
FC Bayern: Erst Herbstmeisterschaft, dann Club-WM
Bayern-Sieg gegen den HSV Urlaub in den Köpfen
Als gegen 17.25 Uhr die Lasershow begann, standen die Spieler schon unter der Dusche. Der FC Bayern München wollte seinen Fans noch einmal etwas bieten nach diesem für den Verein so historischen Jahr 2013. Rein technisch war das auch schön anzusehen, doch es wollte kein Funke mehr überspringen.
Dabei hatten sich die Bayern mit dem 3:1 gegen den Hamburger SV gerade die Herbstmeisterschaft gesichert und zugleich ein makelloses Bundesliga-Heimspieljahr hingelegt. Dass inmitten dieses digitalen Feuerwerks trotzdem keine Begeisterung mehr aufkam, hatte zwei Gründe: Erstens hatten die Bayern zuvor kein gutes Spiel gezeigt. Und zweitens hatten es die Spieler eilig, sie mussten noch einen Flieger erwischen.
Schon gegen 21 Uhr flog die Mannschaft nach Agadir, Marokko. Bekanntlich nicht, um Urlaub zu machen, sondern um bei der Club-Weltmeisterschaft zu versuchen, noch einen Pokal zu holen. "Es wäre schön, wenn wir diesen fünften Titel auch noch gewinnen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Vor dem Spiel hatte er noch gesagt: "Das wäre schön für das Museum."
Je erfolgreicher der Verein spielt, umso anstrengender wird es also. Dabei war ihr schon am vergangenen Dienstag, beim 2:3 im Champions-League-Spiel gegen Manchester City, und nun auch gegen den HSV anzumerken: Dem Team geht allmählich die Luft aus. Bert van Marwijk ärgerte sich deshalb auch über das Ergebnis. Den HSV-Trainer interessierte es nur am Rande, dass sich seine Mannschaft achtbar aus der Affäre gezogen hatte, dass man ganz anders aufgetreten war als etwa vor gut acht Monaten; damals hatte der HSV 2:9 in München verloren.
"Da war mehr drin heute. Das ist eigentlich schade. Mit einem Punkt wäre es ein schöner Tag geworden", befand van Marwijk. Sportchef Oliver Kreuzer sprach von "gefühlt mehr Chancen", und rechnete vor, dass man auch mehr gelaufen sei als der Favorit: 119 Kilometer nämlich, gegenüber 118,7.
Hohe Belastung zeigt Schwächen auf
Beim FC Bayern gehen die Verantwortlichen ganz offen um mit der allgegenwärtigen Müdigkeit. Trainer Pep Guardiola sprach vom "Urlaub in den Köpfen" seiner Spieler, auch Sportdirektor Matthias Sammer zeigte Verständnis. Und gab zu, schon vor dem Spiel gegen Hamburg ein "schlechtes Gefühl" gehabt zu haben.
Er dürfte sich lange bestätigt gefühlt haben. Auf dem Platz hatte sich bald eine Überlegenheit eingestellt, die allerdings wenig zu tun hatte mit dem FC Bayern, der zwischen April und August so viele Titel gewann. Zwar spielten die Bayern stets schnell aus der Abwehr heraus, doch das Mittelfeld schob oft zu langsam nach, allzu häufig fanden sich Angreifer Mario Mandzukic und Thomas Müller in einem hoffnungslosen Unterzahlspiel wieder. Der Rest des Mittelfelds traf bisweilen genau rechtzeitig am gegnerischen Sechzehner ein, um in einen Konter zu laufen. "Wir haben auch zu viele leichte Ballverluste gehabt. Ballverluste kann es mal geben, aber nicht so leichte", sagte Guardiola.
Die hohe Belastung zeigt eine der wenigen Schwächen im System Guardiola auf. Das Spiel der Bayern ist darauf ausgelegt, den Gegner zu überrumpeln, mit vielen Positionswechseln, mit gekonntem Pressing, mit purer Schnelligkeit. Fehlt dafür nur ein Bruchteil der Energie, ist Bayern oft sogar anfälliger als Mannschaften, die grundsätzlich defensiv eingestellt sind. Die Hamburger brachten es deshalb immerhin auf 13 Torschüsse, und das bei nur 25 Prozent Ballbesitz. Zum Vergleich: Beim 3:0-Erfolg der Bayern im Spitzenspiel vor drei Wochen kam Borussia Dortmund im eigenen Stadion auf gerade einmal sieben Torschüsse.
Zwar warf der Hamburger 1:2-Anschlusstreffer durch Pierre-Michel Lasogga (87.) die Bayern nicht aus der Bahn, doch bezeichnenderweise entschieden am Schluss zwei frische Einwechselspieler die Partie: Pierre Emile Højbjerg legte das 3:1 durch Xherdan Shaqiri auf (90.+3).
Doch auch ein müder FC Bayern ist immer noch gut genug, um Tabellenführer zu bleiben. Für den Sieg reichten diesmal ein Geistesblitz von Toni Kroos vor dem 1:0 durch Mandzukic (42.) sowie ein ansatzloser Schuss von Mario Götze (52.). Interessant wird allerdings sein, welche Konsequenzen Pep Guardiola aus der aktuellen Woche der Müdigkeit ziehen wird, wenn sie erneut droht: am Ende der Saison.
München - Hamburger SV 3:1 (1:0)
1:0 Mandzukic (42.)
2:0 Götze (52.)
2:1 Lasogga (87.)
3:1 Shaqiri (90.+3)
München: Neuer - Rafinha, van Buyten, Dante, Contento - Lahm - Thomas Müller (78. Shaqiri), Thiago, Toni Kroos (82. Højbjerg), Götze (64. Ribery) - Mandzukic
Hamburg: Drobny - Rincon, Tah, Djourou, Jansen - Badelj, Arslan - Zoua (85. Lam), van der Vaart, Calhanoglu (76. Jiracek) - Lasogga
Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)
Zuschauer: 71.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: - van der Vaart (4), Drobny