Topspiel-Verlierer Arjen Robben "Es tut mir wirklich leid"

Topspiel-Verlierer Arjen Robben: "Es tut mir wirklich leid"
Foto: Martin Meissner/ APAufrichtige Traurigkeit lag in den Zügen von Arjen Robben, als er eine halbe Stunde nach dem 0:1 des FC Bayern in Dortmund im Münchner Mannschaftsbus verschwand. Sprechen wollte er nicht mehr, vor den TV-Kameras war alles gesagt worden, und dort hatte Robben seine Verzweiflung nur dürftig verbergen können.
Besonders einem Satz, den er mehrfach formulierte, war die Tiefe seines Schmerzes zu entnehmen. "Ausgerechnet in diesem Moment", hatte Robben gemurmelt, nachdem er in der Schlussphase dieses großen Spiels einen Elfmeter vergeben hatte. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, welche Gedanken den Star des FC Bayern in der Nacht danach gequält haben.
Robben ist ein ganz besonderer Fußballer, einer, der Spiele alleine entscheiden kann, der vor allem im Jahr 2010 unglaublich wichtige Tore erzielt hat. Allerdings werden ihm auch Eigensinn und mangelnde Mannschaftsdienlichkeit vorgeworfen, und jetzt häufen sich die Indizien für die These, dass der Holländer kein Mann für jene richtungsweisenden Situationen ist, in denen Kleinigkeiten über Titel entscheiden.

Giganten-Duell: Robben versagen die Nerven
Schon das Finale der WM 2010 verfolgt Robben. Damals war er beim Stand von 0:0 alleine auf den spanischen Torhüter Iker Casillas zugestürmt und war gescheitert. "Oh, viel zu oft sehe ich das noch, ich glaube, das bleibt einem das ganze Leben", hat Robben im vergangenen Sommer in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" erzählt. Künftig wird er wohl auch von zwei Szenen vom Mittwochabend heimgesucht werden.
Dem vergebenen Elfmeter folgte nämlich eine fabelhafte Großchance, als ein Abpraller von der Latte drei Meter vor dem Tor vor seinen Füßen landete. Doch Robben drosch den Ball weit über das Tor. "Es tut mir wirklich leid, für die Mannschaft und für die Fans", sagte er. Unmittelbar nach dem Spiel hatte er sich in der Fankurve entschuldigt, es ging ihm schlecht in dieser Nacht der Niederlage, die auch eine persönliche Niederlage Robbens war.
Die Mitspieler nahmen den Kollegen zwar öffentlich in Schutz, doch insgeheim wird der eine oder andere denken, was Sebastian Kehl offen aussprach. "Robben hatte heute vielleicht nicht seinen besten Tag", sagte Dortmunds Kapitän, "insofern hat es ganz gut ins Bild gepasst, dass er heute verschießt". Und oben auf der Tribüne polterte Franz Beckenbauer.

Giganten-Duell: Lewandowski, der König von Dortmund
Unter ihm als Trainer hätte Robben den Elfmeter nicht ausführen dürfen, sagte der Ehrenpräsident. "Es hat bei mir das Gesetz gegeben, dass der Gefoulte nicht schießt." Allerdings ist die Fußball-Binsenweisheit, dass Strafstöße häufiger verschossen werden, wenn der gefoulte Spieler selbst antritt, längst statistisch widerlegt.
Und dann gibt es noch die alte Theorie, dass Robben die holländische Krankheit in sich trägt. Niederländische Fußballer neigen ja grundsätzlich dazu, trotz fantastischer Voraussetzungen im falschen Moment die Kaltblütigkeit zu verlieren. So langsam wird dies auch zum Leitmotiv in der Karriere des Arjen Robben.
Sicher, er hat nationale Titel mit Eindhoven, Chelsea, Real Madrid und dem FC Bayern gewonnen, aber an der Niederlage im WM-Finale 2010 war er entscheidend beteiligt. Und im verlorenen Champions-League-Endspiel gegen Inter Mailand vor zwei Jahren wirkte er nach grandiosen Viertel- und Halbfinalauftritten plötzlich gelähmt und blieb völlig wirkungslos. Dabei haben die Bayern doch immer von sich behaupten können, in den entscheidenden Augenblicken besonders effizient zu sein. In die Robben-Ära beim Rekordmeister fällt irgendwie auch der Verlust des guten alten Bayern-Dusels.
Ein konkreter Vorwurf an den Linksfuß lässt sich daraus aber kaum konstruieren, wahrscheinlich leidet er selbst am meisten unter dem Versagen. Er schämte sich regelrecht für die vergebenen Chancen, "peinlich" sei ihm der fatale Fehlschuss, meinte er, und er hatte den Elfmeter ja auch selber herausgeholt. Immerhin gibt es zum Trost noch eine Champions-League-Saison, ein Pokalfinale und eine Europameisterschaft. Gelegenheit genug also, das Bild zu korrigieren.
Oder die Chance, weitere fußballerische Traumata zu sammeln.