DER SPIEGEL

Ende der Heldengeschichte FC Bayern hatte schon 1935 einen "Arierparagrafen"

Der FC Bayern galt bislang als ein Klub, der während der NS-Zeit auf Distanz zu den Nazis geblieben war. Forscher korrigieren nun die Rolle der Münchner.

Eine neue Forschungsarbeit korrigiert die Rolle des FC Bayern München während der NS-Zeit. Der Historiker Markwart Herzog von der Forschungs- und Bildungseinrichtung Schwabenakademie Irsee hat Protokolle von Vereinssitzungen und Originalsatzungen des Klubs aus den Jahren 1933 bis 1945 ausgewertet. (Lesen Sie die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)

Aus den bislang unbekannten Dokumenten geht hervor, dass die Bayern bei der Ausgrenzung jüdischer Mitglieder ungewöhnlich gewissenhaft vorgingen. Ab dem 27. März 1935 hatte der FC Bayern einen "Arierparagrafen" in seiner Satzung. Die erste Version wurde im September 1935 verschärft und von der Mitgliederversammlung des FC Bayern einstimmig verabschiedet. Kurz darauf meldete der Klub dem Amtsgericht in München, "sämtliche Nichtarier" seien "aus dem Verein ausgeschieden".

Im Jahr 1935 gab es keine Instanz oder Behörde, die von Fußballvereinen verlangte, den Ausschluss von Juden per Satzungsänderung zu betreiben. 1938 verschwand der Arierparagraf aus der Bayern-Satzung. Auf Anordnung des Reichsbundes für Leibesübungen schrieb sich der Klub im Frühjahr 1940 neuerlich einen Arierparagrafen in die Satzung. Im Jahr der Machtergreifung durch die Nazis 1933 hatte der FC Bayern um die tausend Mitglieder, darunter rund fünfzig Juden.

Bislang galt der FC Bayern als Verein, der während der NS-Zeit auf Distanz zu den Nazis geblieben war. Dieses Bild, so Historiker Herzog, müsse aufgrund der neuen Erkenntnisse korrigiert werden: "Die Heldengeschichte des FC Bayern gibt es nicht."

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