BVB-Sieg in Freiburg Endlich souverän

Beim klaren Sieg in Freiburg spielte Borussia Dortmund wie ein Champions-League-Teilnehmer. Vor allem Nationalspieler Marco Reus näherte sich seiner alten Bestform an.
Von Philipp Winterhalter
Dortmunder Jubeltraube nach dem Sieg in Freiburg

Dortmunder Jubeltraube nach dem Sieg in Freiburg

Foto: THOMAS KIENZLE/ AFP

Um 17.22 Uhr gab es kein Halten mehr. Ohrenbetäubender Jubel hallte durch das Schwarzwaldstadion, als der Mann mit der Rückennummer neun nach kluger Flanke von Julian Schuster den 3:1-Siegtreffer für Freiburg erzielte. Perfekt war eine unerwartete Niederlage für den großen Favoriten aus Dortmund, der sich vorher dementsprechend siegessicher gegeben hatte.

So in etwa trug es sich vor fast sieben Jahren zu, als am 8. Mai 2010 zuletzt ein Freiburger Team gegen den BVB gewinnen konnte. Nun, am Fastnachts-Samstag des Jahres 2017, bot sich allerdings ein ganz anderes Bild: Auf beiden Längsseiten des Stadions waren schon Tausende Freiburg-Fans gegangen, als Schiedsrichter Daniel Siebert abpfiff. Die Nordtribüne, auf der die treuen SC-Fans stehen, applaudierte artig dem Verlierer, während die gut 4000 Dortmund-Sympathisanten ihrer Freude freien Lauf ließen. 3:0 hatte ihr BVB leicht und locker gewonnen und somit dem Sportclub die zwölfte Niederlage gegen Dortmund in Folge beigebracht.

Bei einer Bilanz von nunmehr 5:38 Toren aus Freiburger Sicht übrigens, die wohl rekordverdächtig wäre, wenn der HSV so eine niederschmetternde Bilanz nicht locker schon nach vier Auswärtsspielen in der Allianz-Arena hinbekommen würde.

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Bundesliga: Tor! Tor! Tor! Tor! Tor! Tor! Tor! Tor!

Foto: Andreas Gebert/ dpa

Es war ein ausgesprochen einseitiger Nachmittag, bei dem eine spielfreudige, aber auch taktisch und kämpferisch weit überlegene Dortmunder Mannschaft auf ein Freiburger Team traf, das diesmal nicht zeigen konnte, warum es in dieser Saison gegen Hochkaräter wie Schalke, Leverkusen oder die Bayern schon auf Augenhöhe agiert hatte.

Dortmund musste sich eigentlich nur einen Vorwurf gefallen lassen: den, aus der eklatanten Überlegenheit nicht vier, fünf, sechs oder gar noch mehr Tore gemacht zu haben. Auf Seiten des Gegners hätte sich auch dann wohl niemand über ein ungerechtes Ergebnis beklagt. Schon gar nicht Linksverteidiger Christian Günter, der das Spielgeschehen prima zusammenfasste: "Man hatte heute einfach immer das Gefühl, zwei Gegenspieler gegen sich zu haben."

Angesichts des ungleichen Duells war es dann auch ein wenig überraschend, dass sich Christian Streich nach der Partie die Schuld für den Spielverlauf gab. "Der Fehler lag bei mir", sagte Freiburgs Trainer. "Ich hätte abgehen müssen vom 4-4-2, habe das aber nicht getan in der Vorbereitung auf das Spiel und habe damit falsch gehandelt." Tatsächlich wäre ein Fünfer-Mittelfeld vielleicht das bessere Mittel gewesen, dem eklatanten spielerischen Übergewicht der Dortmunder etwas mehr Kompaktheit entgegenzusetzen. Aber wirklich geändert hätte das wohl nichts.

Partie machte einen Klassenunterschied deutlich

Zu deutlich war der Klassenunterschied zwischen den Freiburgern, bei denen nicht nur der früh ausgewechselte Onur Bulut (24.) reichlich neben der Rolle war, und den Dortmundern, die wie aus einem Guss aufspielten. Marco Reus zeigte beispielsweise eine überragende Partie, war immer anspielbar und ballsicher und damit der Beste in einem Team, das sich kaum einmal einen Fehlpass leistete und sich ganz auf das Spiel nach vorne konzentrieren konnte, weil in der Defensive kaum einmal Gefahr drohte.

Pierre-Emerick Aubameyang, der Reus insgesamt kaum nachstand, erzielte nach der frühen Führung durch Sokratis (13.) zwei Tore (55./70.), die bestens zu diesem Spiel passten. Nach schnellem, schnörkellosem Spiel in die Spitze über drei, vier Stationen, musste er jeweils nur noch die Fußspitze hinhalten, als ihm Reus und Erik Durm die Pässe serviert hatten. Es waren seine Saisontreffer 18 und 19. Höchstens ärgerlich für ihn, dass parallel auch Robert Lewandowski dreimal traf und mit ihm gleichzog.

In der Form von Samstag traut man Aubameyangs Mannschaft ohne jede Einschränkung zu, dass sie in der kommenden Saison wieder in der Champions League spielen wird. Vielleicht hatte Thomas Tuchel nach dem Spiel ja auch deshalb nicht das Geringste an diesem Nachmittag auszusetzen. "Wir waren hellwach, in unseren Aktionen sauber und haben mit der nötigen Schärfe und Ernsthaftigkeit gespielt", freute sich der Dortmunder Trainer.

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