Führungswechsel beim 1. FC Köln Neustart mit Gemecker

Trainer Markus Gisdol soll den 1. FC Köln und Geißbock Hennes aus der Krise führen
Foto: Rolf Vennenbernd / DPADer erste öffentliche Auftritt der neuen Hoffnungsträger des 1. FC Köln begann mit einem Moment der Verwirrung. Als Horst Heldt, Kölns neuer Geschäftsführer Sport, und der neue Trainer Markus Gisdol durch den Presseraum zu ihren Plätzen gehen wollten, war ihnen der Weg versperrt. Journalisten und Kameras standen dort, wo wenige Minuten zuvor noch ein Durchgang gewesen war. Kurze Aufregung, bisschen Hektik und Chaos - doch dann bahnten sich Heldt und Gisdol ihren Weg nach vorne.
Genau das erhoffen sie sich in Köln: Dass da mit Heldt und Gisdol zwei Männer antreten, die dem schlingerndem Klub den Weg aus der Krise weisen. Leicht wird das nicht: Köln ist Vorletzter in der Bundesliga und hat acht von elf Ligaspielen verloren, dazu kommt die Pleite im Pokal gegen den Viertligisten Saarbrücken.
Heldt, 49, war schon Spieler in Köln, noch früher hat er auf dem Schoß von FC-Legende Bernd Cullmann gesessen, das hat er jetzt noch einmal erzählt. Vor zwei Jahren sollte Heldt schon einmal Sportchef in Köln werden, doch sein damaliger Verein Hannover 96 ließ ihn nicht gehen. "Es war immer mein Traum, im Leben noch einmal für meinen Klub arbeiten zu dürfen", sagte Heldt nun und meinte den 1. FC Köln. Man kann jemandem wie Heldt also Beachtung schenken, wenn er über Kölner Krisensymptome spricht, die ja nicht nur sportliche sind.
Der FC und die Sache mit der Einigkeit
Er habe den Eindruck gehabt, dass das Kölner Umfeld zuletzt doch sehr aufgeregt gewesen sei, sagte Heldt. Nun müssten sie alle gemeinsam Ideen entwickeln, wie sich daraus wieder "eine Einheit formen lasse". Es ist ein naheliegender Gedanke, nur ist das mit der Einheit so eine Sache in Köln - und es ist eben so, dass sich auch in der Personalie Heldt nicht alle einig waren.

Horst Heldt wurde in Königswinter geboren, 40 Kilometer entfernt von Köln
Foto: Rolf Vennenbernd/dpaZehn Tage ist es her, dass der 1. FC Köln sein Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim verloren hat. Mit dem Abpfiff verschickte der Klub eine Mitteilung, in der er die sofortige Trennung vom Geschäftsführer Armin Veh verkündete. Veh hatte zuvor bereits angekündigt, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen, sein sofortiger Abschied hingegen war eine Überraschung. Einen Tag später trennte sich Köln auch noch vom Trainer Achim Beierlorzer - die vierte Pflichtspielniederlage in Folge war eine zu viel.
Fortan suchte der Sportliche Leiter Frank Aehlig einen neuen Trainer, während gleichzeitig eine vom Verein beauftragte Personalagentur nach Kandidaten für die Veh-Nachfolge fahndete. Es fiel dann auch relativ schnell der Name Heldt, doch noch am Wochenende hatten Kölner Medien voreilig das Scheitern der Verhandlungen verkündet. "Es gibt keine Mehrheit für den Ex-Kicker bei den am Auswahlprozess beteiligten Gremien", schrieb der "Express".
Gremien hat der FC tatsächlich einige: Geschäftsführung, Präsidium, Mitgliederrat und "Gemeinsamer Ausschuss" inklusive Beirat und Aufsichtsrat. Es ist zuletzt oft so gewesen, dass die Gremien den Anschein erweckten, als würden sie eher gegeneinander als miteinander arbeiten. In solchen Momenten wirkten die Kölner manchmal wie ein Verein, der mehr unterschiedliche Interessen zu vereinen sucht als die SPD.
Gisdol war nicht erste Wahl
Irgendwann in den letzten Tagen haben sich dann doch noch alle auf Horst Heldt einigen können. Es heißt, Kölns Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle habe gemeinsam mit Aehlig noch einmal eindringlich und mit Erfolg für Heldt geworben. Heldt sagte, ihm sei egal, wie die Entscheidung gefallen sei. "Fakt ist, dass ich hier sitze und darüber freue ich mich außerordentlich."
An die Arbeit.#effzeh pic.twitter.com/O1uSCnKyVn
— 1. FC Köln (@fckoeln) November 19, 2019
Bei der Auswahl des neuen Trainers war Heldts Meinung erstmals gefragt. Nachdem Bruno Labbadia und Pál Dárdai abgesagt hatten, kursierte bereits seit Tagen der Name Markus Gisdol. Der 51-Jährige war zuletzt fast zwei Jahre ohne Anstellung - doch Heldt stört das nicht: "Markus ist ein ganz hervorragender Trainer, das hat er schon bewiesen." Die beiden arbeiteten bereits bei Schalke zusammen, als Heldt dort noch Manager war und Gisdol Co-Trainer. Später hat Gisdol dann erst Hoffenheim und später den HSV vor dem Abstieg gerettet, ehe er 2018 im Abstiegskampf freigestellt wurde. Wenige Monate, bevor der HSV erstmals in die 2. Liga musste.
In Hoffenheim hat Gisdol auch den Angreifer Anthony Modeste trainiert, der heute für den FC spielt. Besonders gut ist das Verhältnis am Ende nicht mehr gewesen, war zu lesen . Sie hätten sich schon angelächelt, sagte Gisdol, als er bei seiner Vorstellung auf Modeste angesprochen wurde. "Das ist jetzt hier ein Neustart für uns." Und in Köln hoffen sie, dass es einer für den gesamten Verein wird.