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Gefakte Bayern-Pressekonferenz: Der ganz große Spaß

Angeblicher Top-Transfer FC Bayern verschaukelt seine Fans

Darauf hatten Bayern-Fans seit Wochen gewartet: Im Internet kündigten die Münchner an diesem Donnerstag einen spektakulären Transfer an, ein echter Star sollte kommen. Doch in Wahrheit war es nur ein PR-Gag - viele Anhänger sind nun sauer, der Verein bittet kleinlaut um Entschuldigung.
Von Maximilian Rau, Tim Röhn und Nils Lehnebach

Die Fan-Seele des FC Bayern hatte in den vergangenen Wochen arg gelitten. Anfang Januar hatte Borussia Dortmund den Münchnern Marco Reus weggeschnappt. Der Mönchengladbacher war auch von den Bayern umworben worden, entschied sich aber gegen den Rekordmeister. Am vergangenen Wochenende folgte dann die blamable Leistung beim 1:3 in Mönchengladbach. Die Fans waren erbost, forderten Verstärkungen.

Umso größer war daher die Vorfreude, als der Club an diesem Donnerstag gegen 13 Uhr auf seiner Homepage zu einer exklusiven Pressekonferenz einlud, die auf seiner Facebook-Seite verfolgt werden könne: Um 14 Uhr werde ein neuer, spektakulärer Star präsentiert, hieß es von Vereinsseite.

Sofort machte die Nachricht auch bei Twitter die Runde. Bayern-Fans und Fußballanhänger spekulierten, wer denn kommen könnte. Ein Zitat von Christian Nerlinger sorgte für weiteren Gesprächsstoff: "Es wird eine spektakuläre Neuverpflichtung für den Offensivbereich sein", so der FCB-Sportdirektor.

Balsam für die Seele der Münchner Fans? Mehr als das. Da war es wieder, das "Mia san Mia". So schnell macht den Bayern kein Club in Deutschland etwas vor. Auch nicht der BVB mit dem Reus-Transfer.

Die Fans träumten schon von Götze, Tévez und Neymar

Die Fans begannen, wild zu debattieren. Kommt etwa Dortmunds Juwel Mario Götze? Oder der bei Manchester City aussortierte Carlos Tévez? Neymar, Didier Drogba und Dimitar Berbatow wurden ebenso genannt wie Wayne Rooney, Cristiano Ronaldo und Mario Balotelli. "Ailton fliegt aus dem Dschungelcamp und Bayern kündigt geheimnisvollen Angreifer an. Na? Merkt Ihr was?", scherzte der Nutzer "EinSchatten".

Auch die Medien sprangen auf. Etliche Journalisten machten sich auf den Weg zur Geschäftsstelle des Clubs, um den Namen des Zugangs zu erfahren. Der "Kicker" titelte auf seiner Internetseite mit der Nachricht, "Radio Arabella" aus München unterbrach sein Programm um 13.30 Uhr, um über die anstehende Pressekonferenz zu berichten.

Doch während viele Fans weiter von einem weiteren Superstar vom Kaliber eines Arjen Robben oder Franck Ribéry träumten, sickerte durch, dass es sich bei der Pressekonferenz um einen PR-Gag handelt. Der vermeintliche Zugang war in Wahrheit lediglich eine Internet-App - damit wollen die Bayern auf ihre Facebook-Seite aufmerksam machen. Dort wollen sie ihre Fans ("Sie sind unser 'zwölfter Mann'") besser einbinden. Einige Journalisten twitterten den neuen Kenntnisstand.

"Fuck you, Bayern"

Der Großteil der Fans bekam davon nichts mit. Die Facebook-App, auf der die Pressekonferenz gezeigt werden sollte, brach zeitweise zusammen. Genauso wie die Internetseite des FCB. Für die wenigen, die das Video  sehen konnten, folgte die Ernüchterung. Mediendirektor Markus Hörwick, Nerlinger und Kapitän Philipp Lahm palaverten knapp zwei Minuten über den vermeintlichen Zugang. Dann hob Nerlinger ein Schild - darauf sahen die Facebook-Nutzer dann ihr eigenes Profilbild. Spätestens jetzt dürfte auch dem letzten klar gewesen sein, dass sich der FC Bayern einen Scherz erlaubt hatte.

Auf Twitter fragten sich derweil etliche Fans immer noch, wen die Bayern denn nun geholt hätten. Als sie von der PR-Aktion erfuhren, waren die Reaktionen eindeutig: "Bayern ist echt der größte Drecksverein", "Ich geh kotzen! Was war das denn für 'ne PR-Scheiße beim FC Bayern!" oder "Fuck you, Bayern" gehörten noch zu den harmloseren Beiträgen.

"In England gebe es vermutlich Randale, wenn ein großer Club eine Aktion wie Bayern München gebracht hätte", schrieb ein britischer Fan. Andere nahmen die technischen Pannen und den missglückten Scherz mit Humor. "FCB.de down, Facebook-App auch. Mitten in die eigene Kniescheibe", schrieb "GNetzer" bei Twitter. "Neuer Bayern-Spieler bekommt also Rückennummer 500 und heißt Error. Internal Server Error", so "DerGregor".

Der Verein reagierte später mit einem Statement. "Wie wir Euren zahlreichen Kommentaren entnehmen, seid ihr über die heutige Aktion sehr verärgert", heißt es dort. Es sei nicht die Absicht des Clubs gewesen, die Fans mit der neuen App zu enttäuschen.

Vor kurzem hatte Bayern-Trainer Jupp Heynckes noch Breno und Anatoli Timoschtschuk für Äußerungen bei Facebook und Twitter kritisiert: "Die Spieler wissen, dass sie das einschränken müssen. Es geht auch nicht, dass man vor einem Spiel Fotos macht oder machen lässt - wie Timoschtschuk - und ins Netz stellt. Das sind Kinkerlitzchen, das ist unprofessionell."

Die Frage nach Bayerns jüngstem PR-Gag ist nun: Wer bitte schön ist hier unprofessionell?

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