Dortmund-Sieg gegen Hannover Der wahre Gewinner

Mahmoud Dahoud
Foto: PATRIK STOLLARZ/ AFPZu behaupten, Mahmoud Dahoud, sei in der Öffentlichkeit wortkarg, ist übertrieben. Auch nach dem 1:0-Sieg gegen Hannover 96 verließ der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund wieder wortlos den Kabinentrakt. Eine kurze Mitteilung folgte später schriftlich: "3 Points", war bei Instagram zu lesen, mit einem Haken versehen.
So lässt sich das Spiel ganz gut zusammenfassen, denn von glamourösem und spektakulärem Fußball ist der BVB viel weiter entfernt als von dem Saisonziel, wieder in der Champions League spielen zu dürfen. Der Vorsprung auf Bayer Leverkusen auf dem fünften Tabellenplatz ist auf vier Punkte angewachsen.
Es ist allerdings inzwischen angebracht, mal ein paar Worte über diesen Mahmoud Dahoud zu verlieren. Michael Zorc tat das. "Er wird immer mehr zum Taktgeber im zentralen Mittelfeld", sagte Dortmunds Sportdirektor. Dahoud sei jemand, der "sich nie versteckt", der "auch in schwierigen Situationen den Ball fordert" und der "immer sicherer wird".
Vieles von dem, was die Verantwortlichen von Borussia Dortmund in dieser Saison über ihre Angestellten im Trainerstab und Spielerkader behaupteten, war zumindest diskutabel. Gegen Zorcs Beschreibung, wie sich Dahoud entwickelt, war kaum etwas einzuwenden.
Lange Anlaufzeit für Dahoud
Etwa zwölf Millionen Euro hatte die Borussia aus Dortmund vor der Saison an die aus Mönchengladbach gezahlt, um Dahoud zu verpflichten. Das galt als akzeptabler Preis für einen talentierten und begehrten Mittelfeldspieler. Es hieß, dass auch Jürgen Klopp vom FC Liverpool Interesse gezeigt habe, der - das wissen sie in Dortmund zu gut - auf junge, dynamische Spieler steht, die leidenschaftlich den Ball und den Gegner jagen. Der BVB hat zwar inzwischen seinen Stil verändert, aber einer wie Dahoud schien sehr nützlich zu sein hinter den offensiven Mittelfeldspielern, die eher für die feine Art des Fußballs bekannt sind.
Dahoud kam zu Saisonbeginn unter Peter Bosz auch häufig zum Einsatz, und als es unter dem ehemaligen Trainer mal lief, lief es auch ein paar Mal bei Dahoud. Doch an den schwachen Tagen kamen erhebliche Zweifel auf, ob der U21-Europameister von 2017 die richtige Wahl war. Zu fahrig wirkte er bisweilen, seine Pässe fanden zu selten einen Mitspieler. Deshalb saß Dahoud häufiger auf der Bank, an drei Spieltagen der Bundesligasaison gar nur auf der Tribüne, obwohl er gesund war.
Zu Beginn der Rückrunde, Peter Stöger war erst seit ein paar Wochen der neue Trainer, begann eine ganz schwierige Phase. Dahoud machte einfach keine Fortschritte. Sie endete beim 1:1 in Leipzig Anfang März, als der 22-Jährige das Tor von Marco Reus vorbereitete, noch mehr aber durch seine aggressive Art gefiel.

Dahoud überzeugte gegen Leipzig
Foto: THILO SCHMUELGEN/ REUTERSAm folgenden Spieltag gegen Frankfurt überzeugte Dahoud wieder, allerdings ging er auch kopflos in manchen Zweikampf, nachdem er schon eine Gelbe Karte gesehen hatte. Stöger musste ihn zur Pause vom Platz nehmen, was dem Spiel des BVB trotz des 3:2-Sieges nicht guttat. Das Zweikampfverhalten ist eine Schwäche Dahouds, an der er arbeiten muss. Deutlich mehr als die Hälfte der direkten Duelle gehen für ihn durchschnittlich verloren.
Gegen Hannover blieb Dahoud ohne Verwarnung, sonst wäre er auch nach der Länderspielpause in der Partie beim FC Bayern gesperrt gewesen. Wieder gewann er gerade ein gutes Drittel seiner Zweikämpfe, aber das schmälerte den Eindruck kaum: Dahoud war der, den die Mitspieler suchten, der mutig nach vorn spielte, dribbelte und vier Mal aufs Tor schoss. Hannovers Torwart Philipp Tschauner verhinderte zwei Mal mit guten Paraden das erste Tor für Dahoud im Dortmunder Trikot.
"Er hat jetzt ein paar Spiele am Stück gemacht, das dürfte ihm gutgetan haben", sagte Stöger, "Mo ist auf einem sehr guten Weg." Er habe ihm zu Beginn des Weges "ganz einfach auch mal Ruhe gegeben", ihm gesagt, er müsse "sein Spiel verfeinern" und "klarer in den Aktionen werden".
In dem weiterhin fragilen Gebilde Borussia Dortmund wirkt Mahmoud Dahoud derzeit sehr stabil. Sportdirektor Zorc ist "zu 100 Prozent davon überzeugt: Mo wird seinen weg bei uns machen."