Bayern-Aufsichtsrat Adidas-Chef verteidigt Entscheidung für Hoeneß

Adidas-Chef Herbert Hainer ist Aufsichtsrat des FC Bayern. Auch er stimmte für den Verbleib von Uli Hoeneß als Chef des Gremiums. Jetzt wurde er von den Aktionären seines Konzerns dafür heftig kritisiert. Doch er steht zu seiner Entscheidung.
Adidas-Boss Hainer (rechts), Hoeneß: "Nicht vorverurteilen"

Adidas-Boss Hainer (rechts), Hoeneß: "Nicht vorverurteilen"

Foto: Daniel Karmann/ dpa

Hamburg - Uli Hoeneß kann sich weiter auf den Aufsichtsrat des FC Bayern verlassen: Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer hat die Entscheidung verteidigt, Hoeneß im Amt zu halten. Der Aufsichtsrat, dem Hainer angehört, hatte einen Rücktritt von Hoeneß am Montag einvernehmlich abgelehnt.

Das Gremium habe am Montag einstimmig beschlossen abzuwarten, bis neue Fakten auf dem Tisch liegen, sagte der Manager auf der Hauptversammlung des Adidas-Konzerns am Mittwoch in Fürth. "Wir sollten ihn nicht vorverurteilen, sondern abwarten, was Gerichte und Behörden beschließen", so Hainer.

Der Adidas-Chef reagierte damit auf die Kritik von Aktionärsvertretern, die das Vorgehen des Sportartikelherstellers der Steueraffäre um Uli Hoeneß in Frage stellten. Wie ein "dunkler Schatten" liege die Dauerdiskussion um Hoeneß über den Erfolgszahlen des Konzerns, sagte Gerhard Jäger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger auf der Adidas-Hauptversammlung. Jäger forderte den Rücktritt des Bayern-Chefs von allen Ämtern.

Hainer und seine acht Kollegen im Aufsichtsrat des FC Bayern hatten am Montag einstimmig beschlossen, Hoeneß trotz dessen Steueraffäre im Amt des Aufsichtsratschefs zu halten. Adidas hält 9,1 Prozent an der FC Bayern München AG.

Im Kontrollgremium der Bayern sitzen unter anderem Vorstände von Volkswagen, Audi, Telekom und Adidas, die sich in ihren Konzernen der sauberen Unternehmensführung verpflichtet haben. Audi ist an dem Champions-League-Finalisten ebenfalls mit 9,1 Prozent beteiligt.

"Es ist nicht konsequent, wenn Vorstandschefs in den großen Konzernen auf Sauberkeit achten und dann als Aufsichtsräte beim FC Bayern die Zügel locker lassen", kritisierte auch Christian Strenger, Mitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Codex, in der "Welt".

Die im Aufsichtsrat vertretenen Unternehmen hätten sich dem Deutschen Corporate Governance Codex verpflichtet, sagte der Vorstand des Bundesverbands Compliance, Henning Herzog, am Mittwoch im Deutschlandfunk. "Der sieht ganz klar vor, dass es keine Interessenkonflikte auf Vorstands- und Aufsichtsratsebene geben darf", sagte Herzog, der auch Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre und Governance, Risk & Compliance an der Quadriga Hochschule Berlin ist.

Einige der im Aufsichtsrat vertretenen Unternehmen unterhielten jedoch auch geschäftliche Beziehungen zum FC Bayern - beispielsweise die Telekom als Hauptsponsor. Hier sind Konflikte möglich, wenn es zu einer Vermengung zwischen den Interessen aus dem Geschäft zwischen dem Hauptsponsor und dem eigentlichen Verein auf der einen Seite und der Aufsicht auf der anderen Seite kommen könne. "Die soll eigentlich neutral und frei von Interessenkonflikten ausgeübt werden", sagte Herzog weiter. Es werde Diskussionsbedarf geben, ob die Aufsichtsratstätigkeiten in dieser Form langfristig auszuüben seien.

asi/aha/dpa
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