
Bundesliga: Bayern zu stark für den BVB
Bayerns Altstars gegen Dortmund Münchner Methusalem-Festspiele
Das Spiel war gerade erst acht Minuten alt, da sangen die Bayern-Fans schon von der Deutschen Meisterschaft. Allerdings war das purer Hohn, was da aus der Südkurve zu hören war: "Hey Deutscher Meister, BVB Borussia" schallte es von der Tribüne, und es klang wie ein Gesang aus einer sehr fernen Zeit. Nach dem klaren 4:1-Erfolg feierte und hüpfte man parallel zu den Spielern auf dem Rasen, die Dortmund auf dem Platz zuvor so alt hatten aussehen lassen.
Dabei sind die Alten ja eigentlich die Bayern.
Als zum Beispiel Joshua Kimmich kurz vor Schluss eingewechselt wurde, da drückte der 22-Jährige den Altersschnitt noch einmal enorm. Dass der so Flexible gegen Dortmund noch eine gute Viertelstunde im Angriff spielen durfte, war aber nichts weiter als das Ergebnis einer Vorsichtsmaßnahme: Robert Lewandowski hatte gerade noch den Endstand per Elfmeter erzielt, dann bat er mit Schmerzen in der rechten Schulter um seine Auswechslung. Ausgerechnet jener Spieler des Rekordmeisters, der im Moment noch am wenigsten zu ersetzen ist, verletzte sich vier Tage vor dem ersten Akt im großen Champions-League-Duell mit Real Madrid.
Nach dem deutlichen Sieg gab der Angreifer Entwarnung. Seinen Rucksack hatte er nur über die linke Schulter gehängt, ein schmerzverzerrtes Gesicht machte er aber nicht mehr. "Es tut ein bisschen weh, es ist eine Prellung. Aber für Mittwoch werde ich 100 Prozent bereit sein", sagte der 28-Jährige. Nachdem auch Torwart Manuel Neuer gegen Madrid zurückerwartet wird, steht den Münchner Methusalem-Festspielen eigentlich nichts mehr im Wege.
Die Startelf der Bayern, die am Samstagabend Borussia Dortmund weitgehend mühelos abfertigte, war im Schnitt etwas mehr als 30 Jahre alt gewesen - beim Gegner war übrigens der älteste Spieler Gonzalo Castro 29 Jahre alt. Das mag mittel- bis langfristig ein Problem werden für München und eines, das der Klub in den kommenden Transferphasen angehen wird. Aktuell aber ist es das Gegenteil. Denn gerade die Alten haben sich in den vergangenen Wochen in eine bestechende Form hineingespielt.

Bayern München in der Einzelkritik: Oldies still Goldies
Der Gegner Dortmund, ein "sehr, sehr guter Gegner", wie Robben sagte, wirkte auf die Routiniers offenbar wie ein Jungbrunnen. Es mache gegen solch einen Gegner eben noch mehr Spaß, sagte der Holländer. Er selbst gab insgesamt acht Torschüsse ab, weil er ständig seinen jüngeren Gegnern weglaufen konnte und frei zum Schuss kam.
Franck Ribéry hatte das frühe 1:0 erzielt und das 3:0 vorbereitet. Er scheint sich auch immer noch sehr jung zu fühlen, am Tag nach seinem 34. Geburtstag hatte sich der Franzose seine Trikotnummer "7" in die Haare rasieren lassen. Und Xabi Alonso, 35, hatte im Mittelfeld dominiert, mit 121 Ballkontakten und einer Passquote von 92 Prozent. "Nö, nichts auszusetzen", sagte der ebenfalls souverän spielende Kapitän Philipp Lahm, 33 Jahre alt, der dann noch von Robbens Dauertrick schwärmte: "Er hat ein unglaubliches Tempodribbling. Und so eine enge Ballführung. Wenn der Gegner einmal zuckt, dann ist er weg."
Natürlich habe man gegen Real Madrid nur eine 50-50-Chance weiterzukommen, sagte Robben nach dem Spiel. So wie immer. Aber: "Ich habe das Gefühl, wir sind bereit."

Borussia Dortmund in der Einzelkritik: Passlack passiv, Aubameyang abgetaucht
Bayern jedenfalls gewann sein Spitzenspiel 4:1, Real holte in seinem Spitzenspiel gegen den Stadtrivalen Atlético nur ein 1:1. Der ausgewechselte Lewandowski ist doch nicht ernsthaft verletzt, der ausgewechselte Real-Abwehrspieler Pepe hingegen schon. Nach ersten Meldungen hatte er sich bei einem Zusammenprall mit seinem Mitspieler Toni Kroos zwei Rippen gebrochen - und wird nicht gegen Lewandowski verteidigen können.
Im vergangenen Jahr hatten die Bayern unter Trainer Josep Guardiola improvisieren müssen, als es in der Champions League begann, ernst zu werden. Dann hatte Kimmich im Achtel- und im Viertelfinale in der Innenverteidigung gespielt, aus purem Mangel an Alternativen. Jetzt muss sich Trainer Ancelotti entscheiden, welchen Weltklasseverteidiger er am Mittwoch auf der Bank lässt. "Hummels wird spielen, bei den anderen beiden habe ich vier Tage Zeit, um mich zu entscheiden. Ich hoffe, ich treffe die richtige Wahl", sagte der Italiener. Falls es ihn treffe, sagte Boateng, sei er darüber nicht glücklich, "ich kann es dann aber auch nicht ändern".
"Wenn du erfolgreich sein willst, dann braucht man dafür nicht elf Spieler, sondern den ganzen Kader", sagt Robben. "Die, die weniger spielen, gehen professionell damit um, das ist der Weg, um erfolgreich zu sein." Bislang scheinen sich noch alle daran zu halten, auch Robben.
Jetzt muss Trainer Ancelotti seine Mannschaft nur noch richtig auf den Gegner einstellen. Wie man das am besten mache? Am besten nicht so viel an das Spiel denken, gab er zur Antwort. Sonst werde man "die nächsten Tage schlecht schlafen. Und wir brauchen jetzt guten und ruhigen Schlaf." Dann schmunzelte Ancelotti. Vielleicht ist es ja tatsächlich so einfach.
Bayern München - Borussia Dortmund 4:1 (2:1)
1:0 Ribery (4.)
2:0 Lewandowski (10.)
2:1 Guerreiro (20.)
3:1 Robben (49.)
4:1 Lewandowski (68., Foulelfmeter)
München: Ulreich - Lahm, Jerome Boateng, Martinez (79. Hummels), Alaba - Alonso - Thiago, Vidal - Robben, Lewandowski (72. Kimmich), Ribery (74. Costa)
Dortmund: Bürki - Ginter, Sokratis, Bartra - Passlack, Castro (46. Rode), Guerreiro (69. Merino), Schmelzer - Dembele (59. Mor), Aubameyang, Pulisic
Schiedsrichter: Marco Fritz
Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Lewandowski (5), Vidal (6) - Passlack, Bartra (5), Bürki