Sicherheitsbeauftragter der Fußball-WM in Katar Regenbogenfahnen könnten doch konfisziert werden – zum Schutz vor Angriffen

In Katar ist Homosexualität verboten. Bei der Fußball-WM, so beteuerten Offizielle bisher, seien LGBT+-Fans willkommen. Nun heißt es: Symbole wie die Regenbogenfahne seien nicht zu empfehlen – aus Sicherheitsgründen.
Ein Symbol für Akzeptanz

Ein Symbol für Akzeptanz

Foto: Oliver Baumgart / foto2press / IMAGO

Ein katarischer Sicherheitsverantwortlicher hat sich gegen das Zeigen von Regenbogenfahnen bei der Fußball-WM in Katar ausgesprochen – weil er mögliche Angriffe befürchtet.

Falls ein Fan »die Regenbogenfahne zeigt und ich sie ihm wegnehme, geschieht dies nicht, weil ich sie wirklich nehmen will, um ihn zu beleidigen, sondern um ihn zu schützen«, sagte Generalmajor Abdulasis Abdullah Al Ansari der Nachrichtenagentur AP. »Wenn nicht ich es bin, könnte ihn jemand attackieren. Ich kann nicht für das Verhalten aller Menschen garantieren. Und ich werde ihm sagen: ›Bitte, es gibt keinen Grund, die Fahne hier zu zeigen.‹«

Al Ansari ist unter anderem der Vorsitzende des Nationalen Terrorismusbekämpfungs-Komitees im katarischen Innenministerium. Die Regenbogenfahne steht weltweit als Symbol für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.

Diskriminierung weiter verbreitet

Der WM-Gastgeber Katar ist nicht nur wegen der Menschenrechtslage und der Bedingungen für ausländische Arbeiter in der Kritik internationaler Organisationen. Amnesty International hatte zuletzt geurteilt, dass Frauen sowie lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen »sowohl durch Gesetze als auch im täglichen Leben weiterhin diskriminiert« würden. Homosexualität ist in Katar gesetzlich verboten.

Fifa-Präsident Gianni Infantino sagte kürzlich: »Jeder wird sehen, dass jeder hier in Katar willkommen ist, auch wenn wir über LGBT+ sprechen.« Die Fifa erklärte auf Anfrage erneut, dass Regenbogenfahnen im Stadion erlaubt seien. Die katarischen WM-Organisatoren erklärten, dass sie Richtlinien des Weltverbands diesbezüglich respektieren würden.

Al Ansari sagte, dass er LGBT+-Fans nicht empfehle, dass sie Katar fernbleiben sollen. »Bucht ein Zimmer zusammen, schlaft zusammen, das ist etwas, das uns nichts angeht«, sagte er. Wer seine Ansichten dazu demonstrieren wolle, solle das in einer Gesellschaft tun, »in der das akzeptiert wird«.

Sicherheitsbedenken bleiben

LGBT+-Fanvertretungen kritisierten das in einer am Freitagnachmittag veröffentlichten Mitteilung. In den vergangenen Monate habe man immer wieder versucht, sich mit der Fifa und den Veranstaltern in Fragen der Sicherheit auseinanderzusetzen. »Wir haben keine Einzelheiten darüber erfahren, wie unsere trans+-Mitglieder bei den Sicherheitskontrollen mit Respekt behandelt werden. Wir haben keine Einzelheiten über Garantien gehört, dass LGBT+-Menschen (Fans oder Einwohner) nicht wegen ihrer Existenz verhaftet werden«, heißt es in der von sieben Fanvereinigungen aus Europa und den USA unterzeichneten Mitteilung: »Es ist klar, dass die Stimmen der Fans, insbesondere von Minderheiten, von der Fifa nicht ernst genommen werden.«

Das Statement nimmt keinen Bezug auf die Aussagen Al Ansaris, findet aber klare Worte für WM-Reisepläne ihrer Community: Man könne weder den eigenen Mitgliedern, noch LGBT+-Menschen oder Verbündeten guten Gewissens sagen, »dass dies eine Weltmeisterschaft für alle ist«.

sak/dpa

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