Ausschreitungen in Frankfurt Lebenslange Stadionverbote für Randalierer gefordert

Die Randale bei der Partie Frankfurt gegen Nürnberg hat ein Nachspiel: Der DFB ermittelt gegen beide Vereine. Nürnbergs Präsident spricht von einer Katastrophe, die Frankfurter Sicherheitskontrollen stehen in der Kritik. Der Verband der Stadionbetreiber fordert nun lebenslange Verbote.

Hamburg - Es ist eigentlich wie immer: Einen Tag nach der Spielunterbrechung im Duell zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Nürnberg haben sich die Verantwortlichen klar positioniert. Nürnbergs Präsident Michael A. Roth lässt sich als Retter in der Not feiern, der Verband der Stadionbetreiber fordert reflexartig mehr Verbote, und der DFB will ab morgen klären, wie es überhaupt zu den Feuerwerkskörper-Würfen kommen konnte. Die überwiegend friedlichen Fans der Nürnberger sind zudem stinksauer, dass sie durch das Fehlverhalten einiger Weniger mit den Krawallmachern in einen Topf geworfen werden.

Polizisten im Nürnberg-Block: "Katastrophe für den Verein"

Polizisten im Nürnberg-Block: "Katastrophe für den Verein"

Foto: DDP

Roth, der mit seinem spontanen Appell an die eigenen Anhänger über das Stadionmikrofon Mut bewies, sprach dennoch "von einer Katastrophe für den Verein. Es stand Spitz auf Knopf. Ein Abbruch und die möglicherweise verlorenen Punkte wären das Schlimmste für uns gewesen. Das war trotzdem alles höchstpeinlich und hat unserem Image schwer geschadet." Roth war genervt von den eigenen Fans: "Jetzt müssen wir an zwei Baustellen arbeiten: im Rennen um den Klassenerhalt und an der Wiedergutmachung nach dieser Aktion."

Auch die Mannschaft reagierte mit gemischten Gefühlen auf die Ausfälle einiger FCN-Anhänger. Trotz des 3:1-Sieges zögerte ein Teil des Teams damit, nach dem Schlusspfiff in die Fankurve zu gehen. Erst als Roth wild mit den Armen ruderte, stellten sich die Spieler vor der Kurve auf und feierten mit den Anhängern den Auswärtserfolg. "Es wäre nicht richtig gewesen, die vielen friedlichen Fans für das Fehlverhalten einer kleinen Gruppe zu bestrafen", sagte FCN-Sportdirektor Martin Bader.

Zur Identifikation der Werfer hofft Bader auf Bildaufzeichnungen der Polizei, "damit wir ein Exempel statuieren können". Auch der DFB hat sich mittlerweile eingeschaltet: "Ab Montag wird sich die Sportgerichtsbarkeit mit den Vorfällen beschäftigen", kündigte DFB-Vize-Präsident Rainer Koch am Samstagabend an. Erst am 23. Februar waren beim Spiel VfB Stuttgart gegen Karlsruher SC Leuchtraketen aus dem KSC-Fanblock aufs Spielfeld abgefeuert worden. Beide Vereine erhielten damals hohe Geldstrafen.

Von Bedeutung für die Ermittlungen des Kontrollausschusses seien neben den Ausführungen des Schiedsrichters im Zusatzbericht die Angaben der zuständigen Sicherheitsbehörden und -experten, erklärte der für Rechtsfragen zuständige Koch. Darüber hinaus betonte er: "Es ist klar, dass die Vorfälle unter zwei Aspekten zu beurteilen sind. Im Mittelpunkt steht natürlich die Haftung des Nürnberger Bundesligisten für seine Anhänger und deren Ausschreitungen. Eine weitere Frage ist, wie die aus dem Club-Block geworfenen Feuerwerkskörper ins Stadion gelangen konnten und ob damit Frankfurt die Platzaufsicht eventuell vernachlässigt hat."

Unverständnis darüber herrschte auch bei Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen: "Wir können uns von der Verantwortung als Veranstalter nicht freisprechen. Wir müssen unsere Sicherheitsvorkehrungen weiter überprüfen, damit wir keine italienischen Verhältnisse bekommen."

Der Vorsitzende der Vereinigung deutscher Stadionbetreiber, Joachim Thomas, forderte ein lebenslanges Stadionverbot für Zuschauer, die Leuchtraketen oder Böller auf das Spielfeld werfen. "Diese Chaoten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Wir müssen abschreckende Maßnahmen treffen."

DFB-Präsident Theo Zwanziger setzt sich für eine harten Bestrafung der Übeltäter ein: "Dahinter stecken keine sportbegeisterten Menschen. Sie benutzen den Fußball, um mutwillig zu stören und auf sich auf merksam zu machen. Das Schlimme dabei ist, dass sich andere Menschen verletzen können, dass eine Panik ausbrechen kann. Deshalb ist es wichtig, konsequent dagegen vorzugehen", sagte Zwanziger der "Welt".

Ein lebenslanges Hausverbot will der DFB-Boss nicht ausschließen: "Ob eine lebenslange Sperre bei einem 18-Jährigen, der vielleicht auch noch unter Alkoholeinfluss steht, eine angemessene Strafe ist, muss man sich genau überlegen. Jeder sollte eine Chance haben, über seine Verfehlungen nachzudenken. Wenn es aber Leute sind, die schon mehrmals negativ aufgefallen sind, dann ist diese Konsequenz naheliegend."

mig/sid/dpa

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