
Ex-Spielerberaterin Angela Best "Die Fußballwelt war frauenfeindlich"
Angela Best, frühere Häßler, wurde an der Seite ihres Mannes Thomas zu einer der bekanntesten Spielerfrauen des Landes - weil sie sich als Managerin des Weltmeisters von 1990 einen Namen machte. Die gelernte Kosmetikerin galt gemeinsam mit Gaby Schuster, Bianca Illgner und Martina Effenberg als Pionierin und Feindbild zugleich. Auch nach dem Ende der Beziehung mit dem Fußballer beriet sie ihn weiter, später gründete sie eine Berateragentur. Heute ist Angela Best neu verheiratet und hat die Beratungstätigkeit aufgegeben.
Angela Best, wollen wir zu Beginn mit historischen Legenden aufräumen?
Sehr gerne. Womit beginnen wir?
Als Ihr damaliger Mann Thomas Häßler noch beim 1. FC Köln spielte, sollen Sie ihn mal mit den Worten "Wo ist mein Zwerg?" gesucht haben.
So etwas habe ich niemals gesagt. Übrigens auch nicht "Icke", den Namen fand ich albern.
Nach harten Verhandlungen mit den Kölnern und Juventus Turin sorgten Sie dafür, dass Ihr Ex-Mann 1990 für 15 Millionen D-Mark zu den Italienern wechselte. Ein Teil des Deals soll ein eigener Kosmetiksalon für Sie gewesen sein.
Eine Ente. Ich habe zwar eine Ausbildung als Kosmetikerin absolviert, aber den Job aufgegeben, als ich damit begann, mich ab 1986/1987 um die Geschäfte von Thomas zu kümmern.
Ebenfalls 1990 titelte die "Bild"-Zeitung: "Frau Häßler beleidigt unseren WM-Kapitän - 'Matthäus ist 'ne Pflaume!'" Was hatten Sie denn gegen Matthäus?
Gar nichts. Ich bin nur sehr ehrlich, sehr direkt - und war damals noch sehr jung. Das war als Scherz gemeint und bei nächster Gelegenheit bereinigt.
Cathy Fischer, die Partnerin von Mats Hummels, produziert solche Schlagzeilen: "Cathy Fischer: Kinderwunsch?", "Shitstorm wegen Outfit!" und "So hübsch ist ihre Schwester!" Macht es Sie nicht betroffen, dass Partnerinnen von Fußballern auch im Jahr 2016 noch als reines Anhängsel verstanden werden?
Gegenfrage: Ist es nicht eine positive Entwicklung, dass es heute nicht mehr nur um die Spieler geht, sondern sich die Frauen eigene Marken schaffen? Ich möchte um keinen Preis mit Frau Fischer tauschen, das ist eine Form der Selbstinszenierung, die mir zuwider ist. Aber wenn ich ihr Auftreten in den Medien und sozialen Netzwerken richtig interpretiere, dann scheint sie sehr zufrieden mit ihrer Rolle zu sein.
Ich frage, weil ich Sie als Pionierin in diesem Geschäft eingeschätzt habe, vielleicht auch in feministischer Hinsicht.
Mit diesen Bewertungen tue ich mich schwer. Pionierin vielleicht in der Hinsicht, dass ich gemeinsam mit anderen Frauen wie Bianca Illgner oder Martina Effenberg dafür gesorgt habe, dass es heute ganz normal ist, wenn die Frauen ihre Partner bei Turnieren treffen können oder sogar nach Siegen mit auf den Platz dürfen. 1994, bei der WM in den USA, gab es einen Aufschrei - bloß, weil wir unsere Ehemänner regelmäßig sehen wollten. Ansonsten habe ich nicht im Auftrag der Frauenpower gehandelt, sondern einfach die Interessen meines Mannes und damit meiner Familie vertreten.
Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?
1986 lernte ich Thomas kennen, kurz danach fiel mir dann sein Vertrag mit dem 1. FC Köln in die Hand. Der lief bald aus, ich übernahm die Gespräche mit dem FC.
Wie wurden Sie aufgenommen?
Sehr positiv. Für den nächsten Vertrag setzte ich unter anderem bessere Versicherungen durch, mir wollte es nicht einleuchten, wie ein Spieler seiner Gesundheit für seinen Klub riskierte und dafür nicht ausreichend abgesichert wurde.
Später erhielten Sie den Beinamen "Netto-Angie". Sie galten als extrem harte Verhandlungspartnerin.
Das werte ich als Kompliment. Ich habe Talent darin, meine Vorstellungen durchzusetzen. Später übernahm ich das komplette Management, kümmerte mich um Verträge, Interviewpartner oder Autogrammanfragen. Und hart? Nun, ich verhandelte ja nicht nur für einen Klienten, sondern für meinen Mann und damit für meine Familie. Nur verständlich, dass ich dabei jeweils das Optimum rausholen wollte.
Eine Spielerfrau als Managerin, damit kam die Öffentlichkeit damals offenbar nicht klar.
Das war mir völlig egal, mit den Geschäftspartnern kommunizierte ich auf Augenhöhe. Was mich störte, war, wie mit mir in meiner Rolle als Partnerin eines Fußballers umgegangen wurde. Während einer Länderspielreise mit der Nationalelf verlor ich mal meine Brieftasche und rief im Mannschaftshotel an. Mir wurde untersagt, mich mit meinem Mann zu treffen, das würde die Konzentration beeinträchtigen. Das muss man sich mal vorstellen. Völlig absurd. Die Fußballwelt war damals sehr frauenfeindlich.
Und heute?
Nennen Sie mir eine Frau in einer leitenden Funktion. Ich kenne bis auf ganz wenige Ausnahmen keine. Heute habe ich mit Fußball nichts mehr zu tun, aber vor einigen Jahren hätte ich mich dem DFB gerne zur Verfügung gestellt. Wobei meine Chancen auf ein Amt vermutlich gering gewesen wären. Es hat sich nicht viel geändert.
Warum werden heute fast keine Spieler mehr von ihren Frauen vertreten?
Vielleicht weil die Frauen genug damit zu tun haben, ihren Instagram-Account zu pflegen? Im Ernst, ich weiß es nicht. Vielleicht möchte sich niemand den Stress antun. Und Berater gibt es ja zur Genüge.
Sie haben auch nach der Trennung von Thomas Häßler im Jahr 2000 weiterhin Sportler beraten, sich inzwischen aber vom Fußball komplett zurückgezogen. Was vermissen Sie nicht?
Das Gefühl, lediglich als Anhängsel behandelt zu werden. Wie das Unterhemd des Spielers, nicht als eigenständige Person. Das fand ich schlimm und hat mich viele Jahre begleitet. Außerdem bin ich froh, nicht mehr so im Rampenlicht zu stehen. Ich hatte kein Problem damit, mein Gesicht in die Kameras zu halten. Aber das brauche ich nicht mehr.
Würden Sie es heute wieder genauso machen und Ihren Mann als Profifußballer im Jahr 2016 managen?
Wenn mein Mann meine Hilfe benötigt, dann helfe ich auch. Und zwar unabhängig vom Beruf. Hätte ich damals einen Metzger geheiratet, hätte ich vermutlich Wurst gemacht.