-Sportchef die Konzernstrategie: "Das ganze Thema wird sehr viele Autos verkaufen und sehr viele Leute auf die Qualität des Sterns aufmerksam machen." Haug glaubt an einen unschätzbaren Imagegewinn für Mercedes. "Wir setzen heute auf der ganzen Welt ein Thema und polieren auf der ganzen Welt den Stern. Wir als sparsame Schwaben glauben, sehr genau zu wissen, wohin wir unser Geld investieren."