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Zum Todestag von Ayrton Senna: Die Legende lebt

Foto: Pascal Rondeau/ Getty Images

Zum 25. Todestag von Ayrton Senna Gerecht, geradlinig, gläubig

Ayrton Senna war eine Inspiration. Vor 25 Jahren verstarb der beste Rennfahrer der Formel-1-Geschichte. In Brasilien wird Senna immer noch verehrt, auch weil seine Stiftung benachteiligten Kindern hilft.

Ist das wirklich schon so lange her? 25 Jahre nach jenem 1. Mai 1994 sind die Erinnerungen an diesen Tag, der für viele Menschen so viel veränderte, immer noch präsent. Jener Tag, der mehr bedeutete als das Ende einer Ära in der Formel 1. Denn mit Ayrton Senna verstarb nicht nur der vielleicht beste Rennfahrer der Geschichte. Damals ging eine große Persönlichkeit.

"Lewis Hamilton ist der erste und einzige, den ich in etwa auf das gleiche Niveau setzen würde", sagt Gerhard Berger, Sennas Teamkollege in den Jahren 1990 bis 1992 und der beste Freund des Brasilianers in der Formel 1. "Wobei bei mir in der Gesamtbilanz immer noch Ayrton vorne wäre - durch seine Ausstrahlung, sein Charisma."

Als wenige Tage nach dem tödlichen Unfall beim Großen Preis von San Marino in Imola drei Millionen Menschen zum Trauermarsch für Senna die Straßen von São Paulo säumten, war klar, wie sehr neben dem Rennfahrer der Mensch Senna vermisst wurde. Er war eine außergewöhnliche Figur, die in Brasilien überall Spuren hinterlassen hat. Senna war anders als viele Spitzensportler, mit seinen manchmal philosophischen Gedanken zu vielen Dingen auf der Welt, nicht nur zur Formel 1, sondern auch zu Religion und Glauben. Senna verbarg seine Emotionen nicht - und so wirkte er besonders authentisch.

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Zum Todestag von Ayrton Senna: Die Legende lebt

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Die absolute Perfektion war immer sein Ziel gewesen. Der Aufstieg an die Spitze, die 41 Siege und die drei WM-Titel waren die logische Konsequenz. "Bei ihm waren keine Schwachpunkte zu finden", erinnert sich Berger an die gemeinsame Zeit. "Und wenn ich heute zurückdenke, fällt mir immer noch keiner ein. Er war sympathisch, er hatte Charme, er war fleißig, er war diszipliniert, und er war schnell."

Seine Geradlinigkeit und der fanatische Gerechtigkeitssinn, gepaart mit einer tiefen Sensibilität, das war eine Kombination an Charaktereigenschaften, die Senna große Beliebtheit einbrachte, ihm in der Formel 1 allerdings auch Probleme bereitete. Die Auseinandersetzungen mit seinem Rivalen Alain Prost oder mit dem damaligen Fia-Präsidenten Jean-Marie Balestre, sie waren eine Folge dieser Mischung aus Verletzlichkeit und Härte. "Schlimmer als eine Niederlage ist es, betrogen zu werden. Eine sportliche Niederlage kann einen sogar besser machen, betrogen zu werden aber ist unakzeptabel", lautete Sennas Standpunkt - und davon rückte er in keiner Konfrontation ab.

Viele Brasilianer wissen, wo sie an Sennas Todestag waren

Abseits der Rennstrecken war es Senna wichtig, für seine Heimat zu kämpfen. Er war stolzer Brasilianer und hegte schon zu Beginn seiner Karriere den Wunsch, weniger privilegierten Landsleuten zu helfen. In den letzten Lebensjahren hatte er angefangen, sich stärker zu engagieren, seine Möglichkeiten und seinen Einfluss zu nutzen, um vor allem Kindern und Jugendlichen aus den ärmsten Gesellschaftsschichten zu helfen.

"Die Reichen können nicht weiter wie auf einer Insel in einem Meer der Armut leben", kritisierte Senna einmal die Situation in seinem Heimatland. Kein Wunder, dass ihn die Menschen dort so liebten und ihn heute noch verehren. Viele Brasilianer wissen noch ganz genau, wo sie an dem Tag waren und was sie gerade taten, als sie von Sennas Tod erfuhren. Es war ein Verlust, der für seine Landsleute mehr war als nur der Verlust eines Sportidols. Senna hatte ihnen Hoffnung, Freude, aber auch Stolz auf ihr Land gegeben - trotz aller sonstigen Probleme und Miseren.

Seinem Wunsch, bedürftigen Kindern und Jugendlichen zu helfen, wird auch heute noch entsprochen. Durch die Ayrton-Senna-Foundation , eine Stiftung, deren Grundlagen er noch selbst legte und die von seiner Schwester Viviane, einer Kinderpsychologin, geführt wird. Dort werden laut Selbsterklärung inzwischen jährlich etwa 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche unterstützt und in verschiedensten Projekten in 16 brasilianischen Bundesstaaten gefördert. Außerdem arbeitet die Stiftung auch im wissenschaftlichen Bereich, in der Ausbildung von Erziehern, um bessere Grundlagen für die Benachteiligten der Gesellschaft zu schaffen.

Sennas Schwester zeigt sich mit Präsident Bolsonaro

Kritik gab es allerdings, als sich Viviane Senna im vergangenen Jahr im brasilianischen Wahlkampf stark in die Nähe des rechtsextremen Jair Bolsonaro begab. Da sei Sennas Name für etwas missbraucht worden, das er selbst nie gutgeheißen hätte, waren sich in Brasilien viele einig. Bolsonaro hat die Wahl gewonnen, durch Brasiliens Gesellschaft geht seitdem ein tiefer Riss.

Berger glaubt, dass "Ayrton heute wahrscheinlich Präsident von Brasilien wäre", auch wenn er damals immer betonte, nie in die Politik gehen zu wollen. Senna habe Wert darauf gelegt, Gutes zu tun, "und er hat nicht nur geredet, sondern die Dinge umgesetzt."

Ayrton Senna hat Menschen auf der ganzen Welt inspiriert, er hat etwas bewirkt, hat etwas verändert in den Köpfen vieler Menschen, ob sie ihn nun persönlich gekannt oder auch nur aus der Distanz verehrt und geliebt haben. Und er blieb praktisch allen, die irgendwann einmal mit ihm zu tun hatten, gerade auch in scheinbar untergeordneten Positionen, durch seine Menschlichkeit, seinen respektvollen Umgang mit ihnen, im Gedächtnis. Bis heute, 25 Jahre nach seinem Tod.

Die Autorin ist seit 1982 als Journalistin in der Formel 1 tätig, führte viele Gespräche mit Ayrton Senna und wollte 1994 gemeinsam mit ihm ein Buch herausbringen. Nach seinem Tod ist daraus die Biografie "Ayrton Senna - seine Siege, sein Vermächtnis" entstanden. Bis heute hält Karin Sturm Kontakt zu Sennas Familie.

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