Die lange Saison des FC Bayern Jetzt nicht einschlafen

Sind das Augenringe? Auch ohne Länderspieleinsätze war es für Thomas Müller eine lange Saison
Foto: Alexander Hassenstein / Getty ImagesBei Abpfiff wirkten die Spieler des FC Bayern einfach nur erleichtert. Froh, dass sie auch diese Partie hinter sich gebracht hatten. Diese lästige Pflichtaufgabe, die eigentlich keiner mehr gebraucht hätte, anderseits ging es auch um 2,7 Millionen Euro Prämie, die die Uefa pro Sieg in der Gruppenphase auszahlt.
Kurzes Abklatschen, Umarmungen, alles ganz unaufgeregt, dann verschwanden die Akteure in Richtung Kabine. Wer sich am meisten freute, das war Hansi Flick. Strahlend schritt der Trainer an der Seitenlinie entlang, hocherfreut über ein nüchternes 2:0 (0:0) im letzten Gruppenspiel der Champions League gegen Lok Moskau. Es war Flicks 14. Spiel als Bayern-Coach in der Königsklasse, die Bilanz lautet: 13 Siege, ein Remis.
Wie wichtig ihm diese Begegnung war, das machte Flick schon vor Anpfiff deutlich. »Es muss unser Anspruch sein, hier zu gewinnen«, forderte der Bayern-Trainer von seinen Spielern: »Damit wir dieses tolle Jahr in der Champions League auch erfolgreich zu Ende bringen.« Und auch während des Spiels trieb Flick seine Mannschaft an, gab Anweisungen aus seiner Coaching Zone, machte seinem Ärger bei Fehlern im Spielaufbau hörbar Luft. Er wollte diesen Sieg, der erst in der letzten halben Stunde eingeleitet wurde, unbedingt.
Vor einiger Zeit benutzte Hansi Flick ein ganz gutes Bild, als er sagte, das verbleibende Programm bis Jahresende erscheine ihm »wie ein Abreißkalender«. Alle drei, vier Tage ein Spiel zum Runterreißen. Erfahrungsgemäß stellt sich beim Gebrauch solcher Kalender irgendwann Routine ein, man zupft eine Seite nach der anderen ab, weil es einfach sein muss. Aber nicht mehr mit großer Euphorie.
Genauso wirkten zuletzt auch viele Bayern-Profis, ohne die ganz große Freude spielten sie, sie schienen platt, erschöpft und angeschlagen. Bei Leon Goretzka, Thomas Müller oder Jérôme Boateng kann man inzwischen in müde Gesichter blicken. Der lange August mit dem Sieg in der Champions League, die kurze Vorbereitung auf die neue Saison, der enge Terminkalender im Herbst, all das zerrt nun.
Beschwerden gibt es aber nicht. Und jetzt ist der Kalender auch sehr dünn geworden, es sind nur noch drei Blätter mit drei Aufgaben in diesem langen Jahr vorhanden. Doch auch die sind für Flick und seinem Team von großer Bedeutung, wie er am späten Mittwochabend betonte, am Samstag geht es zu Union Berlin (18.30 Uhr), kommenden Mittwoch wartet Wolfsburg (20.30 Uhr), am letzten Adventssamstag muss das Team nach Leverkusen (18.30 Uhr).

Flick gibt Anweisungen
Foto: Lukas Barth-Tuttas/EPA-EFE/Shutterstock»Wir freuen uns auf diese drei Spiele«, sagte Flick über diese letzten Partien in der Bundesliga. Er sagte das mit einem Lächeln im Gesicht – und schob einen Auftrag an seine Mannschaft hinterher. »Wir können als FC Bayern ein tolles Jahr beenden, und wenn wir diese drei Spiele erfolgreich bestreiten, dann ist es so, dass es ein traumhaftes Jahr war.« Es hörte sich fast so an, als könne bereits ein Unentschieden in den letzten drei Partien das Bayern-Jahr mit dem Gewinn des Triples noch trüben.
Darum war dieses 2:0 am Mittwochabend auch so wichtig für Flick. Dass man endlich mal wieder ohne Gegentor blieb, zum ersten Mal seit Ende Oktober. Dass man weiter Schwung mitnimmt. Bloß nicht einschlafen. Flick weiß vor allem um die Bedeutung des letzten Spiels in Leverkusen, derzeit liegt Bayer nur einen Punkt hinter den Münchnern. Die Partie ist zwar erst gleichbedeutend mit dem 13. Spieltag, dann ist noch lange nichts entschieden in der Bundesliga. Aber dass eine andere Mannschaft als der FC Bayern zum Jahresende auf dem ersten Platz steht? Nein, das wollen sie in München ganz und gar nicht.
Ab dem 20. Dezember darf der FC Bayern ruhen – aber nur kurz, am 3. Januar geht die Bundesliga bereits weiter. Zwischen den Feiertagen werde »man die Gedanken auch immer beim Fußball« haben, sagte Flick. Auch im Jahr 2021 wartet ein langer Abreißkalender auf ihn und sein Team. Wollen die Bayern das Triple verteidigen, stehen bis Ende Mai 33 Spiele an. 21 in der Liga, sieben in der Champions League, fünf im DFB-Pokal. Und dann gibt es auch noch die Klub-WM in Katar, bei der der FC Bayern im Februar antreten wird.