Schiedsrichter-Ärger bei Dortmund-Hoffenheim "Unfassbare Fehlentscheidungen"

Dortmunds Marco Reus
Foto: imagoEigentlich hatte man sich auf ein Wochenende gefreut, an dem die Leistungen der Spieler im Vordergrund stehen - und nicht die der Schiedsrichter. Doch der junge Referee Benjamin Brand tat den Zuschauern am Freitagabend diesen Gefallen nicht. Nach dem fantastischen 2:2 zwischen Hoffenheim und Dortmund kreisten doch wieder alle Diskussionen um den Referee. Und das aus gutem Grund.
Es waren vor allem zwei Entscheidungen, die den BVB-Tross so sehr verärgerten, dass Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von "unfassbaren Fehlentscheidungen" sprach. Tatsächlich war dem zwischenzeitlichen 2:1-Führungstreffer durch Hoffenheims Sandro Wagner ein Schubser mit beiden Händen vorausgegangen. So hatte der 29-Jährige seinen Gegenspieler Sven Bender entscheidend aus dem Gleichgewicht gebracht. Wagner, nicht nur in dieser Szene ein Meister des versteckten Fouls, war nach dem Spiel so ehrlich, das auch klar einzugestehen: "Das war ein Foul." Für Referee Benjamin Brand war diese Szene in Echtzeit schwer zu erkennen gewesen.

Bundesliga: Remis-Spektakel in Sinsheim
Dass er nach einem Zweikampf zwischen Nadiem Amiri und Marco Reus, bei dem der Hoffenheimer massiver am Trikot des Gegners zog als der Dortmunder drückte, Gelb-Rot zeigte, war allerdings kaum zu verstehen. Und bei einem halben Dutzend anderer Zweikampf-Entscheidungen hatte man den Eindruck, dass das gesamte Schiedsrichter-Team eher auf Zurufe eines Spielers reagierte als auf das, was es selbst gesehen hatte. BVB-Trainer Thomas Tuchel war also nicht der einzige, der "das Gefühl hatte, dass das Schiedsrichtergespann verunsichert war."
Fußballerischer Hochgenuss in Hoffenheim
Für neutrale Zuschauer war das Spiel allerdings über die meiste Zeit eine reine Freude. Allein im ersten Durchgang zeigten die Hoffenheimer mehr gelungene Kombinationen als es manch schwächere Bundesliga-Mannschaft in allen Spielen der Hinrunde zusammengenommen hinbekommen hat. Und beide Mannschaften legten ein Tempo vor, von dem die meisten Liga-Konkurrenten träumen. Umso beachtlicher war es, wie die Dortmunder sich in ein Spiel zurückkämpften, in dem so viel gegen sie lief.
Gleich zehn verletzte Spieler hatte der BVB zu ersetzen, darunter mit Roman Bürki, Lukasz Piszczek, Sokratis, Gonzalo Castro und Raphaël Guerreiro veritable Leistungsträger. Zudem mussten die Gäste nach Reus' Platzverweis mehr als eine Halbzeit lang mit zehn Mann auskommen. Doch das gelang im zweiten Durchgang bravourös. Während bei Hoffenheim mancher Spieler kaum noch die Wege ging, die man ohne Ball gehen muss, spielte Dortmund noch kompakter als in Hälfte eins, machte die Räume eng und blieb nach vorne gefährlich.
Der BVB verdiente sich das Remis also redlich - wohlgemerkt gegen eine Hoffenheimer Elf, die man in dieser Saison sehr, sehr ernst nehmen sollte. Es ist eine Mannschaft, die spielerische und kämpferische Elemente prima vereint. Ein Team, das unter anderem mit Mark Uth, Kerem Demirbay und Amiri ein paar schnelle Techniker in seinen Reihen hat, das aber - seit Julian Nagelsmann Cheftrainer ist - auch über die nötige Robustheit verfügt, um sich Respekt zu verschaffen, wenn es mal nicht überall glänzt und blitzt.
Ein BVB-Jungstar verzaubert die Zuschauer
Hoffenheim, das als einziges Bundesliga-Team in Ligaspielen immer noch ungeschlagen ist, kann überregional nur dann für Aufsehen sorgen, wenn es fußballerisch für etwas steht. Das gelang phasenweise unter Ralf Rangnick (2006-2011). Und dann jahrelang nicht mehr. Bis Nagelsmann kam.
War sonst noch was? Ein ausverkauftes Stadion. Und damit 30.150 Zuschauer, von denen wohl fast alle denselben Spieler des Tages gewählt hätten: Dortmunds Ousmane Dembélé. Schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit, einen Mann vom Ball zu trennen, der im Kopf schon den Ball weitergepasst hat. Der einen Gegenspieler so aussteigen lassen kann, dass der nicht mal eine Ahnung davon gehabt hat, wo in diesem Moment der Ball gewesen war.
Dembélé, der übrigens erst 19 Jahre alt ist, ist am Freitagabend gefühlte 20 Mal unfair vom Ball getrennt worden. Man mag das verurteilen. Man muss dann aber wissen, dass man ihm anders nicht den Ball abnehmen kann.