Borussia Dortmund holt Trainer Marco Rose Plan A ist aufgegangen

Marco Rose geht zum BVB: Trainer auf Abruf? (Archivbild)
Foto: RHR-FOTO / Dennis Ewert / imago images/RHR-FotoEdin Terzić war nicht zu beneiden. Gerade noch hatte Borussia Dortmunds Trainer sich in einer Medienrunde den Fragen zum anstehenden Champions-League-Spiel gegen den FC Sevilla gestellt, da wurde er keine Stunde später offiziell herabgestuft. Terzić gilt jetzt nicht mehr als der Trainer, der wahrscheinlich seinen Posten nach Ende der Spielzeit räumen muss. Terzić ist nun der Trainer, der seinen Job mit Sicherheit verlieren wird.
Marco Rose von Borussia Mönchengladbach wird nach der Saison auf ihn folgen. Solche Personalwechsel, auch wenn sie seit Monaten als sehr wahrscheinlich galten, werden in der Regel von beiden Parteien zeitgleich kommuniziert. In diesem Fall wurden die Dortmunder von den Gladbachern überrumpelt, als diese den Abgang Roses offiziell verkündeten. Mit reichlich Verspätung teilte der BVB auch der Börse mit, dass Rose seine Zusage gegeben habe. Die Unterschrift fehlt noch. »Alle involvierten Parteien werden nun in der gebotenen Zeit die vertragliche Dokumentation dieses Trainerwechsels abschließen«, heißt es in juristisch sauberem Deutsch.
Die Dortmunder, so ist aus dem Verein zu hören, wussten, dass etwas aus Gladbach kommen würde, nur nicht genau, wann. Dass es noch vor dem Hinspiel im Achtelfinale der Champions League und dem Revierderby in der Bundesliga am Samstag beim FC Schalke 04 passieren würde, ist aus Dortmunder Sicht eher ein Problem. Die Gladbacher dagegen machten reinen Tisch, der die Kommunikationshoheit bedeutet und vor der nervigen Frage nach Roses Zukunft schützt.
Trainer auf Abruf?
Es bleibt aber für sie wie für den BVB die Frage, wie das laufen soll mit einem Trainer auf Abruf.

Kann sich spätestens im DFB-Pokal auf Fragen zu seiner BVB-Zukunft einstellen: Marco Rose
Foto: FABIAN BIMMER / AFPSportlich hakt es bei beiden Klubs. Dortmund muss sechs Punkte aufholen, um sich für die Champions League zu qualifizieren. Für Gladbach wäre es weniger schlimm, die europäische Eliteliga zu verpassen, aber gerade die Niederlage im Derby gegen den 1. FC Köln kostete Rose viel Ansehen bei den Fans.
Ein vorzeitiger Wechsel soll keine Option sein, ist zwar zu hören, aber bei solchen Fragen ist das Fußballgeschäft elastisch.
»Wir freuen uns sehr auf Marco Rose«, sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zum SPIEGEL und fügte an, dass es zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr zu sagen gebe. »Aus Respekt vor allen beteiligten Parteien«, so der BVB in einer Mitteilung , werde er sich erst nach dem Abschluss der Saison wieder »zur sportlichen Zukunft unter der Leitung von Marco Rose« äußern.
Das dürfte interessante Interviewmanöver in den kommenden Wochen geben, vor allem wenn die beiden Borussias am 2. März im Viertelfinale des DFB-Pokals aufeinandertreffen.
Plan A
Marco Rose, vor 44 Jahren in Leipzig geboren, ist schon Dortmunds Wunschtrainer gewesen, als noch Lucien Favre, auch ein ehemaliger Gladbacher, die Mannschaft um Kapitän Marco Reus, den ehemaligen Gladbacher, anleitete. Er soll der Plan A gewesen sein, ohne dass es einen Plan B gegeben haben soll.
Nochtrainer Terzić wird im Dezember zumindest geahnt, wenn nicht gewusst haben, dass der BVB und Rose die Zukunft ab Sommer 2021 gemeinsam planen.
Warum die Dortmunder so scharf auf Gladbachs Trainer sind, wollen sie weiterhin öffentlich verschweigen. Die Erfolge sprechen aber für sich. Rose führte die U19 von RB Salzburg zum Sieg in der Youth League, die Profis erstmals in die Champions League. Der Stil aus der Schule von Ralf Rangnick und Jürgen Klopp mit aggressivem Pressing und direktem Weg zum Tor machte den Trainer für viele deutsche Bundesligisten attraktiv. Gladbach erhielt 2019 den Zuschlag. Über den vierten Platz in der Bundesliga ging es in die Champions League. Dort überstand Roses Mannschaft die Gruppenphase trotz einer schweren Auslosung, im Achtelfinale ist Manchester City der Gegner.

Bald in Dortmund vereint: Marco Reus und Marco Rose
Foto:Norbert SCHMIDT / imago images/Norbert Schmidt
Roses Fußball ist in der deutschen Bundesliga flexibler geworden. Er ändert häufiger den Plan, passt sich den Gegnern an, ohne den eigenen Stil zu leugnen.
Rose, der Bessermacher?
Ob er die Fans mitnimmt, wenn sie denn wieder ins Stadion dürfen, ob er sie begeistern kann, das ist schwierig zu prognostizieren.
Die Sehnsucht beim BVB ist groß, dass sie mal wieder einen Trainer bekommen, der es über viele Jahre schafft, mit den Fans, der Mannschaft und den Vorgesetzten klarzukommen.
Im Sommer wird es hauptsächlich darum gehen, die Mannschaft weitestgehend zusammenzuhalten. Im Fall von Jadon Sancho dürfte das sehr schwierig werden, bei Erling Haaland droht ein Abgang, sollte der BVB die Champions League verpassen. Roses Aufgabe wird es vordringlich sein, gute Fußballer wieder an ihre Leistungsgrenze zu führen: Giovanni Reyna, Julian Brandt, Manuel Akanji, Reus. In Gladbach entwickelten sich einige Spieler positiv: Florian Neuhaus, Jonas Hofmann, Ramy Bensebaini.
Aus sehr guten Möglichkeiten das Beste herausholen zu können, das dürfte abseits der besseren Verdienstmöglichkeit den Reiz für Marco Rose ausmachen. Vielleicht auch, dass der BVB ihn seit Monaten als Plan A, und nur als den, umgarnt.