Peter Ahrens

Bayern-Sportdirektor Salihamidžić Endlich sagt es mal einer

Peter Ahrens
Eine Glosse von Peter Ahrens
Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidžić hat es jahrelang zwischen den Granden Hoeneß und Rummenigge nicht leicht gehabt. Jetzt aber sind die beiden weg – und endlich erkennen wir den wahren Brazzo.
Hasan, genannt »Brazzo«, Salihamidžić

Hasan, genannt »Brazzo«, Salihamidžić

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Darius Simka / imago images/regios24

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Hasan Salihamidzic hat am Sonntag in einem Interview mit dem TV-Sender Sky einen sehr erstaunlichen Satz gesagt. Er sagte, er sei erleichtert, dass er in seiner Funktion als Sportvorstand von Bayern München nicht mehr direkt mit Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß zu tun habe.

»Man musste da viel Rücksicht nehmen, dass man keinem von beiden wehtut.« Jetzt dagegen, könne er »einfach meine Meinung sagen, wie sie ist, und muss keine Rücksicht nehmen«.

Salihamidžić ist seit 2017 Sportdirektor des FC Bayern München, 2020 wurde er zum Sportvorstand befördert. Nach vier Jahren im Job als leitender Angestellter, als Vorgesetzter der Cheftrainer Niko Kovač, Hansi Flick und Julian Nagelsmann, kann er jetzt also endlich seine Meinung sagen.

Nach all den Jahren, in denen er schweigen musste. Wenn der Bayernboss Rummenigge wieder in eine seiner Stellungnahmen seine Lieblingsformulierung »Am Ende des Tages« eingeflochten hatte und Salihamidžić sich den Hinweis verbeißen musste, dass es doch erst vormittags sei.

Wenn Hoeneß seinen Sportdirektor als »unabhängig und mit eigener Meinung« belobigt hatte und er daneben stehen musste, den Kopf voller Kommentare.

Wenn Rummenigge ihn »mit dem jungen Uli Hoeneß« verglich.

Was hätte man alles dazu sagen können? Aber er durfte ja nicht: »Der eine hat oft A gesagt, der andere B. Dann musste ich dazwischen eine Aussage treffen, die keinem wehtut.«

Was sage ich nur jetzt?

Was sage ich nur jetzt?

Foto: Alexandra Beier Getty Images

Endlich muss er nun aus seinem Herzen keine Mördergrube mehr machen, er kann sagen, was ihn wirklich bewegt.

Endlich darf er es herauslassen, wie es wirklich steht um die Vertragsverlängerung mit Nationalspieler Leon Goretzka: »Bin guter Dinge.«

Endlich kommt die Wahrheit über Leroy Sané ans Tageslicht: »Ich glaube an ihn, und wir werden noch viel Freude an ihm haben. Er hat alle Qualitäten und ich freue mich, wenn er jetzt voller Selbstvertrauen zurückkehrt.«

Endlich wird nicht mehr um den heißen Brei herumgeredet, wenn es um Neuzugang Marcel Sabitzer geht: »Marcel passt genau ins Profil. Wir haben zusammen mit dem Trainer entschieden, dass wir Marcel nach München holen. Wir versuchen immer, unsere Mannschaft gezielt zu verstärken.«

Salihamidžić ist endlich und endgültig beim FC Bayern angekommen. Mutig, entschlossen, willensstark, wie er sich nun aus der Defensive traut und Borussia Dortmund angeht.

Das hätten Rummenigge und Hoeneß nie gewagt.

Es sei schon irritierend, dass Dortmunds Marco Reus bei der Nationalelf wegen Verletzung vorzeitig abgereist, in der Liga dann aber wieder fit sei, befand er am Sonntag. Abteilung Attacke! Es war der große Schauspieler Alec Guinness, der dereinst sagte: »Nicht viele Menschen leisten sich den größten Luxus, den es auf Erden gibt: eine eigene Meinung.«

Und wie reagiert der BVB? Sportdirektor Michael Zorc sagt, »Salihamidžić sollte seine Klappe halten.«

Ach, schade, Salihamidžić hatte doch gerade erst angefangen.

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