Rennen am Nürburgring Vettel patzt, Hamilton siegt
Ein Dreher in der Anfangsphase verhinderte den ersten Heim-Triumph von Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. Der Deutsche wurde beim Großen Preis von Deutschland nur Vierter, am Ende gewann der Brite Lewis Hamilton.
Hamburg - Sebastian Vettel muss weiter auf den ersten Heimsieg in der Formel 1 warten. Der 24-Jährige wurde am Nürburgring nach einem Dreher in der zehnten Runde nur Vierter. Erst in der letzten Runde überholte er beim Boxenstop noch Ferrari-Pilot Felipe Massa.
"Wir waren heute einfach nicht schnell genug", sagte Vettel. "Ich habe mich eigentlich das ganze Wochenende nicht so richtig wohlgefühlt. Die anderen arbeiten auch hart. Wir dürfen nicht nachlassen und müssen da mitziehen. Es gibt Rennen, da läuft es halt schwerer, da muss man dann alles rausquetschen."
An der Spitze lieferten sich Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Mark Webber einen spannenden Dreikampf - mit dem besseren Ende für den Briten. "Jeder Sieg ist speziell, aber hier ist das schon emotional", sagte Hamilton. "Wir hatten nicht erwartet, hier so schnell zu sein."
Der McLaren-Pilot überholte beim Start Vettels Red-Bull-Teamkollegen Webber. Der spanische Ferrari-Pilot kam mit einem Rückstand von 3,9 Sekunden ins Ziel, Webber mit 9,7 Sekunden.
Hamilton verteidigt seinen Vorsprung nach dem zweiten Boxenstop
Webber eröffnete in Runde 14 die erste Boxenstop-Phase, zwei Umläufe später wurde es turbulent: Als Hamilton und Alonso direkt hintereinander aus der Boxengasse kamen, fuhren von hinten Massa (zu dem Zeitpunkt noch ohne Stopp) und Webber heran, der Australier schob sich an Hamilton und Alonso vorbei.
Spitzenreiter Webber holte sich in der 30. Runde seinen dritten Reifensatz, Hamilton folgte eine Runde später, kam vor Webber zurück auf die Strecke und verteidigte seinen Platz mit einem harten Manöver. Alonso stoppte zwei Runden später und kam vor Hamilton zurück. Doch der Brite quetschte sich kurz darauf vorbei und übernahm die Führung.
Bei der letzten Boxenstopp-Runde des Spitzentrios neun Umläufe vor dem Ende machte Hamilton den Anfang. Alonso wartete zwei Runden länger, blieb aber hinter dem Briten. Webber schaffte es beim letzten Stopp auch nicht mehr, sich zu verbessern.
In der Gesamtwertung führt Vettel (216 Punkte) nun mit 77 Zählern Vorsprung vor Webber (139). Dahinter folgen Hamilton (134) und Alonso (130). Hamiltons Teamkollege Jenson Button musste das Rennen mit einem Defekt beenden. Es war sein zweiter Ausfall in Folge. Er liegt weiterhin mit 109 Punkten auf Rang fünf.
Adrian Sutil im Force-India-Mercedes wurde Sechster, gefolgt von den Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Michael Schumacher, der sich wie Vettel einen Dreher geleistet hatte und den Rückstand nicht mehr aufholen konnte. "Nicht unser Wunschresultat, aber immerhin weitere Punkte auf unserem Konto", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug zum Abschneiden seiner Schützlinge.
Timo Glock landete auf Platz 17. Der 29-Jährige hatte vor dem Rennen seinen Vertrag bei Marussia Virgin vorzeitig bis 2014 verlängert.
Ecclestone macht Nürburgring-Betreibern Hoffnung
Nick Heidfeld musste das Rennen bereits in der 10. Runde beenden. Nach einer Kollision mit dem Schweizer Sebastien Buemi landete der Lotus-Fahrer im Kiesbett und konnte nicht weiterfahren. "Wenn ich nach rechts gehe, kann er nicht einfach rechts rüberziehen. Das war dumm und ein bisschen gefährlich", beschwerte sich Heidfeld.
Der Toro-Rosso-Pilot wurde anschließend von den Rennkommissaren für die Aktion bestraft und wird am kommenden Sonntag (14 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) in Budapest um fünf Startplätze nach hinten gesetzt. Heidfeld hingegen wird beim Großen Preis von Ungarn im ersten Training von Testfahrer Bruno Senna ersetzt. Ab der zweiten Sitzung soll dann Heidfeld wieder fahren.
Derweil hat Formel-1-Boss Bernie Ecclestone den Betreibern des Nürburgrings neue Hoffnungen gemacht. "Ich bin bereit, denselben Vertrag hier zu machen, wie wir ihn in Ungarn haben. Sie müssten hier eigentlich eine ganze Menge mehr zahlen als Ungarn", sagte der 80-Jährige, ohne konkrete Zahlen zu nennen. "Ich würde gerne einen Zehn-Jahres-Vertrag machen und habe den Leuten exakt gesagt, was wir tun könnten. Das ist ein sehr fairer Vorschlag."
Zuletzt hatten die Grünen in Rheinland-Pfalz angekündigt, dass die Landesregierung das Rennen nicht weiter mit Millionen aus Steuergeldern subventionieren werde. Auch der Bund will nicht einspringen.
leh/dpa/sid