SPIEGEL-Enthüllungen zur WM 2006 Schily sieht Fifa in der Verantwortung

In der Affäre um die schwarze Kasse im Vorfeld der Fußball-WM 2006 springt Bundesinnenminister Otto Schily den DFB-Oberen bei. Er fordert Antworten von der Fifa: Was ist mit der verdächtigen Zahlung geschehen?
Ex-Innenminister Schily, DFB-Präsident Niersbach: Grund, das zu überprüfen

Ex-Innenminister Schily, DFB-Präsident Niersbach: Grund, das zu überprüfen

Foto: Boris Streubel/ Bongarts/Getty Images

In der Affäre um eine 2005 durch den Deutschen Fußballverband DFB an die Fifa erfolgte Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro sieht der damalige Bundesinnenminister Otto Schily den Fußball-Weltverband in Erklärungsnot. Wohin das Geld geflossen sei, das sei eine Frage, die eigentlich die Fifa betreffe, sagte Schily am Montag im "Morgenmagazin" der ARD. Natürlich gebe es auch für den DFB Grund, das zu überprüfen. "Aber normalerweise, wenn ich an einen Verein etwas zahle, dann gehe ich davon aus, dass das auch bestimmungsgemäß verwendet wird", sagte der SPD-Politiker. In ähnlichem Tenor hatte er sich auch in der "Bild"-Zeitung geäußert .

Der Deutsche Fußball-Bund hatte Ungereimtheiten in Verbindung mit der Zahlung eingeräumt und auf interne sowie externe Untersuchungen verwiesen. Schily sprach dem Verband erneut sein Vertrauen aus. Beim DFB habe es 2005 mit Theo Zwanziger einen Schatzmeister gegeben, "der hat alle Zahlungen höchst penibel geprüft - und das musste ja auch so sein, denn der DFB ist eine gemeinnützige Organisation".

Anders als Schily sieht jedoch die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main zumindest Hinweise, die gegen den DFB sprechen. Oberstaatsanwältin Nadja Niesen bestätigte dem Sportinformationsdienst, dass ein sogenannter Beobachtungsvorgang angelegt wurde. Damit solle überprüft werden, ob ein Anfangsverdacht für die Aufnahme von Ermittlungen bestehe. "Wir stehen noch ganz am Anfang, haben noch keine Ermittlungen eingeleitet. Dies wird geschehen, wenn sich der Anfangsverdacht bestätigt", sagte Niesen.

Der SPIEGEL berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 nach Deutschland mutmaßlich gekauft war. Das Bewerbungskomitee hatte eine schwarze Kasse eingerichtet, die der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus heimlich mit 10,3 Millionen Schweizer Franken gefüllt hatte - damals 13 Millionen D-Mark. Eingeweiht waren allem Anschein nach der Chef des Bewerbungskomitees, Franz Beckenbauer, und weitere hochrangige Fußballfunktionäre - spätestens seit 2005 auch der heutige DFB-Präsident Niersbach.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat in einem Interview mit der hauseigenen Internetseite des DFB bestritten, dass es rund um die Vergabe der WM 2006 eine schwarze Kasse gegeben habe. Auch Beckenbauer bestreitet unredliche Zahlungen vehement. Er sei sicher, dass dies auch kein anderes Mitglied des Bewerbungskomitees getan habe.

mik/sid/dpa
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