Bestechung "Schwarze Pfeifen"

Korruption im chinesischen Profifußball: Etliche Schiedsrichter haben Geld von Vereinen angenommen und Ligaspiele manipuliert.

Peking - Wie der chinesische Fußballverband jetzt zerknirscht zugeben musste, sind zahlreiche seiner Schiedsrichter bestechlich. Das berichtet das englischsprachige KP-Organ "China Daily" am Donnerstag auf Seite eins. Die "schwarzen Pfeifen" hätten "die Gefühle von fast 400 Millionen Fans im ganzen Land verletzt" und der Fußball-Industrie schwer geschadet.

Eine Untersuchungskommission hatte in den letzten Monaten insgesamt 50 verdächtige Unparteiische verhört. Dabei gestanden etliche, in der letzten Saison von Vereinen abkassiert zu haben. Einige haben das Geld inzwischen reumütig zurückgegeben. Geschoben wurden offenkundig vor allem Aufstiegsspiele von der Zweiten in die Erste Liga Chinas.

"Die Fans werden betrogen"

Zwei Zweitliga-Vereine, Jili aus der Provinz Guangdong (Kanton) und Lucheng aus der Provinz Zhejiang, haben inzwischen zugegeben, den Referees über Mittelsmänner Geld zugesteckt zu haben. Jili investierte in der vorigen Saison insgesamt 400.000 Yuan (rund 54.000 Euro) für die "Betreuung" von Schiedsrichtern. Jili gehört einem Autokonzern, der sich nach dem verpassten Aufstieg in die Erste Liga aus dem Fußballgeschäft zurückgezogen hat. Frustriert gestand der Chef der Firma, Li Shufu: "Chinas Fußball ist zu schmutzig. Es gibt kein einziges faires Spiel. Die Fans werden betrogen. Wir haben Zehntausende bezahlt, um die Schiedsrichter zu bestechen."

Seit 1994 wird in China professionell Fußball gespielt. Inzwischen ist die Liga zu einem Multi-Millionen-Dollargeschäft gediehen, bei dem sich in- und ausländische Konzerne beteiligen. Im letzen Jahr qualifizierte sich die Männernationalmannschaft für die Teilnahme bei den Weltmeisterschaften im Juni in Südkorea und Japan. Vom Boom haben viele profitiert, die Schiedsrichter nicht. Vom Verband erhalten sie gerade mal 108 bis 135 Euro Entgelt pro Wettkampfeinsatz. Zum Vergleich: Ein deutscher Schiedsrichter bekommt vom Deutschen Fußball-Bund 3000 Euro pro Spiel gezahlt, seine beiden Assistenten jeweils 1500 Euro.

Dass Fußballspiele in China manipuliert werden und auch Spieler das eine oder andere Mal die Hand aufhalten, ist seit langem ein offenes Geheimnis. Der Pekinger Erstliga-Club "Guoan" hatte nach dubiosen Entscheidungen von Schiedsrichtern bereits einmal damit gedroht, nicht mehr anzutreten. Andere Spieler beklagten "Mafiaverhältnisse" in den Stadien. Der Fußballverband hat nun angekündigt, geständigen Sündenböcken vergeben zu wollen. Gleichwohl zerbrechen Juristen sich derzeit die Köpfe darüber, ob "schwarze Pfeifen" sich nach chinesischem Gesetz überhaupt strafbar machen, da sie weder Beamte noch Angestellte sind.

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