1. FC Kaiserslautern Leerjahr für die Betze-Buben

Und schon wieder nicht Bundesliga. In Kaiserslautern reagierten die Fans fast schon routiniert auf das erneute Scheitern im Aufstiegskampf. Sorgen machen ohnehin die Finanzen des klammen Kult-Klubs. Die besten Spieler dürften wohl gehen.
Kaiserslauterns Hofmann (l.): Aufstieg verpasst, Zukunft ungewiss

Kaiserslauterns Hofmann (l.): Aufstieg verpasst, Zukunft ungewiss

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Als alles vorbei war, taten beide Seiten das, was man eben tut, wenn man knapp gescheitert ist: Die Spieler standen enttäuscht vor der Kurve. Die Fans sangen "You'll never walk alone". Das ging nicht spurlos an den knapp 50.000 Zuschauern auf dem Betzenberg vorbei. Aber die ganz großen Emotionen wollten nach dem 1:1 des 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Ingolstadt und dem verpassten Aufstieg nicht aufkommen.

In der Pfalz hat sich eine gewisse Routine vor der Sommerpause entwickelt. Zum dritten Mal in Folge gehörte der FCK zur Spitzengruppe der zweiten Bundesliga. Zum dritten Mal jubelten die anderen. 2013 verlor er die Relegation gegen Hoffenheim, vergangenes und dieses Jahr reichte es nur für Rang vier.

Nichts Neues also für die Fans in der Westkurve, die zum Ende dieses mäßigen Spiels auffallend leise waren. Dass sie hinterher doch zeigten, wie der Betzenberg zu seinem Ruf kam, lag an Tobias Sippel. 17 Jahre lang stand der im FCK-Tor. Nun wird der 27-Jährige wechseln - wohl nach Mönchengladbach. Und schon geht die Angst um, dass es weitere gibt, die keine Lust mehr auf die Liga und ihre Gehälter haben.

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Die in weiten Teilen starke Saison ohne Happy End könnte für die Pfälzer doppelt bitter werden. Für mehrere Shootingstars geht es vom 17. bis 30. Juni bei der U 21-EM in Tschechien weiter. Die Verteidiger Dominique Heintz, 21, Kapitän und Publikumsliebling Willi Orban, 22, sowie Jean Zimmer, 21, Mittelfeldspieler Amin Younes, 21, und Stürmer Philipp Hofmann, 22, könnten für finanzkräftige Klubs vorspielen. Auch Erik Thommy, 20, Torschütze gegen Ingolstadt, gilt als Talent.

Das weiß Stefan Kuntz, der Younes (Mönchengladbach) und Thommy (Augsburg) ohnehin nur auf Leihbasis nach Kaiserslautern holte: "Es kommt sicher der ein oder andere Berater und hat eine Idee." Und manches "können wir nicht verhindern", sagte der Vorstandsvorsitzende, der ja auch Fan sei. Und wisse, wie schwer es zu akzeptieren ist, dass der große FCK "finanziell nicht mal mit den Top fünf der zweiten Liga mithalten" kann. Trotz Fritz Walter, vier Meisterschaften, zwei Pokalsiegen, 50.000 Fans und überhaupt. Doch mittlerweile ist die zweite Liga kein Ausrutscher mehr. Sieben der jüngsten neun Saisons verbrachte der FCK in der Liga der Montagsspiele.

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Vor einigen Tagen verkündete der Hauptsponsor sein Aus nach nur einem Jahr. Einen neuen gibt es noch nicht. Markus Schupp bleibt gelassen: "Soweit ich weiß, sind wir für die nächsten Jahre gut aufgestellt", sagte der Sportdirektor, der festgehalten wissen wollte, dass der Verein kein Geld im Vertrauen auf den Aufstieg ausgegeben habe.

Doch die Finanzen bleiben ein Thema in Kaiserslautern. Besonders die öffentlichen. Die hochverschuldete Stadt unterstützt ihr Aushängeschild, wo sie kann. "Verein der Steuerzahler" spottete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Weil die Stadt einen Kredit aufnahm und dem Klub das Stadion für 65 Millionen Euro abkaufte, die jährlichen Mietzahlungen - zunächst 3,2, jetzt 2,4 Millionen pro Jahr - aber kaum die Zinsen abdecken.

Aufsehen erregte auch der Rückkauf des Grundstücks für das Nachwuchszentrum. Das gehörte zum Stadion-Deal und wurde mit sechs Millionen Euro bewertet, der FCK soll es nun für 2,6 Millionen zurückkaufen. Der Steuerzahlerbund war außer sich, die EU ermittelte wegen indirekter Beihilfe, gab letztlich aber grünes Licht. Trotzdem ist das Geld knapp. Um das Leistungszentrum zu sanieren, lieh sich der Klub per Anleihe sechs Millionen Euro bei den Fans.

Ganz freiwillig wurde so nicht auf die Jugendwahn gesetzt, kein Spieler ist älter als 29 Jahre. Doch dem Publikum gefielen die neuen "Betze-Buben", die offensiv spielten und den meisten Ballbesitz der Liga hatten. Denen am Ende aber Torjäger, Kraft und Nerven fehlten. Aus den letzten sieben Spielen gab es genau einen Sieg. Am Ende fehlte nur einer. 59 Punkte, so wenige wie seit Jahren nicht, hätten zur Relegation gereicht.

Ob das nächstes Jahr auch so ist? Die Absteiger Freiburg und Paderborn, das reiche Leipzig, Klubs wie Nürnberg, Düsseldorf, Braunschweig und Bochum wollen angreifen. Und vielleicht kommt ja noch der Hamburger SV dazu. Ob er es deswegen besonders bereue, dieses Jahr nicht aufgestiegen zu sein? "Ach wissen Sie", sagte Kuntz, "das dachte ich in den letzten Jahren immer."

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